"Rennsportlegende" und Förderer Schumachers: Zum Tod von Jochen Mass

Mass verstarb am Sonntag im Alter von 78 Jahren
Mass verstarb am Sonntag im Alter von 78 JahrenFrank Hoermann/SVEN SIMON / SVEN SIMON / dpa Picture-Alliance via AFP / Profimedia
Ein halbes Jahrhundert ist es her, ziemlich genau sogar. Am 27. April 1975 schrieb Jochen Mass mit einem Sieg in der Formel 1 ein Stück deutsche Motorsportgeschichte. Jahre später schob er als "Fahrlehrer" Michael Schumachers dann eine wahrlich historische Ära an. "Die Rennerei", sagte er dennoch irgendwann, "war nie mein ein und alles". Mass selbst legte keinen Wert auf diesen Status, doch er war einer der großen Motorsportler Deutschlands. Am Sonntag ist er nun im Alter von 78 Jahren verstorben.

Der warmherzige Bayer hatte in Südfrankreich eine neue Heimat gefunden. Dort erlag er im Kreise seiner Familie den Folgen eines Schlaganfalls, den er im Februar erlitten hatte. "Wir betrauern den Tod eines Ehemanns, Vaters, Großvaters und einer Rennsportlegende", teilte die Familie mit: "Wir feiern aber auch sein unglaubliches Leben, dass er in vollen Zügen lebte. Er fährt nun wieder Rennen mit all seinen Freunden."

Die große Karriere des Jochen Mass, die zu 105 Grand-Prix-Teilnahmen führte, hatte sich eher zufällig ergeben. Als Jugendlicher habe er keine großen Ambitionen gehabt, sagte Mass einmal. "Ich fuhr gut Auto, schneller als alle meine Freunde, das wusste ich", erklärte er im Gespräch mit dem SWR. Also probierte er es professionell und fand Gefallen.

Zweiter deutscher Grand-Prix-Gewinner

Die Laufbahn begann 1968 im Tourenwagen, 1973 debütierte er in der Formel 1 - in Silverstone war nach einer Massenkarambolage in der ersten Runde Schluss. "Schwere Unfälle gehörten früher beinahe zur Tagesordnung", sagte Mass, und sie sollten für die einschneidenden Momente seiner Karriere sorgen.

Der einzige Formel-1-Sieg gelang ihm 1975 dann auf dem gefährlichen Stadtkurs auf dem Montjuic in Barcelona, er wurde überschattet von einem Unfall, bei dem fünf Zuschauer und Streckenposten starben. Mass fuhr zu einem Sieg, den er nie als solchen begreifen wollte. Für das damals noch kleine Motorsportland war es dennoch ein besonderer: Als erst zweiter Deutscher nach Wolfgang Graf Berghe von Trips stand Mass nun in der Liste der Formel-1-Gewinner.

"Es hat mir sehr viel Freude gemacht."

Drei Jahre später überlebte Mass einen schweren Testunfall in Silverstone, erlitt zahlreiche Knochenbrüche und Verletzungen der Lunge. 1982 dann war er in den tragischen Unfall verwickelt, der Gilles Villeneuve im belgischen Zolder das Leben kostete. "Furchtbar" und "schrecklich" seien die Erinnerungen an diesen Tag.

Und nur drei Monate später flog Mass in Frankreich von der Strecke, wurde aus seinem brennenden Boliden gerettet - und machte sich nun doch finale Gedanken über seine Formel-1-Karriere. "Da zeigt jemand auf dich, das geht nicht mehr lange gut", habe er gedacht. 

Er stieg um in den Sportwagen, gewann mit Manuel Reuter und Stanley Dickens 1989 in Le Mans. Später wurde er bei Mercedes zum Mentor des jungen Schumacher. Auch diese Rolle wollte er selbst nie überbewerten, "Personenkult" sei nicht sein Ding. Sein Leben mit dem Motorsport allerdings, hätte er "nicht anders leben können", sagte Mass: "Es hat mir sehr viel Freude gemacht."