Für "Pikachu" Ricardo Pietreczko ging es gegen José de Sousa. Der Portugiese war vor einigen Jahren noch eine richtige Bank, die Leistung fiel jedoch immer weiter ab, nun galt der Berliner tatsächlich als Favorit in seinem Auftaktmatch. Bei seiner letzten Teilnahme im Ally Pally stand "The Special One" in der zweiten Runde, 2025 reichte es nicht einmal für die Qualifikation.
Match-Center: Ricardo Pietreczko vs. José de Sousa
Der Start in dieses Match gehörte zunächst José de Sousa, der Portugiese konnte ordentlich scoren und hatte auch die besseren Checkouts. Es brauchte erst ein 0:2 in Legs aus Sicht von "Pikachu" bis der 31-Jährige anfing aufzudrehen. Dann gab es drei Legs und damit die Satzführung - Randnotiz, im entscheidenden Leg verrechnete sich de Sousa, wie in guten alten Zeiten und stellte eine Bogey-Number, wodurch er Pietreczko anstatt drei Chancen auf den Satz, nochmal drei zusätzliche anbot - diese waren aber nicht nötig, da der Deutsche im ersten Versuch verwandelte.
Kreislaufprobleme bei Ricardo Pietreczko
Im nächsten Durchgang konnte de Sousa zunächst mit 2:1 in Führung gehen, gab aber auch durch seine stetig vogelwilden Aufnahmen Pietreczko die Möglichkeiten, wieder einzusteigen. "Pikachu" nahm diese Einladung dankend an, drehte den Satz und holte sich über ein 58er Finish die 2:0 Führung. Jene konnte bis zu diesem Moment im Turnier noch von keinem Spieler gedreht werden, was sicherlich auch im Hinterkopf des Deutschen war.
Und spätestens zu diesem Zeitpunkt schien es Ricardo Pietreczko nicht mehr für möglich zu halten, dass er diese Partie noch verlieren konnte. Trotzdem drehte auch de Sousa nochmal auf, brachte den dritten Durchgang in den Decider und holte diesen tatsächlich. Es stand nur noch 2:1 aus Pietreczko-Sicht. Nun war es auch eine mentale Aufgabe für den Deutschen, der sich nach einem weiteren Leg-Verlust zum Auftakt des vierten Durchgangs ein Herz fasste und dann wieder die Darts aus den ersten beiden Sätzen ans Board zauberte.
Pietreczko zauberte schöne Darts ins Board, sicherte sich das Leg und damit nicht nur das 3:1 im Durchgang, sondern auch in Sätzen. In der nächsten Runde wartet der Sieger aus dem Duell zwischen Dave Chisnall und Fallon Sherrock. Bitterer Beigeschmack für Jose de Sousa am ganzen - der Portugiese verliert durch diese Niederlage auch seine Tourcard und muss im Januar wieder in die Q-School.
Pietreczko gab Aufschluss über den leichten Leistungseinbruch im dritten Satz, als er nach dem Match bei Sport1 am Mikro stand: "Mitte des dritten Satzes hatte ich extreme Kreislaufprobleme, mir war teilweise schwarz vor Augen. Ich bin froh, dass ich jetzt von der Bühne runter bin und versuche mich zu erholen, jetzt ist aber alles gut."
Danny Noppert in Prime-Verfassung
Danny Noppert hatte es im Folge-Match mit Landsmann Jurjen van der Velde zu tun. Nach einem langsamen Start traf der Favorit hier immer besser und schaffte es trotz Decider, mit einer direkten Satzführung den erwarteten Start gegen seinen Youngster-Kontrahenten zu holen. Dieser drehte dann, beflügelt von seinen ersten beiden 180er auf der größten Darts-Bühne der Welt, ordentlich auf und schnappte sich den zweiten Satz mehr oder weniger ungefährdet.
