Den Pokal hielten die beiden Freunde gemeinsam hoch. Carney Chukwuemeka und Jamie Gittens kannten sich schließlich vor dem EM-Finale 2022 mit der englischen U19 schon ewig bestens.
"In sehr, sehr jungem Alter, in der U11 oder so, haben wir bereits mit unseren Vereinen gegeneinander gespielt", berichtet Chukwuemeka – und so teilen sie heute noch den Freundeskreis. Doch vor der "Woche des Wahnsinns" bei Borussia Dortmund hat Chukwuemeka seinen Kumpel als Hoffnungsträger abgelöst.
Auch Gittens traf zwar als Joker beim SC Freiburg am Samstag, allerdings hatte er zuvor wochenlang keine wichtige Rolle mehr gespielt. Chukwuemeka dagegen, mit 21 der ein Jahr ältere, trat pünktlich zum Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League beim FC Barcelona am Mittwoch (21 Uhr/DAZN) ins BVB-Rampenlicht. Er schoss in Freiburg sein erstes Bundesliga-Tor, ein weiteres bereitete er wunderbar vor.
Match-Center: Barcelona vs. Dortmund
"Gott tat es für mich"
Allzu überschwängliches Lob würde Chukwuemeka, als Chelsea-Leihspieler Mitglied der berüchtigten "loan army", allerdings strikt ablehnen. Er würde es sogleich an die höchste Instanz weiterreichen.
Stets dankt er in seinen zumeist kurzen Einlassungen für Gottes Gnade und Segen, auch jetzt für das Premierentor. In einem runden Rahmen steht bei Instagram sein Leitbild: "Sie haben gesagt, ich könne es nicht tun. Daher betete ich, und Gott tat es für mich."
Chukwuemeka ist ein Sohn nigerianischer Eltern. Er wurde im österreichischen Eisenstadt geboren, wuchs aber in England in Northampton auf. Er ist für den BVB erst mal ein Glücksfall. "Brutal stark" nannte ihn Torhüter Gregor Kobel, Pascal Groß ("Er kann uns helfen") und Niko Kovac schlossen sich an: "Wir haben einen tollen Fußballer dazugewonnen." Doch für wie lange?
Unbestimmte Zukunft
Im Sommer müssen die Dortmunder entscheiden, was sie dem FC Chelsea schicken wollen. Entweder einen Spieler mit enormem Potenzial, der sich bei ihnen entwickelt hat. Oder 35 Millionen Euro fürs Ziehen einer Kaufoption, was im Moment illusorisch erscheint. Zumindest für die Klub-WM soll er noch bleiben: Danach würde der Mittelfeldspieler wohl von London aus an seine nächste Reifungsstation geschickt werden.
Chukwuemeka steht in der Tradition englischer Top-Talente, die den BVB als Sprungbrett in die weite Welt genutzt haben. Jadon Sancho, Jude Bellingham, bald vielleicht Jamie Gittens. Und er selbst? Es sieht danach aus. "Ich spiele ohne jede Angst, ich dribble, ich passe, ich leite weiter, ich schieße", sagt Chukwuemeka. Und dann? "All glory to God!"
Schon als Chelsea ihn von Aston Villa holte, war Chukwuemeka ein Versprechen. "Eines der größten Talente des gesamten Landes" habe er verpflichtet, rühmte sich der Klub: "Seine Qualität im Ballvortrag und sein Auge für den entscheidenden Pass haben seinen steilen Aufstieg rasant beschleunigt." Das bemerkten später auch die BVB-Scouts.
Nun soll Chukwuemeka zur "Geheimwaffe" gegen den FC Barcelona werden, womöglich auch zwischendrin in der Bundesliga beim FC Bayern München. Ist das nicht ein wenig viel Druck? Nein, würde Carney Chukwuemeka wohl sagen: Das wird alles ohnehin ganz oben geregelt.