Nach seiner historischen Krönung zum König des Hunderter-Klubs genoss Harry Kane die Huldigungen des Fußball-Volkes. Allerdings nicht auf dem Oktoberfest - Harry I. wollte an einem "entspannten Tag durch München schlendern, mit der Familie chillen" und seine sensationelle Bestmarke genießen.
"Es ist verrückt, auch für mich", sagte der Stürmerstar des FC Bayern über das Rekordtempo, mit dem er den Meilenstein von 100 Toren für die Münchner erreicht hatte: Nur 104 Pflichtspiele benötigte "King Harry", so schnell war im 21. Jahrhundert kein anderer in Europas Top-Ligen. Nicht mal Cristiano Ronaldo oder Erling Haaland, die jeweils 105 Spiele benötigt hatten.
"Es ist eine Ehre, 100 Tore für einen Verein wie Bayern München zu schießen. Das in Rekordzeit zu schaffen, macht mich extrem stolz", sagte Kane nach seinem Doppelpack beim locker-leichten 4:0 (2:0) gegen Werder Bremen. "Wenn ich älter bin", ergänzte er schmunzelnd, werde er sicher seinen "Kindern und Enkeln" von dieser Heldentat erzählen. Als kleine Gedankenstütze packte Kane das beige-grüne Wiesn-Trikot in den Rucksack, "ein Unikat".
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Premier-League-Rückkehr kein Thema
Doch Kane wäre nicht Kane, wenn er nicht sofort die nächsten Höhen ins Visier genommen hätte. "Ich will sehen, wie schnell ich die nächsten 100 Tore schießen kann. Hoffentlich noch schneller", sagte er. Auch der Bundesliga-Rekord von Robert Lewandowski (41 Tore 2020/21) sei "möglich", meinte er selbstbewusst: Wie der Pole damals steht Kane nach fünf Spielen bei unfassbaren zehn Treffern.
Eine andere reizvolle Marke hat Kane von seiner "bucket list" gestrichen: Der Premier-League-Rekord von Alan Shearer (260), von dem ihn 47 Treffer trennen, sei nicht mehr in seinem Kopf, bekannte er. Die Spekulationen um eine mögliche Rückkehr? "Gerüchte", sagte Kane, "ich habe kein Heimweh."
Stattdessen machte er den Bayern Hoffnungen auf eine Vertragsverlängerung über 2027 hinaus. "Darüber können wir sicher reden", sagte der 32-Jährige: "Ich denke, sie sind zufrieden mit mir, und ich bin zufrieden mit ihnen. Solche Gespräche könnten stattfinden..."
Und so haben die Bosse keine Sorge, ihr Superstar könnte demnächst woanders Rekorde knacken. "Ich habe ihn ja gerade in der Kabine gesehen", berichtete Vorstandschef Jan-Christian Dreesen zufrieden, "und da machte er einen verdammt fröhlichen Eindruck. Ich habe nicht das Gefühl, dass er gerade über andere Dinge als den FC Bayern nachdenkt." Sportdirektor Christoph Freund meinte: "Ich glaube und hoffe, dass er noch lange beim FC Bayern ist."
Bayern haben sich Respekt zurückgeholt
Warum auch nicht? Kane genießt von Trainer Vincent Kompany und in der Mannschaft riesige Wertschätzung. "Es ist außerordentlich, was er für uns geleistet hat, dieser Rekord ist einmalig", schwärmte Kapitän Manuel Neuer.
Joshua Kimmich sekundierte: "Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben. Nicht nur wegen seiner Tore, sondern auch als Charakter auf und neben dem Platz. Wie er sich reinhaut, ist außergewöhnlich." Der junge Tom Bischof, gegen Bremen herausragend, ergänzte: "Er ist Wahnsinn, er ist brutal."

Weil auch Kanes Sturmpartner Luis Díaz immer besser ins Rollen kommt, Alternativen wie Bischof funktionieren und bald weitere Topspieler wie Jamal Musiala zurückkommen, sehen die Münchner ihre Zukunft rosarot. Die Gegner hätten wieder "Respekt", meinte Neuer, weil es "nicht schön ist, gegen den FC Bayern zu spielen".
Diese Bayern, bilanzierte Kimmich augenzwinkernd auch mit Blick auf "Wiesen-Muffel" Kane, dürften sich auf dem Oktoberfest durchaus "mal blicken lassen".