DFB-Präsident vor Wiederwahl: Bernd Neuendorf will zügig ackern

Bernd Neuendorf wird am Freitag voraussichtlich wiedergewählt.
Bernd Neuendorf wird am Freitag voraussichtlich wiedergewählt.ČTK / imago sportfotodienst / Revierfoto

Bernd Neuendorf will es durchziehen. Wenn am Freitag um 9.30 Uhr die 262 stimmberechtigten Delegierten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in der Event- und Futsalhalle auf dem Frankfurter Campus Platz genommen haben, soll die Wiederwahl des Präsidenten und die Verabschiedung der Zukunftsagenda zügig über die Bühne gehen. Weder eine Kaffee- noch eine Mittagspause sind zwischen den 15 Tagesordnungspunkten vorgesehen, schon am Nachmittag soll der 45. Ordentliche Bundestag Geschichte sein – und geschrieben haben.

Dabei ist die Bestätigung des elften DFB-Chefs im Amt bei einer Wahl ohne Gegenkandidaten nicht unbedingt das, was einen großen Eintrag in die Annalen verdient hat. Es geht viel mehr um die Vorhaben, die sich der 64 Jahre alte Neuendorf für die kommenden vier Jahre auf die Fahne geschrieben hat.

Die Investition von 100 Millionen Euro in die Professionalisierung der Frauen-Bundesliga, der Kampf der Nationalmannschaften um die Zugehörigkeit zur Weltspitze und die mögliche Bewerbung für ein neues Sommermärchen 2038 oder 2042 könnten sich eher einen prominenten Platz in den Geschichtsbüchern sichern.

"Wenn die Leute wahrnehmen, dass sich einiges beim DFB getan hat und unter dem Strich mehr positiv als schlecht gelaufen ist, dann wäre das für mich in Ordnung", sagte Neuendorf, der nicht viel von großspurigem Vermächtnis-Gerede hält.

"Natürlich macht man nicht alles richtig, aber ich denke, dass wir es bisher im Großen und Ganzen ganz gut hinbekommen haben. Wenn man das auch nach den nächsten vier Jahren sagen kann, dann wäre ich zufrieden", ergänzte er.

"DFB-Strategie 2030" fortsetzen

Dem früheren "Fußball-Nobody" Neuendorf ist es seit seinem Amtsantritt im März 2022 fraglos gelungen, positive Veränderungen herbeizuführen. Der gebürtige Dürener, früher Journalist und Staatssekretär in Nordrhein-Westfalen (unter anderem für den Sport), hat den einst krisengeplagten DFB in ruhigere Fahrwasser gebracht und finanziell konsolidiert.

Bevor er an die Spitze kam, war der Verband von zahlreichen Skandalen erschüttert worden. Die drei Vorgänger Neuendorfs (Wolfgang Niersbach, Reinhard Grindel, Fritz Keller) mussten allesamt zurücktreten, den DFB plagte ein strukturelles Defizit von knapp 20 Millionen Euro.

Mittlerweile kann der zwischenzeitlich darbende Verband mit Blick auf die finanziellen Mittel wieder aus dem Vollen schöpfen. Das liegt unter anderem an dem neuen Ausrüstervertrag mit Nike ab 2027 (angeblich 100 Millionen Euro pro Jahr), den eingeleiteten Sparmaßnahmen, den Medienverträgen und dem Grundlagenvertrag mit der Deutschen Fußball Liga (DFL).

"Dass wir nach nur dreieinhalb Jahren wieder Gewinne erzielen, ist wirklich ein beachtlicher gemeinsamer Erfolg", betonte Neuendorf, der beim Blick nach vorne auf die "DFB-Strategie 2030" setzt: "Und hieran werden wir auch unser Handeln ausrichten. Genau dorthin fließen Geld und Personal."

So wird der bisherige Geschäftsführer Holger Blask neuer Generalsekretär und beerbt Heike Ullrich. Die Sportökonomin soll neue Vizepräsidenten werden und sich um den Frauenfußball kümmern. Einen neu geschaffenen Vize-Posten wird Matthias Schöck übernehmen. Der württembergische Landeschef kümmert sich zukünftig darum, dass der Verband seine vorgegebene Strategie umsetzt.

Unter Beweis stellen kann der DFB das Festhalten an Leitlinien bereits am Freitag – wenn alles ohne Pausen schon nachmittags erledigt ist.


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