FC Bayern: Zwischen Musiala-Verletzung und Müller-Abschied

Aktualisiert
Müller verabschiedet sich aus München
Müller verabschiedet sich aus MünchenALEXANDRA BEIER/AFP
Ikone Thomas Müller verabschiedet sich mit Störgeräuschen, doch nach dem Ausfall von Jamal Musiala wird der Routinier noch einmal wichtig.

 Thomas Müller stellte seinen gekränkten Stolz zurück und sich nach dem Verletzungsschock um Jamal Musiala ein letztes Mal in den Dienst seines "Herzensvereins". Sein erzwungener Abschied vom FC Bayern nach der Klub-WM – eine Sache für den Sommer. Im Hier und Jetzt gelte "der volle Fokus" dem "Traum" von Meisterschale und "Finale dahoam" – in dem Auslaufmodell Müller plötzlich wieder eine Hauptrolle spielt.

Die fiel ihm zu, als Zauberfuß Musiala am Freitagabend um 22:51 Uhr verletzt in die Nacht humpelte. "Thomas hat noch ein bisschen was im Köcher", sagte Mittelfeldchef Joshua Kimmich schmunzelnd, Torgarant Harry Kane würdigte den 35-Jährigen als "Vorbild" und prophezeite, Müller werde "von jetzt an eine wichtige Rolle spielen" bis zum Saisonende.

Das ist für Müller nach 25 Jahren beim Rekordmeister gleichbedeutend mit seinem "Servus". "Der Verein hat sich bewusst dafür entschieden, mit mir keinen neuen Vertrag für die nächste Saison zu verhandeln", schrieb der 35-Jährige am Samstag gewohnt offen in einem Abschiedsbrief an die Fans und betonte, dass dieser Schritt "nicht meinen persönlichen Wünschen entsprach".

Müller hätte sich gerne in den Dienst der Mannschaft gestellt
Müller hätte sich gerne in den Dienst der Mannschaft gestelltČTK / imago sportfotodienst / Ulrich Wagner

Die Reservistenrolle, die er vor dem Musiala-Ausfall eingenommen hatte, hätte er sich "auch im nächsten Jahr gut vorstellen" können, betonte Müller. Doch "seine" Bayern hatten keine Verwendung mehr für ihn. Sportvorstand Max Eberl verwies inmitten salbungsvoller Worte der Bosse einigermaßen kühl auf "die Kaderplanung, bei der wir den Fokus auf die Zukunft richten".

Fokus auf CL-Viertelfinale

Vorstandschef Jan-Christian Dreesen hatte in den vergangenen Tagen federführend noch eine "Mini-Vertragsverlängerung" für das Weltturnier im Sommer in den USA ausgehandelt. Danach ist der Mann, der laut einer früheren Aussagen von Klubpräsident Herbert Hainer doch zu München gehört "wie die Frauenkirche", Geschichte.

Aber erst dann! "Nach einem Fehlpass gilt es", schrieb Müller anspielend auf die Unstimmigkeiten, "den Ball mit mannschaftlicher Geschlossenheit zurückzuerobern". Mia san mia statt Selbstzerfleischung! Genau das brauchen die verletzungsgeplagten Bayern im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League am Dienstag (21 Uhr/Prime Video) gegen Schwergewicht Inter Mailand.

Die kommenden Aufgaben für den FC Bayern
Die kommenden Aufgaben für den FC BayernFlashscore

Musiala-Ausfall lässt Eberl kalt

"Brutal bitter", nannte Kimmich das Musiala-Aus für den Kracher, "es ist hart für Jamal, es war eine harte Woche", sekundierte Kane angesichts des vierten prominenten Ausfalls binnen zehn Tagen. Im Hinspiel gegen den italienischen Meister in München werden sechs Stammkräfte fehlen.

Die Chancen, über Inter und Barcelona oder Dortmund ins Heimfinale am 31. Mai einzuziehen und Müllers letzten Titel-Traum zu erfüllen, schwinden. Auftritt Müller? Beim 3:1 (1:1) im Derby beim FC Augsburg wurde der Routinier für Musiala eingewechselt (54.), schon gegen Frankfurt (3:3), Stuttgart (4:0) und in Gladbach (1:0) hatte er den Zehner vertreten.

"Serge (Gnabry) ist da, Thomas ist da", sagte Eberl, "wir haben genug Spieler, die in die Bresche springen können und müssen." Schon beim aufmüpfigen FCA habe die Mannschaft "keinen Schock gezeigt, sie hat weitergemacht", lobte er.

Nach Musialas Ausgleich (42.), seiner Auswechslung (54.) und der Gelb-Roten Karte gegen Cédric Zesiger (59.) traf Kane zur Führung (60.). Leroy Sané erzwang das Eigentor von Chrislain Matsima (90.+3) zum Endstand.

"Mia san Mia"

Hinterher beschworen alle Bayern das Wir-Gefühl. "Man rückt enger zusammen", sagte Kimmich. "Mit der richtigen Einstellung und dem richtigen Fokus können wir jedem Team weh tun, da macht Inter keinen Unterschied", assistierte Kane selbstbewusst.

Kimmich jubelt über den 3:1-Erfolg in Augsburg
Kimmich jubelt über den 3:1-Erfolg in AugsburgALEXANDRA BEIER/AFP

Trainer Vincent Kompany betonte: "Wir haben schon einige Male ohne Jamal gespielt. Die Jungs, die anfangen gegen Inter, werden Bayern-München-Spieler und talentierte Spieler sein."

Wie Thomas Müller.