"Schritt für Schritt" in Richtung Titel - Scott Williams im Exklusiv-Interview

Scott Williams möchte seine letzte WM-Leistung wiederholen.
Scott Williams möchte seine letzte WM-Leistung wiederholen.Ian Stephen/ProSports/Shuttersto / Shutterstock Editorial / Profimedia
Scott Williams hat im vergangenen Jahr polarisiert und die Massen mitgerissen. Der überraschender Einzug ins Halbfinale der PDC WM war sein bisheriges Karriere-Highlight und dies hofft er im diesen Jahr bestätigen zu können. Flashscore hat mit dem 34-Jährigen aus Boston gesprochen und einige spannende Details erfahren.

Wie würdest du dein Darts-Jahr 2024 beschreiben?

Ja, 2024 war okay. Ich war eigentlich ganz zufrieden mit den Floor-Events. Es war sogar besser als im letzten Jahr. Es war gut, aber definitiv nicht herausragend. Es hätte definitiv viel mehr gehen können, gerade was die European Tour und TV-Events angeht, aber es geht für mich in Ordnung, wie es nun am Ende lief.

Das Viertelfinale bei den Players Championship Finals war dein bestes Ergebnis abgesehen vom Halbfinale bei der WM – was war dort anders?

Ich hatte ein paar Probleme mit meinem Equipment, aber seit dem letzten Players Championship Event habe ich viel trainiert, um auch meine Form wiederzufinden. Mit dem Viertelfinale war ich den Umständen entsprechend zufrieden. Ich habe das Gefühl, dass mir das Format bei der WM auch einfach besser liegt. Die längeren Matches durch den Set-Modus liegen mir einfach und ich glaube das ist ein guter Weg um mein wirkliches Potenzial zu zeigen.

Wo du vom Set-Modus sprichst. Du wirst aufgrund deiner Resultate bei der WM der „Michael Buble des Darts“ genannt, sagtest aber vor kurzem, du wärst lieber Meatloaf und das ganze Jahr über präsent – wie willst du das anstellen?

(Lacht) Ich bin nicht ganz sicher, Darts ist ein verrückter Sport. Es gibt einfach Phasen, wo du so gut in Form bist, dass du über Monate hinweg kaum schlagbar bist, aber wenn dein Selbstvertrauen mal für ein paar Wochen im Eimer ist, weil du einige knappe Matches verloren hast, läuft es hingegen überhaupt nicht.

Aber wenn es jetzt in den Satzmodus geht, gibt es einem mehr Raum, die frühen Fehler im Spiel auszugleichen. Allgemein ist das auch das Ding beim Darts – du darfst keine Fehler machen. Also ist mein Plan, im kommenden Jahr noch härter zu trainieren, dadurch konstanter zu werden und vielleicht werde ich dann zu Meatloaf.

Niko Springer oder Josef Stalin?

Also willst du mehr an deinem Mindset oder Mental Game arbeiten oder was würdest du speziell trainieren wollen?

Ich glaube tatsächlich, dass das Mental Game eine Stärke von mir ist. Ich bin ein Spieler, der sich über das Selbstvertrauen pusht und darüber in das Match kommt. Wenn du mal in eine Phase kommst, wo gar nichts mehr geht, brauchst du einen Erfolg, der dich wieder auf den richtigen Dampfer bringt. Für mich war das der Sieg gegen Gian bei den Players Championship Finals.

Das war ein großer Schritt, der mich auf jeden Fall bekräftigt hat. Ich meine, man hat ihn in den letzten Monaten gesehen, er ist wirklich ein herausragender Spieler, daher war das für mich ein toller Sieg. Kim (Huybrechts) und Jeffrey (de Graaf) waren dann ebenso schwierige Spiele, in denen ich es trotzdem geschafft habe, als Sieger von der Bühne zu gehen. Ich habe einfach sehr solide die Checkouts geholt, das war die letzten Monate auf der Tour ein richtiges Problem, umso besser, dass es jetzt zur richtigen Zeit endlich wieder klappt.

