Darts-EM: Martin Schindler mit erstem Sieg - Bunting scheitert an Dobey

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Martin Schindler zeigt in Dortmund, was er auf dem Kasten hat.
Martin Schindler zeigt in Dortmund, was er auf dem Kasten hat.ČTK / imago sportfotodienst / Sandy Dinkelacker

Der erste Tag bei der European Darts Championship hat direkt einige spannende Geschichten geschrieben. Im Fokus stand neben Martin Schindler natürlich das Ausscheiden von Gerwyn Price, der wie im vergangenen Jahr an Daryl Gurney scheiterte, aber auch der Europameister von 2023, Peter Wright schaffte es nicht über die erste Runde hinaus. Wir haben den Donnerstagabend in Dortmund für euch zusammengefasst.

Martin Schindler sorgte für Stimmung in Dortmund. Alle drückten "The Wall" die Daumen, der beste deutsche Spieler in der Order of Merit wollte hier seinen nächsten Coup landet. Dabei ging es gegen Dave Chisnall, ein Mann, der als absolute Wundertüte gilt.

Schindler hatte ab dem Walk-On direkt Spaß an der Kulisse und die "Martin Schindler Olé" Gesänge hallten durch die Westfalenhalle als es ins erste Leg ging. In jenem hatte "Chizzy" den Anwurf und nahm direkt ein 111er Checkout raus, was mit einem Break zum 2:0 und einem weiteren gehaltenen Anwurf zum 3:0 recht schnell bestätigt wurde.

Die erste 180 von Martin Schindler beim Stand von 0:3 ließ den Hexenkessel von Dortmund nochmal aufkochen, der Checkout zum 1:3 umso mehr - "Schindy" war drin im Match! Jetzt lief vor allem der erste Dart bei Schindler richtig gut, das Break zum 2:3 folgte, nur 11 Darts benötigte der Strausberger dafür und glich in Windeseile zum 3:3 aus.

Match-Center: Martin Schindler vs. Dave Chisnall

Schindler bleibt eiskalt

Im siebten Leg kühlte die Stimmung aber schlagartig ab, Chisnall sicherte sich das nächste Leg, während auf der Anzeigetafel noch 241 Rest bei Schindler stand - jetzt war der Anwurf vom Deutschen gefragt. Hier ließ er sein Weltklasse-Niveau aufblitzen, checkte unter Druck 76, um auf 4:4 zu stellen. Nachdem Schindler an einem 110er Finish hauchzart vorbeischlitterte, war Chisnall zur Stelle, die erneute Führung zum 5:4. Der Engländer richtete sich dann auch in Richtung Publikum, das ihn das ganze Match über mit Pfiffen begleitete, was den Veteranen doch recht wenig beeindruckte.

Nach einem weiteren soliden Anwurf-Leg von Schindler ging es dann in den Decider, der erste bis dato an diesem Abend in Dortmund. Chisnall startete ohne Triple ins Deciding Leg, es war der leichte Vorteil in Richtung des Strausbergers zu Beginn dieses elften Durchgangs. In der dritten Aufnahme des Deciders feuerte Schindler seine dritte 180 des Abends in das Brett und belohnte sich damit, als erster in den Finish-Bereich zu kommen.

Und natürlich ging es wieder über Tops - die Doppel-20 funktionierte für Martin Schindler heute Abend einfach - "The Wall" verwandelte in einer herausragenden Aufholjagd und sicherte sich seinen ersten Sieg der Karriere bei einer EM. Am Samstag geht es für ihn im Achtelfinale dann gegen Ryan Joyce!

"Es hat nur sechs Anläufe gedauert, bis ich hier mal ein Spiel gewinne" sagte einer lachender Martin Schindler am DAZN-Mikrofon. Es "freut ihn einfach, dieses Spiel gewonnen zu haben", doch "große Analysen" bräuchte es nicht.

Die abgefallene Anspannung war dem Deutschen merklich anzusehen, der Sieg "bedeutet" ihm "extrem viel" und fragte im Nachgang noch gegen wen er nun spielen würde, der Fokus wäre auf dem heutigen Spiel gewesen, sodass er erst vor Ort erfuhr, dass er gegen Ryan Joyce spielt.

Enttäuschender Wright verliert Preisgeld

Den Auftakt machte Ryan Joyce im Zweikampf mit Luke Woodhouse. Schnell zeichnete sich aber ab, dass hier die Erfahrung schlussendlich über den "Nachwuchs" triumphieren konnte. Joyce (96,93) hatte das bessere Scoring und Timing, dass ihn am Ende zu einem 6:3 Erfolg führte. Ross Smith forderte dann im Anschluss den Europameister von 2023, Peter Wright.

Der Schotte wusste, was hier heute auf dem Spiel stand und wirkte dementsprechend weniger locker, als man es von ihm gewohnt ist. Am Ende rächte sich diese Verspanntheit in Form eines problemlosen Sieges von Ross Smith, der vor allem mit einer Doppelquote von fast 50% überzeugte und dem "Smudger" einen 6:2 Triumph bescherte.

