Der FC Schalke 04 ist überraschend stark in die neue Saison gestartet. Trainer Miron Muslic hat die Defensive der Königsblauen stabilisiert und ist im Eiltempo in der 2. Fußball-Bundesliga angekommen.
Auf dem Weg nach vorne ging Schalke 04 erst einmal ein paar Schritte zurück. "Die Null muss stehen", die alte Maxime von Huub Stevens, erlebt bei den krisengeschüttelten Königsblauen eine Renaissance.
Miron Muslic – der 28. (!) Trainer seit den Erfolgszeiten der niederländischen Legende zur Jahrtausendwende – hat den abgestürzten Traditionsklub stabilisiert. Nach der rasanten Talfahrt der letzten Jahre hat er offenbar die Bremse gefunden.
Defensive top – und die Offensive?
Die Schießbude der 2. Fußball-Bundesliga, die zweimal gegen den Abstieg in die Drittklassigkeit kämpfen musste, stellt plötzlich die beste Defensive. Nur vier Gegentore in sechs Spielen – nach 122 in den letzten beiden Saisons zusammen – schon zwei Auswärtssiege ohne Gegentor.
Das größte Problem hat der neue Coach in den Griff bekommen. "Die Jungs spüren, dass unsere defensive Struktur unser Fundament ist", sagte der Österreicher, "wenn die steht, gibt uns das Selbstvertrauen."
In der Offensive hakt es noch, aber Schalke kann in der dritten Zweitligasaison in Folge vorsichtig nach oben schauen. Platz fünf mit zwölf Punkten lässt den einen oder anderen schon wieder träumen. Mit einem Sieg am Freitag (18:30 Uhr/Sky) gegen die SpVgg Greuther Fürth könnte Königsblau auf einen Aufstiegsplatz, womöglich sogar an die Tabellenspitze springen.
Match-Center: Schalke vs. Fürth
Vom Aufstieg will Muslic nichts wissen
"Wir haben nicht die Tabellenführung im Kopf, sondern die Performance", betonte Muslic. Ob denn der Aufstieg ein Thema sei? "Ich weiß, hier ist alles sehr emotional und schießt durch die Decke", antwortete er schmunzelnd, "wir bleiben mit beiden Beinen auf dem Boden."
Zumindest haben sich bislang keine Teams herauskristallisiert, die im Aufstiegsrennen der Konkurrenz davonlaufen könnten. Im Gegenteil: Die vermeintlichen Favoriten Hertha BSC und Fortuna Düsseldorf finden sich im Tabellenkeller wieder – ebenso wie Absteiger VfL Bochum, der schon Trainer Dieter Hecking feuerte. Auch Holstein Kiel kommt erst allmählich in Schwung.

Manga-Rauswurf
Entscheidend für die Trendwende beim Chaosklub: Erstmals seit langem vermittelt die sportliche Abteilung um den neuen Sportvorstand Frank Baumann den Eindruck, sie wisse, was sie tue.
Mit dem langjährigen Bremer Profi und Funktionär ist nach Jahren der Führungs- und Planlosigkeit das fußballerische Know-how zurückgekehrt, Spieler wurden gezielt danach ausgesucht, ob sie zum Fußball, den der Trainer spielen lassen will (und soll), passen. Und Ruhe und Sachlichkeit sind eingekehrt.
Kurz wurde es zu Beginn der Woche noch einmal unruhig, als Baumann den umstrittenen Kaderplaner Ben Manga rauswarf. Bürokratisch verpackt als "strukturelle Anpassung" war die Maßnahme nur konsequent.

Der einstige "Perlentaucher" – der für Eintracht Frankfurt unter anderem den französischen Stürmerstar Randal Kolo Muani entdeckte – fand auf Schalke vor allem Transferflops.
Die Strategie, unbekannte junge Talente zu Millionenverkäufen zu machen, ohne auf die die Stabilität der aktuellen Zweitligamannschaft zu achten, entpuppte sich als Fehlschlag.
Als vor der neuen Saison die erfahrenen Abwehrrecken Nikola Katic und Hasan Kurucay (beide 28) verpflichtet wurden, war Manga nur Zuschauer. Auch der laufstarke Ex-Aachener Soufiane El-Faouzi, bislang einer der Schlüsselspieler, soll nicht auf seiner Liste gestanden haben.