Die winterliche Hochebene Pokljuka verließ Franziska Preuß geschlagen, aber mit einer wichtigen Erkenntnis im Gepäck. "Noch habe ich den kleinen Vorteil", sagte die Biathletin, nachdem ihr Punktepolster auf Jägerin Lou Jeanmonnot deutlich geschmolzen war. Am ZDF-Mikrofon fügte sie hinzu: "Ich gebe einfach mein Bestes, mehr kann man eh nicht machen."
Am kommenden Wochenende spitzt sich in Oslo das Duell um die Gesamtwertung zu. Wer die Große Kristallkugel gewinnt, entscheidet sich in den Weltcup-Rennen am legendären Holmenkollen, im Sprint am Freitag, in der Verfolgung am Samstag und im Massenstart am Sonntag. Jeder Sieg bringt 90 Punkte. Preuß (31) kämpft um die Erfüllung eines Traums, die Französin Jeanmonnot (26) um die Krönung ihrer Aufholjagd.
Vorsprung schmilzt
In Slowenien rückten beide nah zusammen, nach dem Massenstart am Samstag trennen Preuß, die Fünfte wurde, und Siegerin Jeanmonnot nur noch 20 Punkte. Mit 36 Zählern Vorsprung war die Deutsche auf die Pokljuka gereist, seit Dezember trägt sie das Gelbe Trikot, doch reicht es bis ins Ziel eines langen Winters?
"Wir laufen beide eine supergute Saison, und egal wie es ausgeht, können wir trotzdem stolz darauf sein, was wir geschafft haben", sagte Preuß. Wohl wahr, mit einem WM-Titel, zwei Weltcupsiegen und insgesamt elf Podestplätzen absolviert Preuß die mit Abstand beste Saison ihrer Karriere. Nur: Die überragende Biathletin heißt dennoch Jeanmonnot, am Samstag feierte sie ihren siebten Saisonsieg, alleine 2025 stand sie fünfmal ganz oben.
Preuß gratulierte ihr im Zielraum fair, vorwerfen könne sie sich selbst "nicht viel", auch wenn sie sich über ihren Fehler beim letzten Schießen, der ihr wohl den Sprung auf das Podest und damit weitere wichtige Punkte verwehrt hatte, ein "bisschen" ärgerte.
Belastungssteuerung
Zu lange darf sie sich damit jedoch nicht aufhalten, es galt, schnell die letzten Reserven für den Showdown in Norwegen zu sammeln. Schon vor den Mixed-Staffeln am Sonntag reiste Preuß daher nach Hause.
"Die Saison ist lang, zehrt, von daher macht es sicherlich Sinn, ihr hier nochmal ein bisschen Regenerationszeit zu geben", sagte Sportdirektor Felix Bitterling. Die Wettkampfsteuerung war einer der Schlüssel im erfolgreichen Winter, sie soll Preuß auch vor dem letzten Wochenende vor der wohlverdienten Pause die Chance geben, sich bestmöglich auf die Rennen in Oslo vorzubereiten.
Zu gewinnen gibt es noch viel: Neben der Gesamtwertung führt Preuß auch in zwei Disziplinen (Sprint und Massenstart) das Ranking an. Die Einzelwertung hat Jeanmonnot bereits für sich entschieden, in der Verfolgungswertung liegt sie vor ihrer Teamkollegin Julia Simon und deutlich vor Preuß.