Dukes-Routinier Valentin Bauer exklusiv: „Das Ziel ist immer, Titel zu gewinnen“

Dukes-Routinier Valentin Bauer exklusiv: „Das Ziel ist immer, Titel zu gewinnen“
Dukes-Routinier Valentin Bauer exklusiv: „Das Ziel ist immer, Titel zu gewinnen“Verena Maurer

Im Exklusiv-Interview mit Flashscore spricht Valentin Bauer, Point Guard bei den Klosterneuburg Dukes, über den sensationellen Cup-Titel, seine Zeit am College in den USA, den Spagat zwischen Job und Profi-Basketball und seine zukünftigen Ziele.

Valentin Bauer führt kein klassisches Profileben. Er ist nicht nur Leistungsträger bei den Dukes aus Klosterneuburg, sondern ist auch Vollzeit berufstätig. Der 30-jährige Wiener kann auf viele interessante Erfahrungen in seiner Karriere zurückblicken. Von 2013 bis 2017 spielte und studierte er am College in Amerika. In Österreich hielt er Klosterneuburg immer die Treue und spielte sich von dort aus bis in das Nationalteam.

 

Valentin, wie geht’s dir persönlich?

Alles gut. Ich bin noch immer sehr glücklich über den Erfolg im Cup. Der Sieg kam sehr unerwartet und war nicht nur einer der Höhepunkte der Saison, sondern auch meiner Karriere. 

 

Du hast den Cupsieg im Jänner bereits angesprochen. Ist das bereits die Krönung der aktuellen Saison?

Auf den Titel sind wir unfassbar stolz und das Final Four war sicher eines der coolsten sportlichen Wochenenden meiner Karriere. Abgesehen von dem Titel haben wir noch viel Luft nach oben. Nicht nur spielerisch, sondern auch im Hinblick auf die Tabelle. Grundsätzlich ist es gut, dass wir noch Luft nach oben haben. Letztes Jahr hatten wir ein wenig das Thema, dass wir zu früh zu weit waren. Deshalb haben wir vielleicht aufgehört, uns weiterzuentwickeln. Das können wir uns dieses Jahr nicht leisten und müssen auch im März und April Schritte nach vorne machen, um am Ende der Saison konkurrenzfähig zu sein. In dem Prozess befinden wir uns gerade. Er ist weniger angenehm als letztes Jahr, als wir lange die unangefochtene Nummer 1 waren, aber langfristig ist es das nachhaltigere Rezept. Das soll natürlich nicht heißen, dass wir absichtlich diese Aufs und Abs haben. Man spürt aber in der Leistung eine größere Varianz als im letzten Jahr.

 

Führungsspieler Valentin Bauer gewann mit den Dukes den Cup 2025
Führungsspieler Valentin Bauer gewann mit den Dukes den Cup 2025Verena Maurer

 

Apropos Ups and Downs: In den jüngsten sechs Spielen gab es abwechselnd je drei Siege und Niederlagen. Welche Tugenden braucht es, um sobald als möglich, einen Erfolgslauf zu starten?

Wir müssen in jedem Spiel das hungrigere Team sein. Da gilt es wieder den Fokus zu finden, im letzten Teil vor den Playoffs Vollgas zu geben, die Aggressivität beizubehalten und dann gut in die Playoffs reinstarten. In den Playoffs kann dieses Jahr alles passieren. Am Ende kann jedes der letzten acht Teams ganz oben stehen. Das macht es interessant und für uns wird es wichtig sein, am Schluss in unserer besten Form zu sein. 

 

Du sagst, jedes Playoff-Team kann ganz oben stehen. Ist der Meistertitel euer erklärtes Ziel?

Das Ziel ist immer, Titel zu gewinnen. Jetzt haben wir im Cup einen gewonnen, aber ehrlich gesagt muss jetzt das ausgeschriebene Ziel der Meistertitel sein. Es gibt nichts anderes mehr zu gewinnen und so viel Zeit haben wir alle nicht mehr. Wir machen das nicht nur weil es uns so viel Spaß macht, sondern am Ende des Tages soll dabei auch etwas rausschauen. Nach dem Cup liegt der Fokus daher klar auf dem Meistertitel und da muss die Reise hingehen.

 

Lassen wir deine bisherige Karriere etwas Revue passieren. Du bist, aus Klosterneuburg kommend, in die Basketball-Hochburg USA gezogen, hast viele Facetten des Basketballsports kennengelernt. Nimm uns auf deine Reise nochmal mit.

Ich habe die ganze Jugend in Klosterneuburg verbracht. 2012 bin ich dann das erste Mal im Profikader gestanden. Ich war dann gleich im ersten Jahr beim Meistertitel dabei und im zweiten Jahr konnten wir den Cup- und Supercuptitel holen. Danach durfte ich vier Jahre lang in Amerika am College spielen und studieren. Zurück in Österreich habe ich meinen Master gemacht und war Vollprofi. Nach dem abgeschlossenen Masterstudium 2019 habe ich begonnen, zu arbeiten und habe sozusagen auf „Dreiviertel-Profi“ umgestellt. Mittlerweile bin ich seit vier Jahren Vollzeit berufstätig und trainiere nur noch am Abend. Ich versuche das, wie einige Spieler bei uns im Team, einigermaßen zu jonglieren. Das ist zwar eher atypisch, aber gibt uns die Möglichkeit, länger zu spielen. Das macht den Cup-Titel noch besonderer, wenn man in einer eher späteren Phase des sportlichen Berufslebens nochmal so einen Erfolg feiern kann. 

