Holpriger Start: Jobe Bellingham zwischen Vorschusslorbeeren, Vergleichen und Geduld

Jobe Bellingham hat bei Borussia Dortmund noch mit Startschwierigkeiten zu kämpfen.
Jobe Bellingham hat bei Borussia Dortmund noch mit Startschwierigkeiten zu kämpfen.ČTK / imago sportfotodienst / Ralf Brueck

Borussia Dortmunds Königstransfer des Sommers hieß Jobe Bellingham. Für mehr als 30 Millionen Euro kam der 19-Jährige vom AFC Sunderland und sollte als Premiumverstärkung das Dortmunder Mittelfeld beleben. Doch nach sechs Pflichtspielen, 199 Einsatzminuten und ohne Torbeteiligung fällt die Zwischenbilanz ernüchternd aus.

Die Erwartungshaltung war groß, vielleicht zu groß. Denn mit dem Namen Bellingham verbindet man in Dortmund zwangsläufig Weltklasse. Bruder Jude startete hier seine Weltkarriere, wurde zum Schlüsselspieler und wechselte schließlich für über 100 Millionen Euro zu Real Madrid.

Für Jobe ist dieser Vergleich eine Bürde. „Er ist ein anderer Spieler“, betonte zuletzt BVB-Stürmer Karim Adeyemi, und doch wird jeder Schritt des Engländers unter dem Brennglas beobachtet.

Unruhe abseits des Platzes

Sein bisheriger Auftritt wirkt bemüht, aber nicht durchschlagskräftig. Viel Laufarbeit, viele Sicherheitspässe, doch wenig Torgefahr. In den Statistiken überzeugt er mit hoher Passquote (über 90 Prozent) und starker Zweikampfbilanz, offensiv aber blieb er bislang blass. Kein Wunder, dass Trainer Niko Kovac zuletzt auf andere setzte. Felix Nmecha etwa drängte sich mit Toren auf.

Hinzu kam Unruhe abseits des Platzes. Beim Bundesliga-Auftakt in Hamburg stürmte Vater Mark nach der Auswechslung seines Sohnes in die Kabinenbereiche und stellte Sportdirektor Sebastian Kehl zur Rede. Ein peinlicher Vorgang, für den er sich zwar später entschuldigte, der aber zusätzlichen Druck erzeugte.

Auch deshalb reagierten die Dortmunder Verantwortlichen zunehmend gereizt auf die ständigen Nachfragen. „Schade, dass wir alle drei oder vier Tage vor und nach dem Spiel das Thema Jobe haben“, sagte BVB-Boss Lars Ricken. Man denke langfristig, nicht kurzfristig. Fünf Jahre läuft Bellinghams Vertrag, entsprechend mahnen auch Kehl und Kovac zur Geduld.

Kritik bleibt dennoch nicht aus. Experte Dietmar Hamann hält die gezahlte Ablöse für überzogen, spricht von einer „Falle“, in die Dortmund getappt sei. Zwar sei Bellingham ein großes Talent, aber die Erwartungen seien „wahrscheinlich zu hoch“.

Bellingham mit nächster Chance gegen Mainz?

Noch ist nichts verloren: Bellingham hat Zeit, sich an Tempo und Intensität der Bundesliga zu gewöhnen. Doch die Realität ist, dass der BVB im zentralen Mittelfeld aus dem Vollen schöpfen kann.

Am Samstag (ab 15:30 Uhr live bei DAZN/Sky und in der Flashscore-Audioreportage) steht für den BVB das Auswärtsspiel in Mainz an. Dass Bellingham dort eine wichtige Rolle spielt, erscheint derzeit unwahrscheinlich. 

Für den Engländer gilt deshalb: weniger Vergleiche, weniger Hype, mehr Entwicklung. Ob er sich in Dortmund ähnlich durchsetzen kann wie sein Bruder, wird nicht in Wochen, sondern in Jahren entschieden.