Als Gerardo Seoane nach der nächsten Null-Tore-Vorstellung bedröppelt den Borussia-Park verließ, hatte prasselnder Regen die Sonne des Nachmittags verdrängt. Es war ein Bild mit Symbolcharakter, denn es wird ungemütlich in Mönchengladbach – vor allem für den angezählten Trainer. "Wir müssen schnell wieder auf die Beine kommen", sagte Seoane. Die große Frage lautet nur: Darf er dabei helfen?
Virkus ist "tief enttäuscht"
Roland Virkus vermied nach dem deftigen 0:4 gegen Werder Bremen jedenfalls ein klares Bekenntnis zu Seoane. "Ich verstehe die Nachfragen. Aber seht es mir bitte nach, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt, nach so einem Spiel, erstmal schauen muss, was die Gründe waren", sagte der Sport-Geschäftsführer in der Mixed Zone: "Deswegen werdet ihr die Frage jetzt von mir nicht so beantwortet kriegen, wie ihr das vielleicht möchtet".
Ein Bekenntnis zum Trainer klingt anders – kein Wunder, gehen Virkus und Seoane doch zunehmend die Argumente aus. Ohne ein Tor an den ersten drei Spieltagen war die Borussia zuvor nur einmal in 58 Jahren Bundesliga (1991/92) geblieben. Und schlechter als mit einem Punkt und 0:5 Toren stand die Borussia zu diesem Zeitpunkt nur in der Saison 2015/16 (0 Punkte, 2:8 Tore) da.

"Ich bin tief enttäuscht. Das ist schwer zu erklären, das muss ich ganz ehrlich sagen", sagte Virkus. Gladbachs höchste Heimniederlage seit dem 5. Dezember 2021 wollte der 58-Jährige daher erst einmal sacken lassen und "eine Nacht drüber" schlafen. Schließlich sei es seine Aufgabe, "das Ganze sachlich zu besprechen."
Match-Center: Mönchengladbach vs. Bremen
Verstärkung für das Management?
Virkus hatte Seoane im Sommer 2023 geholt. Nun muss er sein Urteil über den Schweizer in einer durchaus interessanten Situation fällen: Schon bald könnte ihm Nils-Ole Book zur Seite gestellt werden, der zuletzt als Sportdirektor des Zweitligisten SV Elversberg erfolgreich arbeitete.
Der Name Book geistert seit Tagen durch den Borussia-Park, eine ähnliche Doppelspitze hatte Virkus schon einmal (erfolglos) mit Nils Schmadtke probiert. Noch allerdings hat er die alleinige sportliche Macht.
Pfeifkonzert
Bei den Fans scheint Seoanes Kredit indes langsam aufgebraucht. Während in den vergangenen Jahren auch nach üblen Pleiten stets aufmunternder Applaus aus der Nordkurve zu hören war, wurde die Mannschaft diesmal mit gespenstischer Stille empfangen. Beim Schlusspfiff hatte es zuvor ein kurzes, aber lautes Pfeifkonzert gegeben.
"Man kann den Fans nicht böse sein, wenn sie nach so einem Spiel ihren Unmut äußern. Wenn ich Fan wäre, würde das bei mir genauso sein", sagte Seoane.
"Eigentlich ist alles scheiße"
Immerhin: Von den Spielern gab es Rückendeckung für den Trainer. Stürmer Robin Hack etwa, einer der wenigen Lichtblicke gegen Werder, meinte: "Ich bin überzeugt von der Mannschaft, vom Trainer, vom Verein. Ich bin fest der Überzeugung, dass wir das schaffen".
Doch auch er fügte resigniert hinzu: "Eigentlich ist alles scheiße, aber so ganz kacke ist es doch nicht. Wir hatten Möglichkeiten, wir müssen einfach Tore machen."