Von Feierstimmung war bei den Leverkusener Partycrashern keine Spur. Xabi Alonso wirkte trotz des Pflichtsiegs gegen den FC Augsburg größtenteils emotionslos, Verantwortliche und Fans sehnen sich nach einer Zukunftsentscheidung des Spaniers - und auch die Spieler belastet der Schwebezustand rund um ihren Meistertrainer zunehmend.
"Es ist schon insgesamt sehr, sehr unruhig um die Mannschaft herum", gab Mittelfeldspieler Robert Andrich zu. Auch der 2:0-Erfolg gegen den FCA diente unterm Bayer-Kreuz nicht als Stimmungsaufheller, obwohl die Werkself dadurch die Meisterfeier des FC Bayern vertagte. "Ich würde lügen, wenn man sich das nicht zu Herzen nimmt und sich nicht damit auseinandersetzt", sagte Andrich bei Sky.

Acht Punkte beträgt der Rückstand auf Tabellenführer Bayern München, eine erfolgreiche Titelverteidigung in der Fußball-Bundesliga ist für Bayer rein theoretisch noch möglich - um das Sportliche geht es bei den Rheinländern aber schon seit Wochen kaum noch. Der drohende Abgang von Alonso, der heftig mit einem Wechsel zu seinem Ex-Klub Real Madrid in Verbindung gebracht wird, bestimmt die Schlagzeilen. Und drückt auf das Gemüt.
"Dass Klarheit für alle gut wäre, ist ja keine Frage", betonte Sportchef Simon Rolfes erneut. Eine Entscheidung soll es spätestens bis zum Saisonende geben, drei Ligaspiele stehen noch aus.
Die Situation um Alonso sei "gar nicht so kompliziert", sagte Rolfes, der sich zudem mit Fragen zur Zukunft des heiß umworbenen Ausnahmekönners Florian Wirtz (Vertrag bis 2027) auseinandersetzen muss. Sein Job sei es, "sich auf viele Eventualitäten vorzubereiten".

Xabi Alonso bleibt schweigsam
Und Alonso? Der wich Fragen zu seiner Zukunft am Samstag einmal mehr aus. Ob er verstehen könne, dass sich auch die Fans eine zeitnahe Entscheidung wünschen? "Ja", sagte der Spanier kurz und knapp – und schwieg dann weiter.
Es sei "zu früh, um zu reden", hatte Alonso am Freitag gesagt. Wartet der Baske, bis der Trainerstuhl bei den Königlichen offiziell frei ist? Dort steht Carlo Ancelotti nicht erst seit dem verlorenen Pokalfinale gegen den FC Barcelona am Samstagabend (2:3 nach Verlängerung) vor dem Aus.
Es wäre der logische nächste Schritt auf der Karriereleiter des 43-jährigen Alonso, der Bayer im Oktober 2022 übernommen und anschließend zum Double geführt hatte. Nach zweieinhalb Jahren stehen die Zeichen auf Trennung, ein Treuebekenntnis zu den Rheinländern blieb Alonso in den vergangenen Wochen schuldig.
Es sei "ja ziemlich offensichtlich", sagte Andrich: "Entweder geht er, oder er bleibt. Wir werden irgendwann eine Information bekommen - und lassen uns mal überraschen." Wirklich überraschen würde ein Abgang von Alonso mittlerweile niemanden mehr.