Xabi Alonsos x-te Lobeshymne auf Florian Wirtz und dessen "genialen Moment" ging fast unter. Vielmehr ließ der Trainer von Bayer Leverkusen mit der Erklärung zu den dreckigen Siegen aufhorchen, die dem Double-Gewinner im Winter-Endspurt allmählich das verloren geglaubte Selbstverständnis der Meistersaison zurückbringen.
Das glanzlose 2:1 (2:0) gegen den FC St. Pauli sei zwar "nicht spektakulär" gewesen, betonte der Spanier, "aber wir waren intelligenter."

Bei den Einlassungen schwirrte Alonso auch noch der 5. Oktober durch den Kopf, als Leverkusen gegen den Aufsteiger Holstein Kiel (2:2) eine frühe Zwei-Tore-Führung im eigenen Stadion leichtfertig hergeschenkt hatte. Nun, knapp zwei Monate später, liegt zwar ein trister Herbst, aber auch ein erfolgreicher Lernprozess hinter der Werkself. Gegen St. Pauli glänzte Bayer schließlich selten, brachte die frühe Führung aber über die Zeit und feierte den fünften Pflichtspielsieg in Serie.
Match-Center: Leverkusen vs. St. Pauli
Im Stile einer Top-Mannschaft
"Nach Kiel haben wir darüber gesprochen, wie man mit mehr Intelligenz spielen kann", betonte Alonso. Das Team habe bislang "in solchen Situation nicht so viele gute Erfahrungen gemacht". Und dennoch eilt die Werkself nach dem wackligen Start kurz vor Weihnachten von Sieg zu Sieg - und behält die Bayern im Blick. Aber, das stellte Alonso fest, "wir müssen kämpfen für die Punkte."

Insbesondere nach dem Pokalcoup in München (1:0) sei es wichtig gewesen, den Fokus wieder voll auf die Pflichtaufgabe in der Liga zu legen. "Auch nach diesen Topspielen musst du zeigen, dass du eine Top-Mannschaft bist", sagte Abwehrchef Jonathan Tah: "Das haben wir über weite Strecken gemacht."
Gegen St. Pauli bestätigte sich das, was Robert Andrich ("Wir gewinnen wieder die dreckigen Dinger") bereits nach dem Sieg bei den Bayern klargestellt hatte. Wirtz verzauberte beim sehenswerten Führungstreffer seinen Trainer ("Er gibt uns diese Extra-Qualität"), Tah legte per Kopf schnell nach, doch viele Glanzpunkte setzte Leverkusen im ökonomischen Verwaltungsmodus sonst nicht.
Am Dienstag gegen Inter
Womöglich lag es auch ein Stück weit an den Personalsorgen. Ohne Victor Boniface und Patrik Schick, der gegen Inter Mailand in der Champions League am Dienstag zurückkehren könnte, fehlte ein echter Mittelstürmer. Und so war statt eines ruhigen Nachmittags mit vielen Toren diesmal nach dem Gegentreffer in der Schlussphase noch Zittern angesagt.
"Wir haben es nicht geschafft, die Tür zuzumachen", erklärte Tah. Und dennoch wolle er "nicht das ganze Spiel schlechtreden aufgrund der letzten 15 Minuten. Ich sehe da definitiv einen Fortschritt". Schon mehrmals hatte Bayer in dieser Spielzeit Führungen aus der Hand gegeben, doch inzwischen fallen weniger Gegentore, die Abwehr steht stabiler, und die Fragezeichen sind allmählich verblasst.
"Klar war das nicht immer perfekt", gab Kapitän Lukas Hradecky zu. Und dennoch, ergänzte Tah, bringe es "Selbstvertrauen, dass wir wieder mehr Spiele gewinnen und in diesem 'winning flow' sind."