Gian van Veen nahm es daraufhin mit Damon Heta auf. Der australische Publikumsliebling kam zuerst überhaupt nicht in die Partie, als er dann in seinen Flow fand, war es aber auch schnell wieder vorbei. 6:3 für einen starken Gian van Veen, der mit dem heutigen Scoring, zumindest in den ersten Legs definitiv in Richtung des erweiterten Favoritenkreises auf den Titel schielen darf.

Price und Clayton im "Double-Trouble"

Das hingegen kann Gerwyn Price nicht mehr. Der "Iceman" scheiterte aufgrund von nur 3/17 auf die Doppel kläglich an Daryl Gurney. Wie im vergangenen Jahr war es "Superchin", der den Waliser sofort wieder aus dem Turnier wirft. Kurios: Price war sowohl im Scoring (91,49 vs. 90,51), als auch bei den 180ern (2-0) besser, am Ende zeigte sich aber hier einmal wieder die Wichtigkeit des Checkouts.

Johnny Clayton zeigte einen merkwürdigen Auftritt gegen Ryan Searle, "The Ferret" verpasste ungewöhnlich viele Chancen aufs Doppel. Nach fünf Legs waren es bereits neun verpasste, auch seine heißgeliebte D16 funktionierte nicht. Es war ein Wechselbad der Gefühle, in denen das Momentum immer wieder in beide Richtungen schwappte. Schlussendlich sorgte Ryan Searle dann aber mit einem D19, D20 Finish zum Match für ein Highlight und warf mit 6:3 den zweiten Waliser des Abends raus.

Van Gerwen mit grandioser Aufholjagd

Im Anschluss des Schindler-Matches war es Zeit für Michael van Gerwen, ein Name, der trotz der vergangenen Leistungen noch eine riesige Strahlkraft im Dartssport hatte. Für ihn ging es gegen Wessel Nijman, der neben van Veen das größte Talent im niederländischen Dartssport ist. 

Der Youngster konnte jedoch in seiner bisherigen Karriere keinen einzigen Sieg gegen einen der wohl besten Spieler aller Zeiten einfahren. Heute schien dafür die perfekte Chance zu sein, viele Fehler beim kriselnden MvG und ein tolles Timing auf Seiten von Nijman sorgten dafür, dass es nach sechs Spielen 4:2 stand. Doch van Gerwen war plötzlich wieder komplett im Spiel, holte zwei Legs in Folge und bei Nijman machte sich Verunsicherung breit. 

Bei MvG war es das komplette Gegenteil, zumindest schien es so - drei Darts hatte "The Green Machine" beim Stand von 5:4 in der Hand, um eine Aufholjagd von vier Legs in Folge perfekt zu machen - ohne Erfolg. Der Druck verlagerte sich und das Momentum war wieder auf den Seiten Nijmans. Der behielt jedoch nicht die Nerven und ließ etliche Matchdarts liegen, um weiterhin keinen Sieg gegen MvG erringen zu können

Trotz Monster-Scoring - Bunting scheitert

Im Anschluss ging es zum Abschluss des Abends dann ins englische Duell zwischen Stephen Bunting und Chris Dobey. Ein Zweikampf auf gleichem Niveau, bei dem Bunting jedoch klar der Favorit der Fans in Dortmund war, als "Titanium" ertönte, konnten sich die vielen Fans in der Westfalenhalle kaum halten.

Es zeigte sich ein extrem hohes Niveau, in dem Aufnahmen ohne Triple mehr oder weniger Fehlanzeige waren. 2:2 nach den ersten vier Legs war eine absolute Bestätigung dessen, beide waren bei 100% Checkout und auf Augenhöhe.

Dann war es aber die Phase des Chris Dobey, der auf 4:2 stellen konnte und Florian Hempel bei DAZN zu der Aussage zwang, dass es um den Magpies-Fan zu breaken hier "einen Neuner" bräuchte - prompt kassierte dieser aber dann das Rebreak und Bunting war wieder voll da. Oder nicht? Denn Chris Dobey hatte ein wirklich verrücktes Timing. Trotz eines Averages von 109,20 fliegt Stephen Bunting direkt aus der EM. Hauptgrund dafür waren die Doppel, denn dort war Dobey bei 6/9 zum Ende des Spiels und somit brutal effizient.

Alle Ergebnisse des Abends in der Übersicht:

Ryan Joyce vs. Luke Woodhouse 6:3

Ross Smith vs. Peter Wright 6:2

Gian van Veen vs. Damon Heta 6:3

Gerwyn Price vs. Daryl Gurney 6:3

Johnny Clayton vs. Ryan Searle 3:6

Wessel Nijman vs. Michael van Gerwen - 5:6

Stephen Bunting vs. Chris Dobey - 3:6