Der Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft.
Was wie ein abgedroschenes Klischee erscheint, hat der FK Austria Wien zuletzt am eigenen Leib erlebt.
Startete der FAK noch mit einem Sieg und zwei Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze in die Meisterrunde, hat sich die Ausgangslage in der Meisterschaft nur drei Wochen später massiv verschlechtert.
FK Austria mit Torlosserie
Aus dem Vorsprung ist ein Rückstand geworden. Drei Punkte fehlen der Austria auf Titelverteidiger und Tabellenführer Sturm Graz. Zuletzt hagelte es wettbewerbsübergreifend aus drei Spielen zwei Niederlagen und ein enttäuschendes Remis im Heimspiel gegen den Wolfsberger AC. Im ÖFB-Cup setzte es im Halbfinale, ebenfalls zu Hause, eine bittere Niederlage gegen den TSV Hartberg. Dabei blieben die Veilchen sogar jeweils Torlos, zuletzt jubelte das Team von Stephan Helm gegen den BW Linz – vor 343 Minuten.

"Mit der Ausbeute selbst sind wir überhaupt nicht zufrieden. Es ist aber auch mit Blick in andere Ligen vollkommen normal, dass es solche Phasen gibt", stellte Helm klar. "Ich will nichts schönreden, aber Sorgen würde ich mir dann machen, wenn wir keine Möglichkeiten kreieren würden. Wir bleiben voll drauf und müssen es erzwingen", blieb der Trainer angriffslustig.
Die „große Enttäuschung“ der Derby-Niederlage gegen den SK Rapid sei abgehakt. "Kleinigkeiten, Details müssen wir besser machen."
Statistik spricht klar für RB Salzburg
Ob das gegen RB Salzburg zu einem Erfolgserlebnis führt, ist statistisch gesehen extrem fraglich. Seit 21 (!) Spielen hat der FAK nicht mehr gegen Salzburg gewonnen, aus den vergangenen 38 Duellen gab es lediglich einen Sieg. Selbst der Erfolg ist mit Vorsicht zu genießen, am letzten Spieltag der Saison 2017/18 gewann die Austria mit 4:0, als RB schon seit Wochen als Meister feststand.
"Sie haben unter Thomas Letsch zum klassischen RB-Fußball zurückgefunden“, weiß auch Helm um die Schwierigkeit der Aufgabe.
Doch auch die Bullen gehen mit einer bitteren Niederlage im Gepäck in das Spitzenspiel. Beim Heimspiel gegen Sturm um die Tabellenführung führte Salzburg zunächst, nach dem Ausgleich hatte RB in Überzahl alle Möglichkeiten auf den Sieg, letztlich musste sich Letschs Mannschaft gegen kaltschnäuzige Grazer sogar noch geschlagen geben. Statt mit einem Punkt Vorsprung muss man also mit zwei Punkten Rückstand auf die Austria in das Duell in Favoriten gehen.

RB Salzburg hinter den eigenen Ansprüchen
Noch bitterer ist aber der Rückstand auf Graz, der jetzt fünf Punkte beträgt. "Nachdem wir zuletzt gegen Sturm eine unnötige Niederlage einstecken mussten, sind wir jetzt hoch motiviert, es in Wien besser zu machen und da etwas mitzunehmen", wollte Letsch von der verpassten Chance nichts mehr wissen.
Doch im Gegensatz zur Austria, für die die Saison trotz der aktuellen Schwächephase ein klarer Erfolg ist, genügt der Kampf um Platz zwei für den Serienmeister von 2014 bis 2023 nicht dem eigenen Anspruch. Nach schwachem Saisonstart inklusive des Missverständnisses mit Pepijn Lijnders fanden die Mozartstädter mit einem starken Lauf inklusive Siegen gegen Sturm und der Austria zurück in den Meisterkampf – so bitter die Heimniederlage gegen die Grazer letzte Woche war, sie soll nur ein Ausrutscher im Titelkampf gewesen sein.

Gegen die Austria will man schnell wieder in die Erfolgsspur finden. "Wir müssen von Anfang an so präsent und scharf wie beim letzten Duell in Wien sein und unsere Möglichkeiten effektiv nutzen", erklärte Letsch.
Salzburg geht als Favorit in das Duell
Klar ist: Salzburg geht trotz Auswärtsspiel als Favorit in die Begegnung, auch wenn die Austria in der Tabelle noch vor RB liegt. Während Sturm zuvor mit BW Linz eine machbare Aufgabe vor heimischem Publikum bevorsteht, wäre im Meisterrennen sowohl für RB als auch für die Austria ein Unentschieden zu wenig.
Es kann also ein Kampf mit offenem Visier erwartet werden. Das unterstreicht auch Salzburg-Stürmer Yorbe Vertessen. "Die Austria spielt nach wie vor um den Titel mit, wir wollen mit einem Sieg ebenfalls weiter vorn dabeibleiben und Druck auf die Spitze ausüben."