Belastung wie "Kampfpilot": Àlex Mumbrú und die schwere Rückkehr ins Cockpit

Àlex Mumbrú nimmt seinen Posten als Bundestrainer langsam wieder ein.
Àlex Mumbrú nimmt seinen Posten als Bundestrainer langsam wieder ein.MARIUS BECKER / dpa Picture-Alliance via AFP
Ein Basketball-Trainer, so sagte der frühere NBA-Coach David Blatt einmal, müsse in einem Spiel, "150 bis 200 kritische Entscheidungen" treffen, dies sei "nur mit einem Kampfpiloten vergleichbar". Wenn der Captain, wie im Fall von Bundestrainer Àlex Mumbrú, recht schnell nach einer schwereren Erkrankung wieder ins Cockpit zurückkehrt, dürfte die Belastung folglich extrem sein.

Vor dem EM-Viertelfinale gegen Superstar Luka Doncic und seine Slowenen am Mittwoch (20.00 Uhr/RTL, MagentaSport und Flashscore-Audioreportage) in Riga stehen Mumbrú und seine Rolle durchaus im Fokus.

"Ich bin in der Halle, das ist gut. Es geht Schritt für Schritt besser", sagte der Spanier der Bild-Zeitung nach seinem Comeback im Achtelfinale gegen Portugal, er habe während seiner Krankheitspause "sieben Kilo abgenommen", fügte er an.

Jobsharing auf der deutschen Bank

Bei der lange Zeit krampfhaften Partie gegen den Außenseiter, die Deutschland letztlich dann doch mit 85:58 gewann, wirkte Mumbrú noch nicht fit.

Der 46-Jährige wechselte sich beim Coaching mit Assistent Alan Ibrahimagic ab, jener hatte ihn bereits in der Vorrunde im finnischen Tampere vertreten. In der zweiten Halbzeit gab dann fast ausschließlich Ibrahimagic die Anweisungen von der Seitenlinie, Mumbrú übernahm die Auszeiten im Sitzen.

"Àlex ist immer mit Feuer dabei. Der brennt ja schon als Headcoach, da Akzente zu setzen. Er war natürlich auch ein bisschen fertig, weil das ein sehr emotionales Spiel war. Auch sehr anstrengend für ihn", sagte Armin Andres, Vizepräsident des Deutschen Basketball Bundes (DBB), bei MagentaSport.

Am Ende sei "die Euphorie ausschlaggebend". Es stellt sich jedoch die Frage, ob Ibrahimagic möglicherweise gegen Slowenien und gegebenenfalls auch danach eine ähnlich präsente Funktion einnimmt.

Schröder: Mumbru ist "ein Warrior"

Die Mannschaft zeigte sich beeindruckt von Mumbrús Kampfgeist, nachdem er nach der Ankunft in Finnland wegen eines "akuten Abdomens", eines Krankheitsbildes im Bauchraum, sechs Tage in der Klinik gelegen hatte.

"Er ist ein Warrior für uns. Man merkt, was er für eine Mentalität hat, Wir wissen, durch was er gegangen ist. Nicht jeder würde jetzt hier stehen", sagte Kapitän Dennis Schröder. Für Mumbrú persönlich ist die Situation indessen äußerst unglücklich.

Der Familienvater, der einst als Spieler mit Spanien Welt-und Europameister geworden war, war im Vorjahr mit großen Ambitionen und dem schweren Erbe von Weltmeister-Trainer Gordon Herbert zum DBB gekommen.

Nach seiner Zeit in Bilbao und beim EuroLeague-Klub Valencia Basket ist die deutsche Nationalmannschaft erst seine dritte Trainerstation - sowie die größte und prestigeträchtigste Aufgabe.

Experte Wagner fühlt mit

Und nach leichten Anpassungsschwierigkeiten in der Vorbereitung brillierte das Team bei der EM mit der von Mumbrú erdachten schnellen Spielidee, doch sein Körper bremste ihn selbst aus. "Das kann keine gute Situation sein."

"Da kriegst du eine Riesenchance, bei so einem geilen Team zu coachen, und bist eigentlich das ganze Turnier auf halb acht", sagte Weltmeister Moritz Wagner, der die Spiele bei MagentaSport als TV-Experte analysiert, im Podcast "Abteilung Basketball".

Doppelt bitter ist die Situation, da im kommenden Jahr kein großes Turnier stattfindet. Erst 2027 steht bei der WM in Katar die Mission Titelverteidigung an.