Erstes Corona-Geisterspiel vor fünf Jahren: Die Bundesliga im Griff der Seuche

Das Rheinderby zwischen Mönchengladbach und Köln machte den Auftakt zu den Bundesliga-Geisterspielen während der Corona-Pandemie.
Das Rheinderby zwischen Mönchengladbach und Köln machte den Auftakt zu den Bundesliga-Geisterspielen während der Corona-Pandemie.JÜRGEN FROMME/augenklick/firo Sportphoto/dpa Picture-Alliance via AFP
Die Bilder bleiben unvergessen. Noch völlig überfordert vom Umgang mit der neuen Seuche feierten Fanmassen die Profis von Borussia Mönchengladbach außerhalb des Stadions für das 2:1 im Derby gegen den 1. FC Köln. Doch nach dem ersten Corona-Geisterspiel der Bundesliga vor fünf Jahren (11. März 2020) ging der Spuk erst richtig los. Zwei Jahre hatte die Pandemie den Fußball fest im Griff. Die Existenzangst griff um sich - und der damalige Boss fühlte sich wie in einem "Science-Fiction-Film".

"Diese laute Stille im Stadion gehört zu den Eindrücken, die sich tief bei mir eingeprägt haben", erinnert sich Christian Seifert im kicker an die Partie im Borussia-Park. Im Anschluss war der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) bis zu seinem Abgang Ende 2021 als Krisenmanager gefragt: "Manches war gegen jede Logik. Aber es ist mir relativ schnell gelungen, das auszublenden, weil es einfach zu viel Energie gekostet hätte."

Zum Match-Center: Borussia Mönchengladbach vs. 1. FC Köln

Die Turbulenzen wurden schon zwei Tage nach dem ersten Geisterspiel deutlich. Vormittags hieß es noch, dass erst nach dem kommenden Spieltag die Liga vorerst ruhen soll - am Nachmittag wurde dann doch schon der anstehende 26. Spieltag abgesagt.

Die folgenden Wochen waren geprägt von ständig neuen Entwicklungen: Entscheidungen der Politik, Angst der Klubs vor der Pleite, Debatten um Gehaltsverzicht der Profis und Staatshilfen, Erstellen des Hygienekonzepts. Am 7. Mai kündigte die DFL an, die Saison mit Geisterspielen fortzusetzen. Am 16. Mai durfte die Eliteklasse als erste Liga in Europa wieder spielen. Weltweit wurde ihr dafür großer Respekt entgegengebracht - zahlreiche Ligen rund um den Globus übernahmen das Konzept.

Im Laufe der Monate folgten mehrfach Vor- und Rückschritte beim Versuch, wieder Zuschauer in die Stadien zu bringen. Der bange Blick auf die Inzidenzen, die Weichenstellungen in Berlin und die unterschiedlichen Regelungen in den Bundesländern bestimmten das Handeln. Am 27. Juni 2020 feierte Bayern München die "Geister-Meisterschaft", im Mai 2021 waren 250 Zuschauer bei der Titelfeier dabei.

Bayern gewinnt "Corona-Königsklasse"

Was folgte, waren weitere Meilensteine auf dem Weg zurück zur Normalität. Knapp 23.000 Zuschauer sahen am 13. August 2021 das Saison-Eröffnungsspiel zwischen Gladbach und Bayern. Obergrenzen blieben erst einmal erhalten, dann durften Geimpfte und Genesene wieder ohne Einschränkungen in die Arenen. Anfang April 2022 wurden bundesweit die meisten Beschränkungen aufgehoben, der Saison-Endspurt fand vor vollen Rängen statt.

Zwischendurch gewannen die Bayern 2020 die Champions League beim Finalturnier in Lissabon, die paneuropäische EM mit unterschiedlichen Regelungen in den Ländern wurde mit einem Jahr Verspätung 2021 ausgetragen - und die DFL vergab die Medienrechte. Der Einnahme-Rückgang um 100 Millionen Euro pro Saison wurde angesichts der Umstände als Erfolg gesehen.

Die Liga wusste: Ohne die Fortsetzung mit Geisterspielen und den Zahlungen der TV-Partner wäre der Profifußball zuvor Pleite gegangen - was vor allem am grob fahrlässigen Wirtschaften zahlreicher Klubs lag, die für die Zukunft Besserung gelobten. Dass eine Milliardenbranche in weiten Teilen keine Rücklagen für schlechte Zeiten gebildet hatte, wurde dennoch von vielen Seiten heftig kritisiert.

Für Seifert war das auch im Rückblick zu viel des Guten. "Dass der Profifußball polarisiert, war klar. Das Ausmaß der Häme, die über ihn hereingebrochen ist, hat mich dann aber doch verwundert."