Zwischen Boom und Druck: Fünf Baustellen rund um die Frauen-Bundesliga

Die Bayern-Spielerinnen jubeln über den Titelgewinn 2024/25
Die Bayern-Spielerinnen jubeln über den Titelgewinn 2024/25ČTK / imago sportfotodienst / Sven Beyrich/SPP
Mehr Spiele, mehr Rekorde, aber auch mehr Herausforderungen: Die Fußball-Bundesliga der Frauen steht nach dem EM-Sommer vor einer wegweisenden Saison. Der SID blickt auf die großen Baustellen, über die heiß diskutiert wird.

MEHR SICHTBARKEIT

Die Bundesliga wurde um zwei Teams auf 14 Vereine aufgestockt, die Rechnung ist einfach: Durch mehr Spiele soll mehr (TV-)Präsenz entstehen – zumal die Aufsteiger Union Berlin, 1. FC Nürnberg und Hamburger SV Strahlkraft mitbringen.

Mehr Highlight-Spiele in großen Stadien sollen den Zuschauerschnitt ankurbeln. Beim offiziellen Eröffnungsspiel zwischen Double-Gewinner FC Bayern und Bayer Leverkusen am Samstag (17:45 Uhr/ARD, DAZN und MagentaSport) in der Allianz Arena sorgen über 50.000 Fans nicht nur für einen Liga-Rekord, sondern auch für "ein Statement für den Frauenfußball", wie Münchens Vereinspräsident Herbert Hainer es formulierte.

Wann die Bayern-Frauen danach aber zum nächsten Mal ins große Stadion dürfen, ist offen.

MEISTER-MONOTONIE

Wer soll Bayern München stoppen? Nach zuletzt drei Meisterschaften in Serie deutet alles auf den nächsten Triumph der Double-Gewinnerinnen hin. Zu stark ist der Kader des Topfavoriten besetzt, mit dem der neue Trainer José Barcala in die Saison geht.

Zudem muss der Dauerrivale VfL Wolfsburg gerade einen XXL-Umbruch verkraften. Das 4:2 der Münchnerinnen gegen die Wölfinnen im Supercup war bereits ein klarer Fingerzeig

Der 1. Spieltag im Überblick
Der 1. Spieltag im ÜberblickFlashscore

. Das Gerangel der Verfolger um die internationalen Plätze dagegen verspricht schon mehr Spannung. Hier wird erwartet, dass auch Frankfurt, Leverkusen und die TSG Hoffenheim mitmischen.

NEUE GESICHTER

Die Liga musste schmerzhafte Abgänge verkraften, vor allem England und die USA locken mit attraktiven Gehältern, ständig fallen dort Ablöse-Weltrekorde im internationalen Wettrüsten.

So gehen den deutschen Klubs Gesichter verloren: Nationalspielerin Sydney Lohmann etwa zog es von den Bayern zu Manchester City, Jule Brand sucht ihr Glück bei OL Lyonnes und Kathrin Hendrich spielt nun bei den Chicago Stars. Womöglich droht im nächsten Sommer sogar ein noch größerer Exodus.

Auf der Gegenseite stehen ein paar interessante Zugänge aus dem Ausland. Zum Beispiel ging die Kanadierin Vanessa Gilles zum FC Bayern, Eintracht Frankfurt angelte sich die Schwedin Amanda Ilestedt, zudem kehren Lena Petermann (Werder Bremen) und Pauline Bremer (1. FC Köln) aus England in die Bundesliga zurück.

EM-MISSION

Nach der gescheiterten Co-WM-Bewerbung für 2027 hat der DFB die Ausrichtung der EM 2029 zum Leuchtturm-Projekt ausgerufen. Das jüngste Turnier in der Schweiz hat mit prächtig gefüllten Stadien und starken TV-Quoten unterstrichen, dass der 2022 ausgelöste Boom anhält.

Ein solches Großevent würde für die Liga-Herausforderungen hierzulande einen gewaltigen Schub geben. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Portugal, Polen sowie Dänemark und Schweden als gemeinsame Bewerber haben ihre Bewerbungen eingereicht.

Die Entscheidung soll am 3. Dezember fallen. Die DFB-Ambitionen sind klar formuliert: Die EURO 2029 soll einen Rekorderlös erzielen, mindestens eine Million Tickets will der DFB verkaufen. Gespielt werden soll in Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Hannover, Köln, Leipzig, München und Wolfsburg.

JOINT-VENTURE

Ewig lange hat es gedauert, doch einen Tag vor Saisonstart kam vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Nachricht von der wichtigen Weichenstellung: Die beschlossenen "Eckpunkte des Wachstumsplans" sehen ein Joint-Venture zwischen DFB und einem noch zu gründenden Ligaverband vor.

Die "Frauen-Bundesliga Gesellschaft" soll sich für die seit Jahren angestrebte Professionalisierung auf "den Betrieb und die Vermarktung" konzentrieren. Das geplante Investitionsvolumen auf der DFB-Seite beläuft sich nach SID-Informationen auf rund 100 Millionen Euro über acht Jahre.

Die finale Beschlussfassung obliegt dem DFB-Bundestag am 7. November, dann soll es auch öffentlich Klarheit über viel diskutierte Themen wie ein Mindestgrundgehalt für die Spielerinnen oder Nachwuchsförderung geben.