Vorbild NFL: "Auswärtsspiele" kommen - Bundesliga verweigert sich

Aleksander Ceferin will die Spiele zur Ausnahme machen.
Aleksander Ceferin will die Spiele zur Ausnahme machen. Matthieu Mirville / Zuma Press / Profimedia

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hat der Austragung von italienischen und spanischen Ligaspielen im Ausland zugestimmt. Die Fans sind entsetzt, in der Bundesliga soll es das nicht geben.

Die Fans laufen Sturm, die Bundesliga verweigert sich, die UEFA knirscht mit den Zähnen - doch die "Auswärtsspiele" europäischer Topligen im Stil des Football-Giganten NFL sind trotz großer Widerstände in trockenen Tüchern und schüren die Ängste vor einer weiter eskalierenden Kommerzialisierung des Fußballs. Immerhin müssen die deutschen Konsumenten zumindest mittelfristig nicht befürchten, dass die Bundesliga dem Beispiel der italienischen Serie A und der spanischen La Liga folgt - das hat Hans-Joachim Watzke jedenfalls versprochen.

"Meine Position ist unverändert. Das habe ich auch an allen Stellen gesagt", sagte der Präsidiumssprecher und Aufsichtsratsboss der Deutschen Fußball Liga (DFL) dem SID - und bezog sich damit auf das, war er zuletzt betont hatte. "Solange ich bei der Liga in der Verantwortung stehe, wird es kein Pflichtspiel im Ausland geben. Punkt. Das ist nicht interpretationsfähig", stellte Watzke nach seiner DFL-Wiederwahl vor rund einem Monat klar: "Ich habe eine klare Meinung, die ich auch in den internationalen Gremien vertreten werde. In der UEFA ist meine Position auch relativ klar. Ob das dann die Mehrheitsmeinung sein wird, kann ich nicht sagen."

Offenbar war sie das nicht. Denn die Europäische Fußball-Union (UEFA), in deren Exekutivkomitee Watzke sitzt, hat "widerstrebend" die Austragung von zwei Ligaspielen im Ausland abgesegnet. Zuvor hatten der spanische (RFEF) und italienische Verband (FIGC) Anträge gestellt, um die Begegnungen zwischen dem FC Villarreal und dem FC Barcelona im Dezember nach Miami sowie zwischen AC Mailand und Como 1907 (aufgrund der Olympischen Winterspiele) am 6. Februar ins australische Perth zu verlegen.

Ceferin will "Integrität" der Ligen schützen

Nach der Sitzung des Exekutivkomitees im September, bei der eine Entscheidung noch vertagt worden war, habe die UEFA "weitere Konsultationen mit Interessengruppen" durchgeführt. Diese bestätigten "die bereits von Fans, anderen Ligen, Vereinen, Spielern und europäischen Institutionen geäußerte weit verbreitete Ablehnung des Konzepts". Da jedoch "der einschlägige Regelungsrahmen der FIFA, der derzeit überarbeitet wird, nicht klar und detailliert genug" sei, habe das Exekutivkomitee "widerstrebend beschlossen, die beiden ihm vorgelegten Anträge ausnahmsweise zu genehmigen".

Es sei "bedauerlich, dass diese beiden Spiele stattfinden müssen, aber diese Entscheidung ist eine Ausnahme und darf nicht als Präzedenzfall angesehen werden", sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin: "Wir wollen die Integrität der nationalen Ligen schützen und sicherstellen, dass der Fußball in seinem heimischen Umfeld verankert bleibt." Alles andere "würde treue Fans benachteiligen und könnte zu Verzerrungen in den Wettbewerben führen", so Ceferin: "Unsere Konsultation hat bestätigt, wie groß diese Bedenken sind."

Die Fanorganisation haben nicht nur Bedenken, sie sind entsetzt. Die europäische Dachorganisation Football Supporters Europe (FSE) begrüßte zwar den Widerwillen der UEFA, bedauerte jedoch die gefällte Entscheidung.

Der Fußball solle "in seinen Gemeinschaften verankert sein und für Fans zugänglich bleiben, anstatt aus fragwürdigen kommerziellen Gründen in weit entfernte Stadien exportiert zu werden", betonte die FSE - und sieht unter anderem den Weltverband in der Pflicht: "Wir fordern La Liga und Serie A auf, zum Wohle des Fußballs zu handeln und ihre Pläne zurückzuziehen, anstatt trotz überwältigender Opposition aus dem Rest der Fußballfamilie und den europäischen Institutionen weiterzumachen. Wir rufen die FIFA auf, ihre aktuellen Regularien zu verstärken und die Anträge abzulehnen."