"Bedeutet mir viel": Angefasste Silber-Gewinnerin Preuß wirft "Rucksack" ab

Franziska Preuß feiert die Silbermedaille im WM-Massenstart von Kontiolahti.
Franziska Preuß feiert die Silbermedaille im WM-Massenstart von Kontiolahti.FRANCK FIFE/AFP
Als die Freudentränen nach ihrem Medaillencoup langsam getrocknet waren, richtete Franziska Preuß den Blick schon wieder angriffslustig auf ihre kommenden Chancen. Bronze im Mixed, Silber im Sprint - folgt gemäß Gesetz der Serie nun etwa Gold in der Verfolgung? "Schaun mer mal", entgegnete sie auf die entsprechende Frage - und setzte ein breites Grinsen auf. Mit ihrer zweiten WM-Einzelmedaille 3624 Tage nach Silber im Massenstart von Kontiolahti sind die selbstgesteckten Ziele in der Lenzerheide frühestmöglich erreicht.

Sie könne nun "mit mehr Gelassenheit" in die kommenden Rennen starten, betonte die beste deutsche Biathletin. Sie habe "schon gemerkt, dass ich einen kleinen Rucksack dabei habe". Der sei nun "leichter geworden. Ich wollte es mir einfach selber beweisen, dass ich es auch beim Höhepunkt aufs Treppchen schaffen kann." Eine derartige Leistung "mit sicherlich nicht wenig Druck" sei schlicht "Weltklasse - ohne jede Übertreibung", schwärmte Sportdirektor Felix Bitterling: "Sie macht das toll."

Wegen der um 9,8 Sekunden verpassten Goldmedaille dürfe Preuß "keine Zeit darauf verwenden, sich zu grämen", forderte er. Diesen Step noch eine Stufe nach oben auf dem WM-Podest würde sie allerdings nur zu gerne noch machen, satt ist seine "grandiose" Spitzenathletin noch lange nicht. Sie gehe es am Sonntag (12.05 Uhr/ZDF und Eurosport) im Verfolger "wieder voll fokussiert an", kündigte Preuß an: "Wenn der Tag da ist, mag man trotzdem so gut es geht performen."

Zumal die Ausgangsposition für die zehn Kilometer glänzend ist. Gerade einmal zehn Sekunden nach Sprint-Siegerin Justine Braisaz-Bouchet geht sie gemeinsam mit der Finnin Suvi Minkkinen auf die Strecke - das nächste Edelmetall ist greifbar. Doch erstmal genieße sie den Moment. "Ich weiß, dass es im Biathlon immer eine Achterbahnfahrt ist. So schnell es gut ist, kann auch wieder der Wurm drin sein. Es ist ein schmaler Grad. Ich genieße aktuell, dass ich auf der richtigen Seite des Grades bin."

Medaillenjagd von Preuß noch nicht beendet

Wenn man wisse, was die Bayerin "die letzten Jahre durchgemacht hat", sei dies noch höher einzuschätzen, sagte Frauen-Bundestrainer Sverre Olsbu Röiseland: "Die ganze Saison ist unglaublich." Ihr Silber-Coup bedeute ihr nach "einer Menge Ups und Downs echt viel" und sei "echt emotional" gewesen, gab Preuß zu: "Dass es jetzt so aufgeht wieder, ist nicht selbstverständlich. Wenn es einer zu schätzen weiß, dann ich, weil ich einfach die Kehrseite kenne wie keine andere."

Auf eine große Feier verzichtete die Gesamtweltcupführende erstmal noch, genoss ihren Erfolg im nahe der Roland Arena gelegenen Teamhotel lieber im Ruhigen für sich. Schließlich hat sie noch Großes vor in den Tagen von Lenzerheide.