EXKLUSIV: Winfried Schäfer hat noch Spaß am Fußball - "Würde es Ten Hag gönnen"

Schäfer ist aktuell Sportlicher Leiter der Nationalmannschaft von Ghana
Schäfer ist aktuell Sportlicher Leiter der Nationalmannschaft von GhanaČTK / imago sportfotodienst / Jan Huebner
Winfried Schäfer, als Spieler deutscher Meister 1969/70 mit Gladbach, sowie Uefa-Cup-Sieger 1979, als Nationaltrainer von Kamerun Afrika-Cup-Sieger 2002, gehört zu den ganz erfahrenen Coaches im Fußball. Der 75-Jährige sprach im Rahmen des Unity Cups in London mit dem England-Korrespondent von Flashcore, Ben McFadyean, über seinen aktuellen Job als Sportlicher Leiter der Nationalmannschaft von Ghana, seine Motivation für den Fußball und das schwere Erbe, das Eric ten Hag bei Bayer Leverkusen antritt.

Frage: Wie sind die Qualifikations-Chancen Ghanas für die WM in den USA? 

Antworten: Wir sind die Ersten in der Gruppe mit drei Punkten Vorsprung vor den Komoren, Mali und Madagaskar - wir sind optimistisch für die Qualifikation. Das Team hatte eine schwere Zeit, sechs mal nicht gewonnen, viele Spiele Unentschieden gespielt. Ich konnte meine Routine dazu bringen. Es sind Sachen dabei, die nur aus der Routine kommen, aus der Erfahrung, die ich schon mehrfach erlebt habe; mit Kamerun unter anderem. Wir haben hier gute Spieler von großen Klubs wie Arsenal und West Ham United, sollten wir noch einiges mit erreichen können.

Afrikanische Teams im WM-Finale?

F: Welche Talente gibt es, auf die man achten sollte bei Ghana?

A: Zehn bis zwölf Spieler stehen in Europa unter Vertrag; unter anderem Gideon Mensah, der bei Auxerre ist, Stephane Ambrosius bei St. Gallen, Ebenezer Anan, der für Roter Stern Belgrad spielt, oder auch Brandon Asante bei Coventry City. Was mir hier gefällt ist, das die Mannschaft hier in allem Talent hat. Bei Kamerun habe ich es zum Beispiel erlebt, dass es einige Mängel gab, unter anderem lange Pässe, oder auch im Schießen hat es Defizite gegeben. Aber die Jungs hier haben Qualitäten, mit den man arbeiten kann.

F: Sie haben Kamerun trainiert und sind jetzt bei Ghana als Sportlicher Leiter. Wie gut sind die afrikanischen Mannschaften insgesamt aktuell?

A: Wenn man sich n Europa umschaut, gibt es viele gute Spieler, die für Afrikanische Teams spielen können. Talente wie Lamine Yamal oder Ansu Fati bei Barcelona zum Beispiel. Ich kann mir vorstellen, dass wir zwei afrikanische Teams bald in einem WM-Finale sehen können, vielleicht früher als man denkt.

Ten Hag vor Mammut-Aufgabe in Leverkusen

F: Kommen wir zur Bundesliga: Erik Ten Hag ist der neue Trainer von Bayer 04. Was trauen Sie ihm in Leverkusen zu, schaffen Sie es, wieder am großen Erfolg wieder anzuknüpfen?

A: Xabi Alonso hatte ein besonderes Händchen. Immer, wenn ein Tor gefallen ist, sind alle Spieler automatisch auf ihn zugerannt, um zu jubeln. Neben ihm verlassen einige Spieler den Verein. Das wird es für Ten Hag nicht einfacher machen.

F: Was war das besondere an der Spielweise, die Xabi Alonso bei Leverkusen hat spielen lassen?

A: Bis zu einem bestimmten Grad hat Alonso seine Spieler selbst entscheiden lassen und das hat funktioniert. Im Gegensatz zum Beispiel von anderen Trainer, wie Thomas Tuchel, der teilweise nicht verstanden wurde. Mal sehen, wie Erik Ten Hag ankommen wird. Gönnen würde ich ihm das.

"Sitze nun etwas höher auf der Tribüne"

F: Sie haben viele Jahrzehnte in der Bundesliga trainiert. Unter anderem den Karlsruher SC, mit dem Sie 1996 ins Pokalfinale gekommen sind, oder den VfB Stuttgart. Zudem kamen sie als aktiver Spieler auf über 400 Einsätze in der Bundesliga. In diesem Zusammenhang haben Sie natürlich auch miterlebt, wie Bayer immer wieder Titel verpasst hat. Wie haben Sie den Meistertitel 2023/24 erlebt?

A: Ich habe mich sehr für Leverkusen gefreut. Sie haben lange genug drauf gewartet, es war schön, wie sie das hinbekommen haben.

F: Sie gelten als Legende unter den Trainern und sind seit 1982 in der Welt unterwegs, mit Stationen wie Iran, Thailand, Aserbaidschan, Dubai, Katar. Mittlerweile haben Sie ein gewisses Alter, bei dem viele an die Rente denken. Was treibt Sie immer noch an?

A: Es macht mir immer wieder Spaß, das ist die Hauptsache. Ich sitze nun etwas höher auf der Tribüne, nicht mehr auf der Bank - und trage auch nicht die Hauptverantwortung. Aber ich kann immer noch eingreifen, und dem Trainer Otto Addo helfen.