Deutsche WM-Abfahrer: Der "Schleicher" und der "Hosenscheißer"

DSV-Routinier Romed Baumann
DSV-Routinier Romed BaumannJENS BUTTNER/DPA/dpa Picture-Alliance via AFP
Die Aussichten für die deutschen Abfahrer sind schlecht. Entmutigen lassen wollen sie sich trotzdem nicht.

Ihren Humor haben sie nicht verloren. Der Routinier Romed Baumann (39) erzählt gerade, dass die WM 2007 seine erste war, da geht an Luis Vogt (22) die Frage, was er damals gemacht hat. 

Vogt, nicht auf den Mund gefallen, denkt diesmal ein bisschen zu lange nach – schon grätscht Simon Jocher (28) dem damals Fünfjährigen dazwischen: "In d' Hosn gschissn hast." Gelächter in dem kleinen Raum im schicken Hotel "Neuhaus", wo das deutsche Ski-Team sein WM-Quartier aufgeschlagen hat.

Dabei haben die deutschen Abfahrer nun wirklich nichts zu lachen. Nach den Rücktritten von Thomas Dreßen und Josef Ferstl sowie dem Ausfall des Langzeitkranken Andreas Sander sind sie nur noch zu dritt, der Weltspitze fahren sie hinterher. Ihre Zuversicht aber haben sie nicht verloren, betont Baumann: "Eine WM hat immer gezeigt, dass alles passieren kann. Wir werden alles reinschmeißen, dass es eine Überraschung gibt." Wer wüsste das besser als er?

Super-G am Freitag, Abfahrt am Sonntag

Vier Jahre ist es her, dass Baumann, geboren in St. Johann in Tirol, seit 2019 verheiratet mit der ehemaligen deutschen Skirennläuferin Veronika Eller und somit für Deutschland am Start, ein Coup gelang. Bei der WM in Cortina d'Ampezzo fuhr er im Super-G zu Silber, nur um 0,07 Sekunden an Gold vorbei.

"Wir sind auch damals nicht als die Favoriten angereist", sagt Baummann auf die Frage, ob es denn Parallelen zu damals gebe. Was er auf jeden Fall mitbringt: jede Menge Erfahrung für alle Situationen.

Am Freitag fährt das deutsche Trio zunächst den Super-G, am Sonntag dann die Abfahrt (jeweils 11:30 Uhr/ORF, ARD und Eurosport), und es gibt im Feld wohl niemanden, der die Strecken besser kennt als Baumann: "Ich bin selten eine Abfahrt so oft gefahren." Grund: Er ist im nahen Saalfelden auf das Ski-Gymnasium gegangen, Abfahrt trainiert wurde am Zwölferkogel. Die "Erfahrung", sagt Baumann, "schadet nicht, aber es ist leider nicht so, dass ich da jetzt zwei, drei Sekunden Vorsprung bekomme."

"Schmidtchen Schleicher"

Die Österreicher nennen Baumann noch immer durchaus respektvoll "Schmidtchen Schleicher", weil er so geschmeidig dahinfahren kann, die "Schneekristall"-Piste könnte ihm liegen. Gezeigt hat er es noch nicht: Im zweiten Training am Donnerstag kam Baumann nur auf Rang 27, Jocher war ein wenig schneller (24.), Vogt ein bisschen langsamer (29.). Aber das muss nichts heißen.

Jocher ist derweil froh, dass er überhaupt mitfahren kann. Seit der Abfahrt in Bormio Ende Dezember quält er sich mit einer sehr schmerzhaften Fersenprellung herum, er hat im Weltcup ausgesetzt, ihm fehlen die Rennkilometer. Auch die Bandscheiben machen ihm nach wie vor zu schaffen, nach der Saison wird er wohl operiert werden müssen. "Wenn keine WM gewesen wäre", wäre er wohl gar nicht dabei.

Und dann ist da noch "Hosenscheißer" Vogt. Ein zwei Meter langer, äußerst talentierter und pfiffiger Kerl, dem sein Cheftrainer Christian Schwaiger zutraut, "in zwei, drei Jahren ganz vorne mitfahren zu können". Und der zumindest an die WM 2011 in seinem Heimatort Garmisch-Partenkirchen noch Erinnerungen hat. "Da war ich das Startnummernkind für Romed."