Moritz Seider nahm die neue Rolle als Kapitän nicht nur auf dem Eis an. Auch nach seinem ersten Spiel mit dem "C" auf der Brust ging der junge NHL-Star mit deutlichen Worten voran.
"Wir haben viel zu viele individuelle Fehler gemacht", kritisierte der 24-Jährige nach dem 2:5 der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM-Generalprobe gegen die USA: "Wir müssen mehr Schüsse aufs Tor bringen, sonst wird es schwer."
Abhilfe könnte ein weiterer Übersee-Profi schaffen: Stürmer Tim Stützle will in den nächsten Tagen entscheiden, ob er nach dem NHL-Aus mit den Ottawa Senators nach Dänemark fliegt. Dort warten Seider und Co. vor dem WM-Auftakt am Samstag (16:20 Uhr/Pro7 und MagentaSport) hoffnungsvoll auf ihn.
Match-Center: Deutschland vs. USA / Deutschland vs. Ungarn
Großes Lob für Stützle
"Er ist einer der Besten der Welt, den nimmt jede Mannschaft", sagte Angreifer Justin Schütz, der mit seinem Doppelpack im letzten WM-Test für die wenigen offensiven Highlights gesorgt hatte.
"Er wäre ein Riesengewinn für uns", meinte auch Bundestrainer Harold Kreis: "Er hat ja gesagt, er würde gerne kommen, wenn es möglich ist. Wir warten alle auf eine positive Antwort."
Die soll Mitte der Woche erfolgen, verriet DEB-Sportdirektor Christian Künast, der allerdings die Hoffnungen etwas dämpfte: "Er ist nicht bei 100 Prozent, das ist klar." Stützle, der in seiner fünften NHL-Saison erstmals die Play-offs erreicht hatte, ist leicht angeschlagen. "Er lässt sich erstmal behandeln, dann schauen wir weiter", berichtete Künast.
Mannheim-Profi Schütz gefragt
Der 23-Jährige, zuletzt 2022 bei der WM, hat sich in Ottawa zu einem der besten Stürmer der Liga entwickelt, der sowohl als Torschütze als auch als Vorbereiter glänzt. Weil die NHL-Profis John-Jason Peterka und Nico Sturm und ihre insgesamt 18 Tore bei den letzten beiden Weltmeisterschaften in diesem Jahr fehlen, wäre Stützle eine wichtige Verstärkung.
Das wurde auch gegen die USA deutlich, als nur von Schütz wirkliche Torgefahr ausging. Der Kölner, der in den vergangenen beiden DEL-Spielzeiten 57 Tore erzielte, bewies seine Stärken nicht nur bei seinen beiden Treffern im Schlussdrittel (48./54.), sondern auch bei weiteren hochkarätigen Chancen.
"Ich werde die Rolle annehmen", sagte der 24-Jährige, der nach der WM zu den Adlern Mannheim wechselt, "ich hoffe, dass ich an meine Leistung der letzten zwei Jahre anknüpfen und die Tore erzielen kann."

Niederlage als gutes Omen?
Die Pleite gegen die Amerikaner vor 12.300 Zuschauern in Düsseldorf hatte bei allen Schwächen und aller Selbstkritik aber auch ihr Gutes. Denn sie erinnerte Seider und Co. an die WM 2023: Auch damals hatte die deutsche Mannschaft ihre Generalprobe gegen die USA verpatzt (3:6), schlug die NHL-Auswahl der Amerikaner aber im Halbfinale und zog sensationell ins Endspiel ein.
"Man kann daraus machen, was man will", sagte Stürmer Frederik Tiffels grinsend: "Ich mach' da jetzt einfach ein gutes Omen draus."
Am nächsten Morgen stiegen die Nationalspieler denn auch gut gelaunt am Flughafen Köln-Bonn in den Charterflieger nach Dänemark. Noch ohne Stützle, aber mit der Hoffnung auf eine schnelle Zusage.