F: Ein Höhepunkt Ihrer Karriere mit Bayer Leverkusen war das Champions-League-Finale im Hampden Park in Glasgow. Obwohl Real Madrid das Spiel verloren hat, haben Sie trotzdem gute Erinnerungen an das Spiel in Schottland?
A: Natürlich ist das Finale eine besondere Erinnerung, auch wenn Real Madrid an diesem Tag einen Tick besser war, vor allem Zinedine Zidane, der ein unglaubliches Spiel gemacht hat. Bayer hat an diesem Tag viele Freunde gewonnen.

Ramelow über Leverkusen: "Art und Weise schwer zu überbieten"
Wie war es, als Bayer 04 die Meisterschaft 2024 gewonnen hat? Als Viermaliger Vizemeister haben Sie die Meisterschaft mit dem Team gefeiert?
Nein, ich bin schon seit einigen Jahren nicht mehr im Verein, und es ist ihr Titel, die aktuellen Spieler, die Mannschaft und der Vorstand. Natürlich freue ich mich wahnsinnig für sie, ich war auch zum Endspiel eingeladen, aber es ist nicht meine Zeit. Ich war sehr lange im Verein, 13 Jahre, und habe viele Fans getroffen, die schon seit Jahrzehnten dabei sind, und ich weiß, wie viel ihnen der Titel bedeutet hat. Leverkusen ist verdient Meister geworden, aber die Art und Weise, wie sie gewonnen haben, war schwer zu überbieten.
Sie haben Deutschland 46 Mal vertreten, unter anderem bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2002 in Japan/Südkorea, wo die Nationalmannschaft das Finale erreichte. Wie war die Erfahrung bei diesem Turnier?
Es ist eine Ehre, wenn man weiß, dass man zu den besten Spielern seines Landes gehört und bei einem Turnier wie der Weltmeisterschaft spielen darf. Das Turnier war hervorragend, und die Gastgeber waren außergewöhnlich gastfreundlich. Natürlich war das Erreichen des Finales der Höhepunk. Es war ein besonderes Erlebnis, bei der Weltmeisterschaft dabei zu sein, wie für jeden Spieler.
Zurück zur Bundesliga: Der BVB hat kürzlich Niko Kovac verpflichtet, mit dem Sie mehrere Jahre bei Hertha und später bei Bayer 04 zusammengespielt haben. Was bringt Niko als Trainer zum BVB und was macht ihn einzigartig?
Es ist immer schön zu sehen, wie sich Niko weiterentwickelt. Er ist ein Top-Profi. Ich denke, er ist der richtige Trainer für Borussia Dortmund, einen großen Verein, der einen erfahrenen Trainer braucht. Ich kenne ihn schon seit den Anfangsjahren. Wir haben beide in der Jugend für Hertha Zehlendorf gespielt. Wir kennen uns schon lange. Niko ist fußballbegeistert und kennt den Fußball gut. Ich denke, er ist eine gute Option für Dortmund und kann die Mannschaft wieder in die Spur bringen.
"Niko hat einen starken Willen"
Worin sehen Sie die ersten großen Aufgaben von Niko in Dortmund?
Ich denke, dass einige Spieler nicht die Qualität ins Spiel bringen, die sie haben. Das Hauptaugenmerk des neuen Trainers liegt darauf, diese Qualität zu erreichen. Niko hat einen starken Willen, er kann den BVB in die Spur bringen, er ist genau das, was der BVB jetzt braucht.
Robert, der in der Saison 07/08 für den BVB gespielt hat, ist der neue Co-Trainer in Dortmund. Sie haben zwei Spielzeiten mit ihm in Leverkusen gespielt, was bringt er mit nach Dortmund?
Robert war in jungen Jahren ein Riesentalent, er hat mit Christian Ziege gespielt, der später bei Bayern München war, wir sind alle Berliner. Ich sehe, wie Robert seinen Weg als Profi gemacht hat, er hat eine hervorragende Einstellung, ist hochprofessionell und diszipliniert. Das ist es, was er und Niko auch als Trainer mitbringen. Die beiden verstehen sich gut und sind ein starkes Team. Ich würde mir wünschen, dass sie Zeit bekommen, um eine neue Richtung für die Mannschaft zu finden.
Woran lag es ihre Meinung nach das es beim VfL Wolfsburg mit Niko nicht geklappt hat?
In der ersten Saison verpasste der Verein knapp einen europäischen Platz, und dann wurde Niko in der Saison 23/24 in der zwölften Saison entlassen. Ich denke, dass die Mannschaft nur ein begrenztes Potenzial hatte. Außerdem waren meiner Meinung nach im Verein zu viele in den Entscheidungsprozess involviert, zum Beispiel Jörg Schmadtke, der Sportdirektor. Ich denke, Bayern ist ein besseres Beispiel, wo Niko den Verein zum Double geführt hat, obwohl das natürlich ein sehr schwieriger Verein ist. Er hat sich also bei großen Vereinen bewährt, das steht fest. Wolfsburg ist meiner Meinung nach nicht das beste Beispiel für die Karriere von Niko.
Kovac: Mit genug Zeit zum Erfolg?
Was sind Ihre Meinung nach die aktuellen Probleme bei Borussia Dortmund?
Nun, ich denke, Nuri Sahin ist sehr talentiert und machte einen guten Job. Ich mag die Art und Weise, wie er gearbeitet hat, aber es ist jetzt so viel Geld im Spiel, dass die Manager nicht die Zeit haben, etwas auf die Beine zu stellen. Meiner Meinung nach ist das schade, denn Nuri hätte es schaffen können. Die BVB-Führung hätte Nuri unterstützen und ihm eine Chance geben sollen, aber so ist das moderne Spiel nun mal.
Was glauben Sie, kann Niko als Trainer beim BVB erreichen?
Ein Platz unter den ersten vier wird schwer zu erreichen sein, sie müssen sofort in Schwung kommen. Das Problem ist, dass sie, wenn sie die Champions-League-Plätze nicht erreichen, einige der besten Spieler verlieren werden. Sie wollen nur an der Spitze spielen, es geht auch um viel Geld. Sie haben eine Chance, wenn sie das Talent in der Mannschaft voll ausschöpfen können. Der neue Trainer wird neuen Wind in die Mannschaft bringen. Das konnte man bei den Bayern sehen: erst Flick, dann Tuchel, dann Nagelsmann und dann Kompany. Sie haben auch nicht die Zeit bekommen, die sie gebraucht hätten.