Auf TikTok hast du aus Spaß einem deiner Follower geantwortet, dein favorisiertes Erstrundenlos wäre „Josef Stalin“, nun ist es Niko Springer geworden – was denkst du über ihn?

Das Ding ist, ich habe gegen Nico schon ein paar Mal gespielt, ich glaube im direkten Vergleich stehen wir 1:1. Beide Male waren auf der European Tour, dieses Jahr in Sindelfingen habe ich ihn dabei mit 6:1 besiegt. Er ist ein schwierig zu bespielender Gegner, der sehr gut scoren kann und einfach nicht zurückstecken möchte. Er ist immer hinter dir und sorgt für Druck, daher wird das für mich ein hartes Match in der ersten Runde.

Match-Center: Scott Williams vs. Niko Springer

Wiederholung des Wunders von 2024?

Was ist denn dein Ziel für die WM – geht’s wieder ins Halbfinale?

Natürlich gehen die meisten Spieler das Ganze Spiel für Spiel an. Aber meiner Meinung nach muss man sich zumindest ein Ziel setzen, dass man vor Augen behält, beispielsweise, dass man nach Weihnachten noch im Turnier ist. Ich habe auf jeden Fall ein schwieriges Viertel erwischt, um dieses Ziel zu erreichen. Da sind beispielsweise Gian van Veen, Ricardo Pietreczko und auch Rob Cross – das wird ein verdammt schweres Ding für mich, da dieses Jahr durchzukommen.

Also spielst du das mit Selbstvertrauen, wie du bereits sagtest und gehst mit der Einstellung ran, dass du alle schlagen kannst oder analysierst du doch lieber mehr im Vorfeld, um zu schauen, was wichtig für das Spiel sein wird?

Ich meine ich bin sowieso immer sehr selbstsicher, besonders bei TV-Matches. Ich gucke jetzt erstmal auf die erste und die zweite Runde. Ich weiß, dass ich gegen Nico spiele, ihn will ich natürlich schlagen und dann ginge es gegen Rob, wenn ich dort dann auch siegreich bin, darf ich nach Weihnachten gegen Gian ran. Im Anschluss habe ich halt Luke Littler auf meiner Seite des Viertels, das wäre natürlich ein Hammer und weiter als bis dorthin habe ich das Ganze noch nicht durchdacht.

Luke Littler in seiner aktuellen Form gilt wohl mit Humphries als der Top-Favorit auf den Sieg, wen würdest du persönlich dieses Jahr als Sieger sehen?

Ich muss mich selbst nennen oder? Ja klar, ich gewinne das!

Und wenn du dich erstmal außen vornehmen würdest?

Wie du bereits sagtest, sind sie beiden Lukes auf jeden Fall an der Spitze. Dann muss man aber auch über Gary Anderson reden, der in den letzten Wochen und Monaten absolute Klasse war. Außerdem gibt es mit Gian und Wessel absolut fantastische Nachwuchs-Stars. Es gibt aber einfach viele, die hier weit kommen können, denen vielleicht auch mein Halbfinale im vergangenen Jahr Mut gegeben hat, große Träume zu haben. Ich würde sagen, es gibt sicher 20 Spieler, die potenziell am Ende die Trophäe gewinnen könnten.

Klar, da bist du ein Vorbild, aber wenn du es einmal getan hast, warum nicht noch ein zweites Mal?

Da hast du absolut Recht! Und das ist auch mein Plan, mich Schritt für Schritt tiefer in das Turnier arbeiten und erneut die ganze Welt zu überraschen. Ich meine, Darts ist ein komischer Sport und gerade zur WM ist es einfach nochmal spezieller, das ist das, wofür wir das ganze Jahr kämpfen und hart arbeiten!

Interview geführt von Henri Briese
Interview geführt von Henri BrieseFlashscore