"Geschlossene Akte" Woltemade: Warum es stets eine Frage des Preises war

Stuttgart entschloss sicht rotz widersprüchlicher Aussagen letztendlich zum Verkauf von Woltemade
Stuttgart entschloss sicht rotz widersprüchlicher Aussagen letztendlich zum Verkauf von WoltemadeJohn MACDOUGALL / AFP
Bei mindestens 85 Millionen Euro wurden dann auch die bisher so standhaften Schwaben schwach. Verständlich. Bis zu 90 Millionen Euro werden sie von Newcastle United für Nick Woltemade erhalten, einen Spieler, den sie für lau bekommen haben - und der bisher genau eine bemerkenswerte Rückrunde in der Bundesliga und eine sehr gute U21-EM gespielt hat.

"Man kann die Führungsetage des VfB nur loben. Sie haben alles richtig gemacht in einem sehr schwierigen, hitzigen Transferfenster", sagte Lothar Matthäus der Bild. Er sprach von einem "tollen" Deal und fügte hinzu: "Kompliment an den VfB, dass man so lange knallhart geblieben ist. Das zeigt den Zusammenhalt in der Führung."

Verdattert zurück bleibt vor allem der FC Bayern, dessen Klubpatriarch Uli Hoeneß gemutmaßt hatte: Wenn es in diesem Jahr nicht klappen sollte mit der Verpflichtung dieses "sehr, sehr guten Spielers", dann halt im kommenden. Daraus wird nun nichts. Es sei schon "extrem, wie viel Geld da im Umlauf ist", sagte Münchens Sportdirektor Christoph Freund.

Die Stats von Woltemade
Die Stats von WoltemadeFlashscore

Dramatisches Transferfenster: Nächster Korb für Bayern

Nicht, dass die Münchner nicht genügend Geld gehabt hätten, um die angeblich vom VfB geforderten 75 Millionen Euro zu zahlen. Für einen Transfer von Florian Wirtz wären sie bereit gewesen, dreistellig zu investieren. Wirtz entschied sich für den FC Liverpool. Sportdirektor Freund betonte am Freitag beinahe trotzig: "Wir als Bayern München sind sehr, sehr attraktiv."

Aber das Geld, das der VfB für Woltemade wollte, war den Bayern zu viel. Geld, das Newcastle mehr oder weniger problemlos aufbringen kann - der Klub ist seit 2021 im Besitz des saudi-arabischen Staatsfonds PIF. Geld, das der FC Bayern nicht aufbringen kann - oder will. "Ist Nick Woltemade 80 Millionen wert?", fragte Sportvorstand Max Eberl bei der Klub-WM eher rhetorisch ein paar Journalisten. Antwort: "Nein."

Die Millionen widersprechen Hoeneß

Nun, der VfB sah das anders, und Newcastle, für das Geld keine Rolle zu spielen scheint, auch. Und der FC Bayern? Es ist knapp zwei Wochen her, da hatten die Münchner für Woltemade ein drittes Angebot abgegeben. 60 Millionen Euro plus Boni und eine Beteiligung bei einem Weiterverkauf. Der VfB? Lehnte mit schneidigen Kommentaren ab.

"Nick Woltemade spielt nächste Saison beim VfB Stuttgart", sagte Klubvorstand Alexander Wehrle, "die Akte ist geschlossen." Trainer Sebastian Hoeneß ergänzte in einem Interview mit Stuttgarter Nachrichten/Zeitung, bei der Absage an den Transfer habe "eine Rolle gespielt, dass wir nicht auf die Transfereinnahmen angewiesen waren".

Bei einer Ablöse von bis zu 90 Millionen Euro wollte sich der VfB nun aber nicht mehr verweigern - auch wenn Trainer Hoeneß nun eine weitere klare Ansage wird schlucken müssen. "Wir haben uns aus sportlichen Gründen entschieden, Nick nicht abzugeben und damit die Wettbewerbsfähigkeit unseres Kaders zu erhalten", hatte er gesagt.

VfB sucht nach Ersatz: Kommt Gruda aus der Premier League?

Tatsache ist, dass Stuttgart nun Ersatz braucht für Woltemade, der in der vergangenen Saison in 33 Pflichtspielen 17 Treffer erzielte. Bei der U21-EM war der 23-Jährige mit sechs Toren bester Schütze des Turniers. Als Nachfolger ist Brajan Guda im Gespräch, der vor einem Jahr für 31,5 Millionen Euro von Mainz 05 zu Brighton & Hove Albion gewechselt war.

Die Stuttgarter wollen den deutschen U21-Nationalspieler angeblich erst mal ausleihen - was ganz dem neuen Geschäftsgebaren des FC Bayern entspräche.