Robert Lewandowski war schon in eine milde katalanische Nacht entschwunden, als Hansi Flick seinen feuersprühenden Zauberzirkus sogar über die Sextuple-Elf des FC Bayern stellte. "In dieser Qualität, wie hier jeder arbeitet", sagte der deutsche Trainer des sagenhaft starken FC Barcelona, "habe ich das in meiner gesamten Trainerlaufbahn noch nicht gesehen."
Lewandowski, 36, räumte den Silberball für den Spieler des Spiels ab, "Mister MVP!", riefen die Social-Media-Kanäle des Vereins dem Doppeltorschützen hinterher. Aber war der 19 Jahre jüngere Lamine Yamal nicht noch besser gewesen, irre schnell, göttlich ballbegabt, trickreich wie ein Illusionskünstler? Oder Raphinha, zielstrebig, traumwandlerisch sicher, Torschütze UND Vorbereiter? Sie alle fügen sich zu einem Kollektiv, in dem Magie entsteht.
"Da sind alle weltklasse"
Flick wollte sich gar nicht entscheiden müssen. Im Wissen, dass seine Mannschaft beim 4:0 (1:0) gegen Borussia Dortmund im Viertelfinal-Hinspiel großes Show-Theater aufgeführt hatte, richtete er den Blick auf die nächsten Vorstellungen. Die wichtigste wäre selbstverständlich das Finale der Champions League, in, haha: München! "Wir sind bis hierhin gekommen, aber wir wollen den Weg weitergehen", sagte Flick, bevor er sich über die wenigen fehlenden Prozentpunkte zur Perfektion ausließ.
Gegen die Euphorie, die vom Montjuic über die ganze Stadt rollte, war aber jeder Damm chancenlos. "Flicks Team weckt Gefühle, die Barca-Fans seit den glorreichen Tagen unter Pep Guardiola und Luis Enrique nicht mehr gespürt haben", jubelte die Sportzeitung AS: "Und Messi." Die Konkurrenz von Sport zählte die Tugenden eines "epischen Abends" auf. "Ekstase. Euphorie. Perfektion. Glaube. Hunger."
Als Flick bescheiden von den Dingen sprach, "die wir noch falsch machen", mag Niko Kovac sich gedacht haben: Welche denn, bitteschön? "Das ist Extraklasse, das ist Weltklasse", schwärmte der BVB-Trainer nach einer 90-minütigen Vorführung während seiner Pressekonferenz. "Da ist nicht nur einer weltklasse, da sind alle weltklasse."
"Eine unglaubliche Atmosphäre im Team"
Einer von ihnen ist immer noch: Lewandowski. Unglaubliche 29 Tore in 28 Spielen gegen den BVB hat er erzielt, seit er die Dortmunder 2014 verließ. 27 in 26 für Bayern - und jetzt auch zwei in zwei für Barcelona. "Das Spiel war eine große Leistung von uns", sagte er, hängte aber brav an: "Es gibt noch ein Rückspiel."
Auch in diesem wird Hansi Flick wohl gewahr werden, welch außergewöhnliche Ansammlung Hochtalentierter er da versammelt hat. "Ich genieße es total, mit meinem Trainerteam und dieser Mannschaft arbeiten zu können", sagte er, "wir haben im Team eine unglaubliche Atmosphäre."
Die allein garantiert noch keine Titel. Aber Flick hat in dieser Saison bereits den nationalen Supercup gewonnen, in der Champions League sieht es hervorragend aus, seine Mannschaft ist Liga-Tabellenführer und steht im Pokalfinale. Im Juli folgt die Klub-WM, der UEFA-Supercup wird im August ausgespielt.
Wieviele Pokale können es also werden? Ach ja. Sechs. Wie einst in München.
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