 

 

In deinem „normalen“ Job bist du als Head of Operations bei IMMOunited tätig. Klingt sehr verantwortungsvoll. Wie bringst du Business und Bundesliga-Basketball unter einen Hut? 

Die 10 Monate Saison sind sehr hart und verlangen einem wirklich alles ab. Da braucht man ein gutes Support-System bzw. einiges an Disziplin. Wenn man nämlich Basketball zur Arbeit dazuzählt, dann sprechen wir hier von 16 Stunden pro Arbeitstag. Das geht nur, wenn man in der Halle nicht nur Arbeitskollegen, sondern Freunde trifft. Ich spiele wirklich aktuell mit drei bis fünf meiner allerbesten Freunde und zumindest fünf weiteren sehr guten Freunden jeden Abend Basketball. Für Außenstehende ist das drei Stunden weiteres Training bzw. Arbeit, aber für uns fühlt sich das nicht so an. Man muss natürlich mit einer gewissen Ernsthaftigkeit dabei sein. Die Tatsache, dass ich die Zeit sowieso mit denselben Personen im Fitnesscenter oder beim Abendessen verbringen würde, macht das Ganze aber für uns möglich. Das haben wir in Klosterneuburg in dieser Generation fantastisch hinbekommen und versuchen, es an die nächste Generation weiterzugeben. Es ist sehr schön, dass wir das einige Jahre in der Doppelbelastung machen konnten, wir immer noch befreundet und auch sportlich immer wieder erfolgreich sind. 

 

Valentin Bauer im Spiel gegen die Flyers Wels
Valentin Bauer im Spiel gegen die Flyers WelsVerena Maurer

 

Du bist seit vielen Jahr einer der absoluten Führungsspieler der Dukes. Inwiefern helfen dir deine Erfahrungen im US-College-Basketball?

In Amerika ist es etwas ganz anderes. Das merke ich jetzt erst so richtig. Wir bekommen jedes Jahr ein bis zwei Amerikaner ins Team und die haben alle ihre eigene Lebensgeschichte. Sie kennen alle diesen brutalen College-Alltag. Die Tatsache, dass sie einen älteren Spieler haben, der sich mit dem österreichischen Profi-Basketball sehr gut auskennt, sich aber auch mit ihren möglichen Anlaufschwierigkeiten identifizieren kann, ist sehr viel wert. Als Beispiel kann hier unser Shooting Guard, den wir verpflichtet haben, genannt werden. Er hat ein sehr hohes Level am College gespielt und musste hier in eine neue Rolle reinwachsen. Er hat das unfassbar gut gemacht und ist jetzt ein noch viel besserer Spieler geworden. Dass er jemanden hatte, der auf der einen Seite versteht, wo er spielerisch herkommt, aber auch weiß wie die Dinge hier laufen, hat ihm hier glaube ich auch geholfen sich so fantastisch anzupassen und weiterzuentwickeln. Das macht mich stolz, wenn ich jemanden am Feld sehe, der diese Informationen mitnimmt und in sein Spiel einbaut. An diese Situationen werde ich mich noch viel länger erinnern, als an den ein oder anderen Korb. Mitnehmen konnte ich aus den USA aber generell enorm viel. Vor allem die Physis, mit der gespielt wird, und die Denkweise im Spiel auf meiner Position. Als Point Guard lernt man durch Fehler. Zum Glück hatte ich nie Angst davor, Fehler zu machen. Damit steht und fällt die Entwicklung eines jungen Spielers, wenn er in einem gewissen Rahmen seine Freiheiten ausleben kann. 

 

Valentin Bauer geht auf dem Feld voran
Valentin Bauer geht auf dem Feld voranVerena Maurer

 

Bleiben wir noch kurz beim College Basketball. Die March Madness, das alljährliche Playoff-Turnier der NCAA, naht. Wer sind deine Favoriten auf den begehrten Titel?

Ich glaube, dass die Duke Blue Devils sehr stark sind. Cooper Flagg gefällt mir persönlich extrem. Wenn ich mich also entscheiden müsste, dann nehme ich den State, in dem ich drei Jahre verbracht habe, und somit fällt die Wahl auf Duke. 

 

Abschließend, ein Blick in die Zukunft: Werden wir dich auch nächste Saison in der Basketball Superliga sehen?

Das primäre Ziel ist vorerst, physisch wieder auf ein Level zu kommen, das passt. Dazu zählt, kleine Verletzungen, wie einen Sehnenriss im Finger, auszukurieren und in weiterer Folge im April den besten Basketball zu spielen. Was danach passiert, weiß ich noch nicht. In diesem Alter stellt man sich jedes Jahr mehr die Fragen: Wie sehr kann ich meinem Team noch helfen? Wie viel gibt der Körper noch her? Was ist noch möglich? Diese eher unsichere Situation kann einen aber auch beflügeln, wenn man sich es einfach anschaut. Das ist dieses Jahr der Fall. Ich genieße jedes Training und jedes Spiel, als wäre es mein letztes. Das ist eine andere Erfahrung, aber hat meinem Hunger sicher nicht geschadet. Solange es noch geht, werde ich es genießen. Damit komme ich wieder zurück zum Cup. Wir haben in dieser Konstellation endlich etwas gewonnen. Das ist etwas ganz Besonderes. Jetzt fehlt uns noch der Titel. Wenn wir den Titel holen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich weiterspiele, sehr gering. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg und wir schauen von Tag zu Tag. Wir versuchen, in jedem Training besser zu werden und noch enger zusammenzuwachsen. Dann ist alles möglich.