Nowitzki träumt von Gold: DBB-Frauen starten schwere Medaillenjagd

Dirk Nowitzki
Dirk NowitzkiČTK / imago sportfotodienst / Fotostand / Hirsch
Trotz nicht gerade günstiger Vorzeichen wollen die deutschen Basketballerinnen bei der EM ihre Erfolgsstory fortschreiben. Dirk Nowitzki glaubt sogar an den Titel.

EM-Gold? Trotz all der Ausfälle? Ohne die Sabally-Schwestern? Dieser tollkühne Tipp von Dirk Nowitzki überraschte sogar Leonie Fiebich. "Ja ... wild, Dirk", sagte die Anführerin der DBB-Frauen mit einem Schmunzeln, nachdem die Basketball-Ikone sie bei einer Umfrage als Europameisterinnen getippt hatte – und schob nach: "Pressure is on jetzt". Auf Deutsch gesagt: Druck ist auf dem Kessel.

Komplizierte Kader-Situation

Wahrlich ist die Gefühlslage im deutschen Camp nach dem Kreuzbandriss von Kapitänin Marie Gülich und den Absagen der WNBA-Stars Satou und Nyara Sabally komplex.

Fiebich brachte es vor dem EM-Auftakt am Donnerstag (20 Uhr/MagentaSport) in Hamburg gegen Schweden auf den Punkt: "Das übergeordnete Ziel ist natürlich immer noch, eine Medaille zu holen. Das könnte jetzt ein bisschen schwerer werden. Wir gehen das Schritt für Schritt an."

WNBA-Star Fiebich spielt für New York Liberty
WNBA-Star Fiebich spielt für New York LibertyImagn Images / ddp USA / Profimedia

Groß ist die Vorfreude auf die Heimspiele vor ausverkaufter Kulisse in der Hamburger Inselpark Arena auf jeden Fall, die Deutschen üben sich trotz der Widrigkeiten in erfrischendem Optimismus - und Nowitzkis EM-Orakel hilft dabei vielleicht sogar.

"Ich finde es cool", sagte Luisa Geiselsöder: "Die Erwartungen sind hoch. Ich habe lieber eine hohe Erwartung, als dass die Leute sagen: 'Okay, wir überstehen nicht mal die Gruppe.' Das waren vor ein paar Jahren die Einschätzungen."

Starke Ergebnisse

Für Nowitzkis Zuversicht haben die deutschen Basketballerinnen selbst viel getan. 2023 holten sie ohne die Saballys bei ihrer ersten EM-Teilnahme seit zwölf Jahren einen starken sechsten Platz, im Vorjahr folgte mit den Saballys gleich bei der Olympia-Premiere in Paris der Viertelfinal-Einzug.

Nachdem Fiebich und Nyara Sabally dann im Herbst auch noch mit New York Liberty den Meistertitel in der US-Profiliga WNBA gewannen, schien der Aufstieg des Frauen-Basketballs in Deutschland unaufhaltsam.

Generalprobe für WM in Berlin

In Hamburg geht es nun auch darum, diese Erfolgsstory fortzuschreiben – gerade mit Blick auf die Heim-WM 2026 in Berlin. Der Sprung ins EM-Viertelfinale von Piräus, wo die Finalrunde ausgespielt wird, sollte es also schon sein.

Dafür braucht es in der Vorrunde auf jeden Fall Siege gegen Schweden und am Sonntag (18 Uhr) im Gruppenfinale gegen Großbritannien. Dazwischen wartet am Freitag (20 Uhr) mit Mitfavorit Spanien ein erster großer Prüfstein.

Match-Center: Deutschland vs. Schweden / Spanien vs. Deutschland

Verbesserungsbedarf

In den Testspielen lief es ohne Fiebich und Geiselsöder noch nicht rund, aus vier Spielen gab es drei Niederlagen. Zweimal verloren die Deutschen bei Europameister Belgien mit über 30 Punkten Unterschied.

"Es ist ein bisschen verhext und läuft alles nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Die Ausfälle müssen wir kompensieren", sagte Fiebich der Sportschau. Im Kampf um das erste EM-Edelmetall seit Bronze 1997 kommt es vor allem auf das Duo Fiebich und Geiselsöder an.

Weil Satou Sabally sich auf ihren neuen WNBA-Verein Phoenix Mercury konzentriert und ihre Schwester Nyara zuletzt Knieprobleme plagten, sind die beiden die einzig verbliebenen Profis im Kader aus der besten Liga der Welt. Beide setzten bei ihren WNBA-Klubs New York und Dallas Wings alle Hebel in Bewegung, um eine Freistellung für die EM zu erwirken.

"Wir freuen uns sehr, dass sie hier sind", sagte Bundestrainerin Lisa Thomaidis: "Wir werden stark auf sie bauen." Und vielleicht wird auch dank ihnen Dirk Nowitzkis Gold-Traum wahr.

Bundestrainerin Thomaidis (r.) und ihr Team
Bundestrainerin Thomaidis (r.) und ihr TeamČTK / imago sportfotodienst / Tilo Wiedensohler