Darts-WM: Clemens scheitert in Runde zwei - Hongkonger Lee spielt sich in die Herzen

Aktualisiert
Gabriel Clemens muss bereits nach der zweiten Runde im Alexandra Palace die Koffer packen.
Gabriel Clemens muss bereits nach der zweiten Runde im Alexandra Palace die Koffer packen.PDC Darts
Große Enttäuschung für Gabriel Clemens: Der Halbfinalteilnehmer von 2023 muss bei der Darts-WM bereits in der zweiten Runde die Koffer packen. Der 41-Jährige unterlag in einem packenden Auftaktmatch gegen Robert Owen aus Wales mit 1:3. Für den Saarländer war es im sechsten Auftritt im Alexandra Palace erst die zweite Niederlage zum Auftakt. Jubeln durfte in der Nachmittagssession unterdessen völlig überraschend ein Qualifikant aus Hongkong.

Owen, der in der ersten Runde gegen Niels Zonneveld bereits große Nervenstärke bewiesen hat, zeigte sich im ersten Satz sehr konzentriert - und vor allem im entscheidenden Moment hellwach: Im letzten Anwurfleg von Clemens traf der Waliser drei 140er-Aufnahmen in Folge und erarbeitete sich so den entscheidenden Vorteil. Trotz eines kurzen Rechenfehlers behielt er die Nerven auf die Doppel-11 und sicherte sich Durchgang eins.

Zum Match-Center: Gabriel Clemens vs. Robert Owen

Auch in Durchgang zwei war der 40-Jährige der überlegene Spieler und erarbeitete sich zahlreiche Möglichkeiten auf die Doppelfelder. Nachdem ein spektakulärer Versuch per Champagne Finish (Bull's Eye, Bull's Eye, Doppel-16) noch scheiterte, machte er über die Doppel-4 auch den zweiten Satz zu seinen Gunsten zu. Owen, der zuvor noch nie einen einzigen Durchgang bei einer WM gewonnen hatte, hatte nun alle Karten in der Hand.

Doch auf den letzten Drücker fand Gabriel Clemens zurück ins Spiel. Ein 117er-Finish bei Anwurf des Gegners und kurze Zeit später ein spektakukäres 143er-Finish zum Gewinn des dritten Satzes beendeten den beeindruckenden Lauf des Walisers abrupt. Das Momentum schien sich nun zu Gunsten des Saarländers zu wenden, doch Owen ließ nicht nach.

Im vierten Satz verpasste Clemens im entscheidenden Moment die Doppel-16 und eröffnete Owen die Matchdarts auf die Doppel-20. Direkt den ersten nutzte der Mann aus Ogmore Valley zum wohl größten Sieg seiner Karriere. Gabriel Clemens hingegen hat damit auch das Ziel deutlich verfehlt, die 100.000 Pfund vom Halbfinaleinzug 2023 in der Order of Merit zu verteidigen.

Lee überrascht Landman

Die erste große Überraschung des heutigen Tages gab es gleich im ersten Spiel: Der Hongkonger Lok-Yin Lee setzte sich mit 3:1 nach Sätzen gegen den klar favorisierten Chris Landman durch. Obwohl der Niederländer den ersten Durchgang mit dem achten Setdart gewinnen konnte, fand er nie ins Spiel und wirkte von Aufnahme zu Aufnahme unsicherer. Am Ende verfehlte er unglaubliche 14 Darts in Folge auf die Doppelfelder.

Zum Match-Center: Chris Landman vs. Matthew Lee

Sein Gegner aus Asien hingegen legte die Verunsicherung bei seinem WM-Debüt schnell ab und sicherte sich ab dem zweiten Satz ganze neun Legs in Folge. Auch die Zuschauer im Alexandra Palace zeigten sich begeistert und stimmten immer wieder "Lee, Lee, Lee"-Sprechchöre an.

Lee, der mit einem Handtuch im Nacken gegen den Schweiß auf der Bühne stand, steht durch den bisher wohl größten Erfolg seiner Karriere nun in Runde zwei und wird dort am Samstag auf Brendan Dolan treffen. Spätestens dann dürften ihn auch die europäischen Fans wohl unter seinem "englischen" Namen Matthew Lee kennen, um dessen Verwendung er im Interview nach dem Spiel bat.

 

"The Riot" randaliert im Ally Pally

Randaliert wurde im übertragenen Sinne durch "The Riot". Der Engländer Callan Rydz spielte sich im zweiten Match des Tages in einen absoluten Rausch und schlug den WM-Debütanten Romeo Grbavac aus Kroatien ungefährdet mit 3:0. Mit einem 3-Dart-Average von über 107 reihte sich der 26-Jährige damit in die All-Time-Bestliste der WM ein.

Zum Match-Center: Callan Rydz vs. Romeo Grbavac

Sein Gegner aus Kroatien zeigte mit knapp 98 Punkten im Schnitt ebenfalls ein starkes Spiel, doch war von der ersten Sekunde an nur Nebendarsteller. Gegen die Schnelligkeit und die Treffgenauigkeit von Rydz, der in dieser Form an sein Durchbruchjahr 2022 erinnert, war kein Kraut gewachsen. 

Nach schwierigen zwei Jahren mit zwischenzeitlichen Gerüchten um ein vorzeitiges Karriereende präsentierte sich Rydz mit einem echten Knall auf der Bühne des Ally Pally zurück. In der zweiten Runde wartet für den Mann aus Newcastle das Duell mit Martin Schindler aus Oranienburg. 

Kumar schreibt Geschichte - und verliert

Auch das dritte Spiel des Nachmittags begann geschichtsträchtig. Trotz Leg-Rückstands schnappte sich der indische Qualifikant Nitin Kumar nicht nur den ersten Satz gegen Martin Lukeman, sondern auch das erste Set eines Spielers aus seinem Heimatland im Alexandra Palace überhaupt.

Zum Match-Center: Martin Lukeman vs. Nitin Kumar

In der Folgezeit pendelte sich die Partie auf durchschnittlichem Niveau ein und der favorisierte Engländer übernahm das Kommando. In allen drei folgenden Sätzen machte "Smash" auf die Doppel-8 zu und ebnete damit den Weg. Da Kumar im vierten Satz nichts mehr entgegenzusetzen hatte, steht der gebürtige Watforder Lukeman in der zweiten Runde und trifft dort auf Andrew Gilding.