Zerreißprobe um Wittmann und Hopp in Hoffenheim: Der Machtkampf spitzt sich zu

Die TSG Hoffenheim kommt trotz sportlicher Erfolge derzeit nicht zur Ruhe.
Die TSG Hoffenheim kommt trotz sportlicher Erfolge derzeit nicht zur Ruhe.ČTK / imago sportfotodienst / Eibner-Pressefoto/Wolfgang Frank

Drei Siege in Serie, die beste Auswärtsmannschaft der Bundesliga - und plötzlich mitten im Europacup-Rennen statt im Abstiegskampf: Sportlich könnte es für die TSG Hoffenheim derzeit kaum besser laufen. Doch der einst so idyllische Dorfverein kommt nicht mehr zur Ruhe. Hinter den Kulissen brodelt seit langer Zeit ein Machtkampf, der nach der Affäre um den gut mit Mäzen Dietmar Hopp befreundeten Spielerberater Roger Wittmann nun offenbar die nächste Eskalationsstufe erreicht hat.

Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, gibt es in der Geschäftsführung wohl schon wieder ein kräftiges Stühlerücken. Demnach könnte die Hälfte des aktuellen Personals ihren Job verlieren. Laut kicker, Bild und Rhein-Neckar-Zeitung sollen mit Markus Schütz der Vorsitzende der Geschäftsführung sowie mit Frank Briel der Finanzchef unmittelbar vor dem Aus stehen.

Eine Bestätigung hierfür stand zunächst aus. Zuvor hatte die TSG mit Peter Görlich, Alexander Rosen, Denni Strich und Jan Mayer bereits vier Geschäftsführer in den vergangenen fünf Jahren verschlissen.

Konflikt um Hopp und Wittmann eskaliert

Schütz und Briel dürfte nun die Schlammschlacht um Spielerberater Wittmann, dem Beleidigungen und eine Drohung gegen die Geschäftsführung vorgeworfen wurden, zum Verhängnis geworden sein. Die beiden galten als Hauptinitiatoren zur Verhängung des Haus- und Stadionverbots für den im Kraichgau seit Jahren überaus einflussreichen wie auch umstrittenen Wittmann und dessen Agentur ROGON.

Dies hatte für großen Unmut bei Hopp gesorgt. Der Gesellschafter und Mäzen hatte das erlassene Stadionverbot als "große Schweinerei" bezeichnet und seinem Freund Unterstützung zugesichert.

Nachdem Wittmann mit seinem Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen das Stadionverbot vor dem Landgericht Heidelberg Mitte September Erfolg hatte, zeigten sich Hopp und der Spielberater auch gleich wieder gemeinsam in der PreZero Arena.

Das Verhältnis von Hopp zu Schütz und Briel wurde durch diesen schmutzigen Prozess nachhaltig beschädigt, nun waren die Wogen offenbar endgültig nicht mehr zu glätten. Zwar hatte Hopp vor einiger Zeit seine Stimmenmehrheit an den e.V. zurückgegeben und hält nur noch 49 Prozent, dennoch ist er als Geldgeber und "Vater" des einstigen Aufstiegs bis in die Bundesliga weiter extrem einflussreich.

Hoffenheim: Sportlicher Aufschwung in Gefahr

Demnach war klar, dass es in der aktuellen Konstellation kaum länger gut gehen kann. Nach dem wohl beschlossenen Aus von Schütz und Briel bleiben von den vier Führungskräften nur noch Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker und Marketing-Geschäftsführer Tim Jost übrig.

Insbesondere wie Schicker auf die neue Eskalationsstufe reagiert, dürfte spannend werden. Schließlich steht nicht zuletzt er mit seiner Neuausrichtung für den jüngsten sportlichen Aufschwung.

Auf seine gute Arbeit sollen auch andere Klubs bereits aufmerksam geworden sein, angeblich buhlt Jürgen Klopp als "Head of Global Soccer" des Imperiums von Red Bull um ihn als neuen starken Mann bei Red Bull Salzburg. Nicht nur wegen der jüngsten Querelen wird sich Schicker über seine Zukunft im längst nicht mehr so ruhigen Kraichgau vermutlich ganz genau Gedanken machen.