Match-Center: Danny Noppert vs. Jurjen van der Velde
Im dritten Satz musste das niederländische Doppel erneut in den Decider, dort checkte Noppert unter Druck per Bullseye, um wieder die Führung zu holen. Und das schien wichtig, denn direkt im Anschluss nahm der Niederländer ein 135er Finish zum Break raus und brachte sich in die Pole Position für den vierten Durchgang. Dort spielte er sein absolutes A-Game, gewann mit 3:0 in Legs, um sich insgesamt einen höchstverdienten 3:1 Matchgewinn zu sichern.
"Iceman" gegen Gawlas ohne Probleme
Als dritter Spieler am Abend startete Gerwyn Price in die WM. Der "Iceman" hatte nicht weniger als den WM-Titel als Ziel ausgerufen, das gelang ihm bereits schon einmal, nun will er den Lukes Konkurrenz machen und sein erstes Etappenziel sollte hier ein Sieg über Adam Gawlas werden. Der Tscheche gilt als schwieriger Gegner, da sein Wurftempo extrem langsam ist und gerade Spieler wie Gerwyn Price so schnell aus dem Rhythmus bringen kann.
Match-Center: Gerwyn Price vs. Adam Gawlas
Aber das schien für den Waliser kaum ein Problem darzustellen, der erste Satz ging im Eiltempo an den ehemaligen Weltmeister und auch im zweiten Satz dreht er eine zwischenzeitliche 2:0 Leg-Führung von Gawlas in einen 3:2 Sieg, um auf 2:0 in Sätzen zu stellen.
Im dritten Durchgang war dann bei dem Tschechen auch die letzte Luft raus, wodurch es hier schlussendlich ein schnelles und höchstverdientes 3:0 in Legs gab. Damit startete Gerwyn Price mit einem glatten Sieg ins Turnier und sendete ein Zeichen an die Konkurrenz. Gerwyn Price ärgerte sich im Anschluss beim Sport1-Mikro, es war ein wenig "Pech im zweiten Satz", dort habe er "zwei Sätze weggeworfen" und "ärgere" sich darüber.
Niko Springer scheitert an Joe Comito
Für den "Meenzer Bub" war es der zweite Auftritt im Alexandra Palace. Im vergangenen Jahr gab Niko Springer sein Debüt auf der größten Bühne des Dartssports, verlor dabei aber ärgerlich mit 1:3 gegen Scott Williams. Doch bereits dort zeigte er, dass in ihm großes Potenzial schlummerte und gab nicht ohne Grund im Nachgang seinen Job auf, um sich voll und ganz auf den Dartssport zu fokussieren. Mit Joe Comito hatte er ein vermeintlich dankbares Auftaktlos und galt ohne Frage als klarer Favorit gegen den Australier.
Match-Center: Niko Springer vs. Joe Comito
Der Anwurf-Satz zum Auftakt des Matches gehörte jedoch erstmal Joe Comito. Zwar brachte Springer den 44-Jährigen in den Decider, dort hatte der Underdog aber das bessere Timing, um sich die zwischenzeitliche Führung zu besorgen. Die Nervenschlacht ging im zweiten Satz weiter, doch beim Spielstand von 2:1 in Legs fand der Mainzer langsam sein Scoring und besorgte sich mit dem ersten Break auch den Satzgewinn, der den Ausgleich folgerte. Comito jedoch blieb weiterhin bissig und nahm im dritten Durchgang ein 155er Checkout raus, um mit einem 3:0 die erneute Führung in Sätzen zu erobern.
Auch der vierte Satz ging in einen Decider, nachdem Comito zwischenzeitlich durch ein Break nur noch einen Anwurf vom Sieg entfernt war. Eine Kraftleistung des "Meenzer Bub", der sich auch zunehmend emotional versuchte, zu pushen. Jedoch scheiterte Springer letztendlich an den Nerven, verpasste im Decider des Satzes, sich über die große Zahl mehrere Satz-Darts zu erspielen, verpasste die Chance und Comito blieb eiskalt. 3:1 für den australischen Außenseiter, der hier den wohl größten Sieg seiner Karriere feiern durfte. Eine Niederlage, die Springer hoffentlich im besten Wege analysieren wird, um mit neuen Schlüssen im kommenden Jahr stärker zurückzukommen.
