Fragen und Antworten zur Olympia-"Wahl" in München

Die Bürger Münchens sind am 26. Oktober zur Abstimmung über eine Kandidatur für die Olympischen Spiele aufgerufen.
Die Bürger Münchens sind am 26. Oktober zur Abstimmung über eine Kandidatur für die Olympischen Spiele aufgerufen.SVEN SIMON / DPA PICTURE-ALLIANCE VIA AFP

Markus Söder ruft die "Vorentscheidung" aus: "Wenn es hier nicht klappt, dann wohl auch woanders nicht", sagt Bayerns Ministerpräsident in der Bild am Sonntag. Doch worüber genau stimmen die Münchnerinnen und Münchner am Sonntag (26. Oktober) eigentlich ab? Wie sieht das Prozedere aus? Und wie stehen die Chancen für die Olympia-Gegner und die -Befürworter? Flashscore beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was steht an?

Am kommenden Sonntag (26. Oktober) entscheiden die wahlberechtigten Einwohner Münchens auf Initiative des Stadtrats ("Ratsbegehren"), ob sich die Stadt für Olympische Sommerspiele bewerben soll. Die Frage auf dem Wahlzettel lautet: "Sind Sie dafür, dass sich die Landeshauptstadt München um Olympische und Paralympische Sommerspiele bewirbt, die entweder im Jahr 2036, 2040 oder 2044 stattfinden?" Unterlagen für die Briefwahl wurden bereits vor Wochen verschickt. Am Sonntag können bis 18.00 Uhr die üblichen Wahllokale aufgesucht werden.

Wer ist stimmberechtigt?

An der Abstimmung dürfen alle EU-Bürgerinnen und -Bürger ab 18 Jahren teilnehmen, die seit mindestens zwei Monaten in München mit ihrem Hauptwohnsitz gemeldet sind. Dies umfasst 1.098.199 Menschen (Stand 20. Oktober 2025). Auch Hamburg wird seine Bürger befragen, allerdings erst am 31. Mai 2026. Nordrhein-Westfalen hat sich noch nicht festgelegt, Berlin plant kein Referendum.

Wie viele Stimmen sind nötig?

Der durch die Abstimmung herbeigeführte Bürgerentscheid ist nur dann bindend und gültig, wenn mindestens zehn Prozent der Wahlberechtigten für die siegreiche Seite gestimmt haben, also mindestens 110.000 für "Ja" oder mindestens 110.000 für "Nein". Wird das sogenannte Quorum nicht erfüllt, kann der Stadtrat allerdings selbst entscheiden, ob er dem Votum der Bürger folgt.

Wie hoch sind die Kosten?

Die Durchführung des Ratsbegehrens kostet die Stadt rund 6,7 Millionen Euro. 1,8 Millionen Euro davon flossen in eine Informationskampagne.

Wer ist gegen die Bewerbung?

Treibende Kräfte gegen eine Bewerbung sind die ÖDP (Ökologisch Demokratische Partei) mit dem Slogan "NÖlympia", Die Linke, der Bund Naturschutz und Teile der Grünen. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann stellt sich mit seinem Widerstand dabei gegen die Grünen im Stadtrat.

Haben die Gegner eine Chance?

Hartmann hat bereits erfolgreich gegen eine Bewerbung Münchens um die Olympischen Winterspiele 2022 gekämpft. Die ÖDP hat zweimal für großes Aufsehen gesorgt: Sie war die Initiatorin des Volksbegehrens, das 2010 zu einem Rauchverbot u.a. in Gaststätten und öffentlichen Einrichtungen führte. 2019 erstritt sie mit dem Volksbegehren "Rettet die Bienen", an dem sich 1,7 Millionen Menschen beteiligten, eine umfassende Änderung des bayerischen Naturschutzgesetzes.

Was sind die Kritikpunkte der Gegner?

Finanzielle Risiken der Bewerbung (Kostensteigerungen bei früheren Olympischen Spielen) - München ist bereits hoch verschuldet, bis 2028 soll das Defizit auf 11,6 Milliarden steigen; weitere Steigerung der ohnehin hohen Münchner Mietpreise; Millionen-Ausgaben für temporäre Bauten (geschätzt 300 Millionen); problematische Verträge mit dem IOC (Steuerbefreiung).

Wann wird das Ergebnis bekannt gegeben?

Die Auszählung der Stimmen beginnt um 18 Uhr. Ca. 2700 Wahlhelfende sind im Einsatz. Die Stadt München, die ab 9.30 Uhr regelmäßig über den Stand der Wahlbeteiligung informiert, rechnet mit ersten Ergebnissen aus den Stimmbezirken und den Briefwahlen gegen 19 Uhr. Das amtliche Endergebnis stellt der Abstimmungsausschuss am 29. Oktober fest.

Was passiert, wenn eine Mehrheit mit "Ja" stimmt?

München wird bei einem positiven Votum wohl alles daran setzen, noch vor einer Entscheidung der DOSB-Mitgliederversammlung irgendwann im Herbst 2026 eine Kandidatur durchzusetzen. Das Konzept der Stadt wirkt zum jetzigen Stand weitgehend ausgereift, Kernstück sollen der Olympiapark und die Sportstätten von 1972 sein, einige Hallen müssten aber auch temporär errichtet werden.

Was passiert, wenn die Mehrheit mit "Nein" stimmt?

Dann dürfte die Münchner Bewerbung "tot" sein. Ein negatives Votum würde womöglich auch auf die anderen Bewerber abstrahlen.