Auf einer Geisterbahn für Fans von Borussia Dortmund würde es schon vor der ersten Kurve gruselig. Arjen Robben würde mit wildem Geschrei im Bayern-Trikot vor den Wagen springen, dann ein steiler Absturz – mitten hinein in die Gläubigerversammlung von 2005! Aaaaaah! Um die Ecke schießt Niclas Füllkrug im Champions-League-Finale an den Pfosten, immer und immer wieder. Und dann, ruckelnd, alle halten sich die Hände vor die Augen, nur fünf Buchstaben: M, a, i, n, z.
Wenn für Borussia Dortmund nun wieder ein Saisonziel auf dem Silbertablett zu liegen scheint, gegen eine Mannschaft, für die es um nichts mehr geht (diesmal der Absteiger Holstein Kiel), dann spuken die alten Gespenster schnell wieder herum. Hans-Joachim Watzke nennt den 27. Mai 2023, das 2:2 gegen den FSV Mainz 05 und die so kläglich verspielte Meisterschaft, seinen "schrecklichsten Tag".
Kovac ganz gelassen
Niko Kovac hat das große Glück, ihn anderswo verbracht zu haben, wenn auch wenig vergnügt. Das 1:2 mit dem VfL Wolfsburg gegen Hertha BSC war damals sicherlich nicht sonderlich erbaulich, aber vom Trauma Mainz ist der BVB-Trainer unberührt. "Wir müssen nicht in der Vergangenheit kramen, wir leben im Jetzt und Heute", konnte er am Donnerstag während seiner Pressekonferenz glaubhaft sagen.
Dieses Hier und Jetzt gestaltet sich für den BVB, der ja mit seinem ersten Saisonteil wieder ein Haus des Horrors hätte füllen können, extrem ruhig. Mit 19 Punkten aus den vergangenen sieben Spielen ist er von unten geradezu herangestürmt. Nun will er auch den letzten Schritt über die Champions-League-Schwelle gehen. Die Saison wäre gerettet.
"Endspiele sind die Spiele, die wir spielen möchten, das sind die Träume als Jugendlicher, die man umsetzen möchte", sagte Kovac vor dem Saisonfinale am Samstag (15:30 Uhr/Sky), und er warnte zugleich: "Aber es wird verdammt schwer."
Match-Center: Dortmund vs. Kiel
Ziel: Ein möglichst hoher Heimsieg
Der Trainer saß mit seiner Mannschaft am Sonntag im Bus, auf dem Rückweg vom Sieg bei Bayer Leverkusen und ohne Handy, als es in den hinteren Reihen rumorte.
"Ich habe nur auf die Straße geschaut", sagte Kovac, seine Spieler nicht: Dass Eintracht Frankfurt seinen Champions-League-Matchball gegen den FC St. Pauli vergab, öffnete dem BVB die Türe. Ein Sieg mit drei Toren Unterschied führt nun garantiert in die Königsklasse, einer mit zwei Toren Differenz nahezu sicher.

Parallel liefern sich der SC Freiburg und Frankfurt ebenfalls ein Endspiel. "Wir müssen 100 Prozent bringen", forderte Kovac: "Erst, wenn wir um 17:20 Uhr zwei Tore mehr haben als der Gegner, haben wir es geschafft." Entsprechend gebe es keinen Grund, nach rechts oder links zu gucken: "Erst mal müssen wir gewinnen", sagte er. "Wir müssen nicht nach Freiburg schauen – eher müssen die anderen nach Dortmund schauen."
Wie damals eigentlich. Als die ganze Stadt sich mit Bier vollgesogen hatte, um es ans jubelnde Volk auszuschwemmen – und Mainz vermeintlich als nette Meisterdekoration vorbeischaute.