Alles auf Fiebich: Deutsche Basketballerinnen vor schwieriger EM-Mission

WNBA-Star Fiebich spielt für New York Liberty
WNBA-Star Fiebich spielt für New York LibertyImagn Images / ddp USA / Profimedia
Nach der schwierigen Vorbereitung ist WNBA-Champion Leonie Fiebich endlich beim Nationalteam. Ohne die Saballys ist sie die große Hoffnungsträgerin für eine erfolgreiche EM.

Als Leonie Fiebich endlich in Hamburg angekommen war, brachte sie sofort den WNBA-Vibe ins Camp der deutschen Basketballerinnen. Trickpass von Luisa Geiselsöder hinter dem Rücken – und die Hoffnungsträgerin versenkte den Dreier ganz lässig: Nach der durchwachsenen Vorbereitung mit Verletzungen, hohen Testpleiten und den Absagen der Sabally-Schwestern ruhen die zarten Medaillen-Hoffnungen bei der EM auf Fiebichs Schultern.

"Ich habe extrem Bock. Wir können es kaum erwarten, anzufangen", sagt die 25-Jährige. Fiebich, die im Vorjahr mit New York Liberty den Titel in der US-Profiliga WNBA geholt hatte, gibt sich in Bezug auf die Ziele aber noch zurückhaltend. "Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen, was möglich ist", sagte sie der Hamburger Morgenpost.

Am Donnerstag (20 Uhr/MagentaSport) geht es in der Hansestadt zum Turnierstart gegen Schweden.

Match-Center: Deutschland vs. Schweden

Im Kampf um das erste EM-Edelmetall seit 1997 bringt Fiebich – geboren in Landsberg am Lech – das Gewinner-Gen in die Nationalmannschaft. Champion in den USA, Champion mit Valencia Basket in Spanien, dort zuvor schon Liga-MVP: Wo Fiebich ist, ist Erfolg.

Neben ihrem exzellenten Distanzwurf verfügt sie über die Mentalität, die es braucht. Wenn es ernst wird, muss sie die ganz wichtigen Würfe nehmen – und treffen.

Denn nach zwei Jahren, in denen der deutsche Frauen-Basketball dank zahlreicher Erfolge wie 3x3-Gold bei Olympia im Eiltempo von der absoluten Nische ins öffentliche Bewusstsein drängte, hat sich auch die Erwartungshaltung deutlich gewandelt.

Auch aus dem Team sind forsche Töne zu hören. "Ich glaube, wir wollen alle eine Medaille", sagte Nationalspielerin Frieda Bühner dem Deutschlandfunk und fügte an: "Am besten Gold."

Nach dem Viertelfinaleinzug bei den Sommerspielen in Paris, bei der ersten Olympia-Teilnahme eines deutschen Frauenteams überhaupt, wäre dieser Anspruch normalerweise folgerichtig, die Vorbereitung nährte jedoch einige Zweifel.

Sabally-Schwestern fehlen

Topspielerin Satou Sabally hatte nach ihrem Klubwechsel in der WNBA zu Phoenix Mercury abgesagt, um sich ganz auf die neue Herausforderung konzentrieren zu können, ihre Schwester und Fiebichs Vereinskollegin Nyara ist wegen anhaltender Knieprobleme nicht dabei. Obendrein verletzte sich Kapitänin Marie Gülich (Kreuzbandriss) in der Vorbereitung schwer.

Ohne diese drei essenziellen Stützen des Olympia-Teams - dazu fehlte auch Fiebich noch - kassierte Deutschland bei den abschließenden beiden EM-Tests gegen Europameister Belgien zwei deutliche Klatschen mit über 30 Punkten Unterschied.

"Wir müssen nicht drumherum reden, dass diese Ausfälle uns sehr weh tun", sagte Peter Radegast, Sportdirektor des Deutschen Basketball Bundes (DBB), in einem Interview auf der Homepage des Deutschen Olympischen Sportbundes. Alle drei seien "absolute Führungsspielerinnen".

Diese Lücke müssen Fiebich und auch ihre gute Freundin Geiselsöder, die bislang eine ganz starke Debüt-Saison bei den Dallas Wings spielt, als einzig verbliebene WNBA-Profis im jungen Kader füllen. Nur wenn das Duo am Maximum spielt, kann es bei der Finalrunde in Piräus (bis 29. Juni) gegen Topteams wie Frankreich oder Belgien bestehen.

Um dort überhaupt hinzukommen, müssen Fiebich und Co. aber erst einmal die Gruppe D in Hamburg als eines der zwei besten Teams überstehen, neben Schweden warten noch Mitfavorit Spanien und die unangenehmen Britinnen.