Der Tennissport steht vor einem möglichen Strukturwandel. Eine Allianz der weltbesten Spielerinnen und Spieler, darunter Aryna Sabalenka, Iga Świątek, Carlos Alcaraz und Jannik Sinner, hat ihre Forderungen nach Reformen gegenüber den Grand-Slam-Turnieren bekräftigt. In einem am 30. Juli versandten Brief, der nun publik wurde, verlangen sie mehr Mitbestimmung, höhere Preisgelder und bessere soziale Absicherung.
Bereits im März hatten die Topstars erstmals geschlossen an die vier großen Turniere appelliert. Damals noch mit Novak Djokovic an Bord, der sich diesmal nicht unter den Unterzeichnern findet. Neu hinzugekommen sind Akteure wie Jack Draper, Ben Shelton oder Amanda Anisimova.
Im Mittelpunkt stehen drei Punkte:
Sozialfonds: Die Spieler wollen, dass die Grand Slams wie bereits die ATP und WTA in einen Fonds einzahlen, der Renten-, Gesundheits- und Mutterschaftsleistungen stärkt.
Preisgeld: Der Anteil der Aktiven an den Einnahmen soll bis 2030 von derzeit geschätzten 16 auf 22 Prozent steigen. Zum Vergleich: In US-Sportligen wie der NBA liegt er bei fast 50 Prozent.
Mitspracherecht: Ein „Grand-Slam-Spielerrat“ soll künftig in zentrale Entscheidungen eingebunden werden, etwa bei der Verlängerung von Majors auf 15 Tage, die Jessica Pegula kritisch sieht: „Sie machen es länger, um mehr Tickets zu verkaufen. Für uns Spieler ist es dadurch komplizierter.“
Konfrontation mit den Veranstaltern
Die Grand Slams haben ihre Position in Briefen und Gesprächen dargelegt. Sie betonen ihre Verantwortung, Einnahmen auch in das Wachstum des Sports zu reinvestieren.
Die US Open verwiesen auf das Rekordpreisgeld von 90 Millionen Dollar im Jahr 2025, eine Steigerung um 21 Prozent, und rechtfertigten die Verlängerung auf 15 Tage als Einnahmequelle, die wiederum den Spielern zugutekomme. Auch Wimbledon verweist auf eine Verdoppelung der Preisgelder in den vergangenen zehn Jahren.
Trotz dieser Zahlen fühlen sich die Spieler nicht ernst genommen. „Generell sind sich die Spieler einig, dass sie ein echtes Mitspracherecht wollen“, sagte ein Vertreter. Die Gespräche in Roland Garros und Wimbledon verliefen zwar produktiv, doch eine Einigung ist nicht in Sicht.
Hintergrund: Machtkampf im Tennis
Die Reforminitiative überschneidet sich mit juristischen Auseinandersetzungen. Die von Djokovic mitgegründete Professional Tennis Player Association (PTPA) hat eine Kartellklage gegen die Grand Slams eingereicht. Die Veranstalter weisen die Vorwürfe zurück, zeigen sich aber gesprächsbereit.
Parallel treiben die Grand Slams eigene Pläne voran: Eine „Premium Tour“ mit rund 30 Elite-Turnieren soll den Kalender straffen und Sponsoren wie Fans gleichermaßen ansprechen. Bisher blieb das Konzept allerdings stecken.
Offizielle Gespräche sind derzeit nicht geplant. Nächster Gradmesser wird die Preisgeldverkündung der Australian Open 2026 sein. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Auseinandersetzungen abseits des Platzes im kommenden Jahr fast ebenso viel Aufmerksamkeit erhalten könnten wie die sportlichen Höhepunkte selbst.