Nordschleife als Reha: Max Verstappen ist wieder da

Max Verstappen
Max VerstappenRUDY CAREZZEVOLI / GETTY IMAGES EUROPE / Getty Images via AFP
Max Verstappen hat sich in zuletzt schwierigen Formel-1-Zeiten in die Nordschleife des Nürburgrings verliebt – und ganz nebenbei auch in der Königsklasse zu alter Stärke gefunden.

Was macht der beste Rennfahrer der Welt, um sich vom Rennen fahren zu erholen? Er steigt in ein Rennauto. Max Verstappen ließ also den Alltag in der Formel 1 hinter sich und reiste in die regnerische Eifel, bretterte dort im Breitensport-Umfeld über die Hügel der legendären Nordschleife - und war dabei ausnahmsweise mal nicht der große Weltmeister, eher ein staunender Fan.

"Rennfahren ist nicht nur mein Beruf, sondern auch mein Hobby", sagte Verstappen, der Nürburgring habe ihn schon immer gereizt. Und so quetschte er diesen viel beachteten Ausflug an die Motorsportbasis mal eben zwischen seinen Sieg in Monza und das anstehende Rennen in Baku (Sonntag, 13 Uhr/Sky).

Verstappen im Prüfungs-Modus

Es war bloß der vorläufige Höhepunkt einer innigen Beziehung zu dieser Strecke, denn der Gedanke an die Nordschleife half Verstappen offenbar schon durch die so schwierigen letzten Monate in der Formel 1.

"In der Zeit, in der unser Auto nicht wettbewerbsfähig war, war das für ihn die große Leidenschaft", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bei RTL. In Verstappen wuchs der Wunsch, auch die legendären 24 Stunden in der Eifel zu absolvieren.

Dafür musste er gewissermaßen in die Fahrschule: Am vergangenen Wochenende absolvierte er also zunächst einen theoretischen Lehrgang, und dann drehte er eben seine Runden im riesigen Teilnehmerfeld der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS). Er tat das strikt nach Vorschrift, wie es sich für einen Anfänger gehört: In einem gedrosselten Porsche Cayman, die Konkurrenz zog links und rechts an ihm vorbei.

In der Branche sorgte das durchaus für hochgezogene Augenbrauen. "In anderen Sportarten gibt es ja auch Wildcards", sagte etwa Sky-Experte Ralf Schumacher: "Max ist momentan der beste Rennfahrer der Welt, man kann ihm sicher zutrauen, die Nordschleife ohne Fahrschule zu bewältigen."

Auch sein Mentor Helmut Marko zeigte sich belustigt angesichts der "schrecklichen Bürokratie". Wer sich allerdings gar nicht daran störte: Max Verstappen.

Verstappen sieht wertvolle Lektion

"Ich bin im Nassen, im Trockenen und unter Mischbedingungen gefahren", sagte er, das alles sei "wirklich sehr wertvoll" gewesen. Am Ende hatte er das sogenannte Permit in der Tasche, und es ist jetzt wohl schon entschieden: Verstappen wird im Mai 2026 bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring antreten. "Und er wird dann so vorbereitet sein, dass er auch um den Gesamtsieg mitmischt", sagte Marko.

In der Formel 1 wurde dieser Ausflug natürlich registriert. "Es zeigt, wie sehr Max den Rennsport liebt, er lebt und atmet das", sagte etwa Nico Hülkenberg, der 2015 selbst quasi im Nebenjob die 24 Stunden von Le Mans gewann. Die Langstrecke könne eine "erfrischende Ablenkung" sein, sagte der Deutsche.

Rest-Hoffnung auf WM-Titel

Verstappen hat mittlerweile auch an seinem Hauptberuf wieder Freude gefunden. In Monza gewann er so souverän wie zu besten Zeiten, auch auf dem sehr schnellen Stadtkurs in Baku sollte sein Red Bull gut funktionieren.

Fast 100 Punkte Rückstand hat er zwar bereits auf WM-Spitzenreiter Oscar Piastri, der fünfte WM-Titel in Serie ist eigentlich nur noch theoretisch machbar. Fährt Verstappen nun aber wieder regelmäßig um den Sieg, kann er durchaus ein WM-Faktor sein: im engen McLaren-Duell zwischen Piastri und Lando Norris nämlich.