"Ich freue mich richtig auf Oberstdorf, das erste Mal Fliegen dieses Jahr. Das ist einfach immer etwas Besonderes und macht mir extrem viel Spaß", sagt Paschke vor den beiden spektakulären Wettbewerben am Samstag (16.35 Uhr) und Sonntag (16.00 Uhr/jeweils ZDF und Eurosport) auf der mächtigen Heini-Klopfer-Schanze. Fantastische Flüge als Therapie gegen bleischwere Beine - Dr. Klopfer, übernehmen sie!
Eine ganzheitliche Behandlung ist auch bitter nötig, der jüngste Weltcup in Zakopane zeigte mannigfaltige Malaisen auf. Auch und vor allem für Paschke. "Jeder Sprung war ganz weit weg", sagte der 34-Jährige ratlos in Polen.
Sechs Siege und neun Podestplätze in den ersten acht Springen der Saison hatten die deutschen Springer beim besten Saisonstart seit zwei Jahrzehnten erreicht - und in den folgenden sieben kein einziges Treppchen. Paschke selbst war in den acht Wettbewerben (fünf Siege, siebenmal Podest) nie schlechter als Siebter - seitdem nur einmal besser (Tournee-Vierter in Oberstdorf). Was also tun?
"Wir dürfen die Knoten nicht noch enger ziehen. Wir müssen schauen, dass wir ein bisschen Ruhe und einen Rhythmus reinbringen", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher in der ARD. Hilft ihm dabei die ambulante Behandlung bei Heini Klopfer? "Es kann ein paar Knoten lösen, es kann die Knoten aber auch noch fester ziehen", sagte Horngacher: "Im Skifliegen ist alles möglich."
So eben wie auch Paschkes märchenhafter Saisonstart mit fünf Siegen. Dass Skisprung-Erfolg auf Nuancen basiert, schnell kommen und schnell verschwinden kann, weiß Horngacher - dessen erster (1991) und zweiter Weltcupsieg (1999) lagen acht Jahre auseinander. Und temporäre Traumserien gab es schon vor Paschke.
Oberstdorf als Startschuss für Paschke-Comeback?
V-Stil-Erfinder Jan Boklöv feierte seine fünf Karrieresiege 1998/89 binnen anderthalb Monaten. Toni Nieminen gewann 1991/92 elfmal - nie davor und nur einmal danach. Der Österreicher Thomas Diethart siegte nur bei der Tournee 2013/14. Domen Prevc wurde 2016 nach vier Siegen binnen drei Wochen eine Dynastie prophezeit, er gewann nur noch zweimal: 2019 und 2024.
Paschke muss also seine Mitte, ein Normalmaß finden. Schließlich ist der Routinier bei der WM in Trondheim (26. Februar bis 9. März) unverzichtbar. Mit ihm, dem zuletzt erstarkten Karl Geiger, Andreas Wellinger und Philipp Raimund verfügt Horngacher derzeit überhaupt nur über vier konkurrenzfähige Springer.
Und die müssen, angefangen in Oberstdorf, wieder ihr Selbstvertrauen herstellen. Behutsam - mit dem Hammer löst man keine Knoten. Er müsse wieder erkennen, sagte Wellinger in Zakopane, "dass der Ski mein Freund ist - und nicht mein Feind".