Angriff auf die EuroLeague: NBA-Expansion - Europa, Kontinent der Träume

Adam Silver sprach offiziell über die Expansion Pläne.
Adam Silver sprach offiziell über die Expansion Pläne.TIMOTHY A. CLARY / AFP / AFP / Profimedia
LeBron James bei den Paris Eiffel Towers? Eher nicht. Aber die NBA will mit einer neuen Liga den europäischen Markt erobern.

Den alten Traum vom grandiosen europäischen Basketball-Spektakel hat Adam Silver genau vor Augen. Hier Paris Eiffel Towers gegen Berlin United, dort Rome Emperors gegen London DunKings - und mittendrin einige legendäre Weltmarken des Fußballs: Real Madrid! Bayern München! Das alles unter dem Dach der NBA. Mehr geht kaum.

"Wir spüren, dass es an der Zeit ist, diese nächste Stufe zu zünden", sagte NBA-Commissioner Adam Silver nach der Liga-Versammlung in New York. Geradezu "euphorisch" seien entsprechende Pläne dabei begrüßt worden, die finanziellen Möglichkeiten einer NBA Europe locken - das ist die realistischste Deutung des Zitats "Gelegenheiten erkunden".

Doch: Kann das funktionieren? Wird demnächst LeBron James in München die Körbe zum Zittern bringen?

Neue und bestehende Franchises im Blick

Eine neue Liga werde, so sie denn zustande kommt, "in die bestehende europäische Basketball-Landschaft" eingefügt, verspricht Silver, die Teams sollten "auch in ihren nationalen Ligen antreten". Keine akute Gefahr also für die Bundesliga - sehr wohl aber für die EuroLeague, die 18 Hochkaräter versammelt, darunter die Bayern (derzeit 5.) und Alba Berlin (18.).

Marko Pesic, Geschäftsführer der Münchner Basketballer, ist jedenfalls noch nicht angesprochen worden. "Ich habe keine Informationen außer denen, die ich den Medien entnommen habe", sagte er dem SID. Alba beobachtet die Lage "mit großem Interesse", sieht sich als Hauptstadt-Klub im Land des Weltmeisters in guter Position. Geschäftsführer Marco Baldi sieht einen "hohen Realitätsgehalt" in den Plänen. 

Die Bayern allerdings passen noch deutlich besser ins Beuteschema. "In einigen Fällen wurden Marken durch den Fußball aufgebaut", betont Silver, der gewaltiges Fan-Potenzial erahnt. Für Berlin erscheint aber auch eine neue Franchise attraktiv - gepusht durch eine Hunderte Millionen Euro schwere Investition. Woher diese kommen könnte? Völlig offen.

Für andere Standorte stellen sich ähnliche Fragen. Würde das aus Katar gesteuerte Paris Saint Germain plötzlich Basketball ganz groß aufziehen, könnte sich die NBA im Glanze einer Weltmarke für Mode und Lifestyle sonnen. Oder es muss eben ein anderer Investor her: ein knackiger Name, ein sexy Logo.

EuroLeague sei "null nachhaltig"

Eine NBA Africa gibt es bereits seit 2021, in Zusammenarbeit mit dem Weltverband FIBA. Der soll auch in Europa hinzugezogen werden - er konkurriert bereits mit der EuroLeague, der Markt ist in vier internationale Wettbewerbe zersplittert. "Ich sehe nicht, wie europäischer Basketball von einer weiteren Liga profitieren könnte", betont EuroLeague-Geschäftsführer Paulius Motiejunas. Noch kann er gelassen sein: Seine Liga hat die Teams bis 2036 unter Vertrag. 

Europa ist definitiv ein gigantischer Basketball-Markt. Nicht nur ist Deutschland Weltmeister - fünf der letzten sechs NBA-MVPs, also der wertvollsten Spieler der Saison, kommen von hier: zweimal Giannis Antetokounmpo/Griechenland, dreimal Nikola Jokic/Serbien. Hyper-Transfer des Jahres war der Slowene Luka Doncic, der sensationell zu den Los Angeles Lakers wechselte. Superstar Victor Wembanyama ist Franzose. Außerdem: Die EuroLeague sei "null nachhaltig", sagt Marco Baldi.

Die NBA-Weltstars könnten sich also durchaus ab und an mal in Europa sehen lassen - für die Paris Eiffel Towers aber würden sie nicht spielen. Dafür ist der (im Umsatz stagnierende) US-Mark viel zu riesig.