Max Eberl wirkte angeschlagen. Kein Wunder, der Sportvorstand hat eine fiebrige Bronchitis hinter sich, doch auch die jüngsten Debatten sind wohl nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Und so misslang ihm der verzweifelte Versuch, den Fokus inmitten all der Diskussionen über seine Zukunft und jene der Ikone Thomas Müller auf die enorm wichtigen Aufgaben in Augsburg und gegen Inter Mailand zu lenken.
"Ich habe schon ganz viele Spieler gehabt", sagte Eberl ganz allgemein, aber natürlich über Müller, "wo man irgendwann sagen muss: Vielleicht ist es vorbei." Huch! Ist es also doch im Sommer so weit, wie vielfach berichtet?

"Die Gespräche finden gerade statt, ich werde hier nicht über Thomas sprechen, wir sprechen mit Thomas", sagte Eberl über diese "besondere Personalie", die den ganzen Klub und sein nervöses Umfeld in Atem hält. Und wenn es komme, wie er es so oft erlebt habe, werde das "gemeinschaftlich" verkündet, "wenn es so weit ist".
Das ließ keinen anderen Schluss zu, als dass Müllers "Servus" nur noch eine Frage von Wochen und der Modalitäten sei. Ein versilberter Abschied bei der Klub-WM? Eine goldene Brücke zum Kooperationsklub nach Los Angeles?

Solche Dinge. Oder, Herr Eberl? Der Sportvorstand reagierte auf Nachfragen zunehmend genervt. "Wir können noch dreimal fragen, durch die Hintertür", sagte er barsch. Oder: "Wie viele Fragen muss ich noch beantworten dazu?"
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Fokus liegt auf Augsburg
Vermutlich einige, wie zu seiner Situation. Die Spekulationen über interne Kritik an Eberls Arbeit bis hin zu einer möglichen vorzeitigen Trennung bekomme er "gar nicht so mit", beteuerte er tapfer, zu seiner Verteidigung brachte er vor, der FC Bayern sei "keine One-Man-Show". Er mache seinen Job zum Wohle des Vereins, sein "ganzer Fokus" sei auf die Titeljagd gerichtet.
Tatsächlich haben die Bayern vor, man mag es angesichts der überhitzten Debatten kaum glauben, die Saison mit dem "großen" Double zu krönen. In der Bundesliga, wo am Freitag (20:30 Uhr/Sky und Flashscore-Audioreportage) der FC Augsburg wartet, beträgt der Vorsprung komfortable sechs Punkte. Und in der Champions League ist Inter auf dem Weg ins "Finale dahoam" ein gefährlicher, aber kein Übergegner.
Gegner-Beobachtung in Mailand
Vincent Kompany machte sich am Mittwoch beim Mailänder Pokalderby vor Ort selbst ein Bild. "Für mich war es eine Möglichkeit, in meiner Freizeit einen Schritt vorauszudenken", sagte der Trainer, jetzt denke er aber "den ganzen Tag nur an den FC Augsburg".

Der Belgier ist gewarnt: "Das ist ein Derby und traditionell kein einfaches Spiel für den FC Bayern." Der FCA hat in drei der jüngsten fünf Heimspiele gegen den Rekordmeister gepunktet (zwei Siege) und ist seit elf Ligapartien ungeschlagen - für Kompany "eine gute Sache", Stichwort: Fokus. "Da muss ich nicht viel erzählen."
Das kommt ihm angesichts der Verletzungsmisere mit sechs prominenten Ausfällen gelegen. Immerhin seien die zuletzt angeschlagenen Min-Jae Kim, Raphael Guerreiro und Leon Goretzka einsatzfähig. Das knifflige Aufstellungspuzzle will Kompany mit "Kreativität" lösen.

"Wichtig ist, das Vertrauen zu geben, dass es keine Ausreden gibt und wir Vollgas geben", sagte er, "wer links oder rechts spielt, ist nicht wichtig."
Match-Center: Augsburg vs. Bayern
Die voraussichtlichen Aufstellungen
Augsburg: Dahmen - Matsima, Gouweleeuw, Zesiger - Wolf, Rexhbecaj, Onyeka, Giannoulis - Jensen, Claude-Maurice - Essende
München: Urbig - Laimer, Dier, Kim, Stanisic - Kimmich, Palhinha - Olise, Musiala, Sané - Kane
Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg)