Max Verstappens Szene des Tages war keine Bestzeit. Auch nicht der von Frust durchzogene Funkspruch, dass er mit seinem Red Bull "überhaupt keine Balance" finde.
Nein, der erfolgsverwöhnte Formel-1-Weltmeister warf im Freitagstraining in Ungarn: ein Handtuch. Das weiße Stück Stoff war versehentlich im Cockpit des Niederländers verblieben. Verstappen verlangsamte, warf es in Richtung Streckenrand und kassierte von den Rennkommissaren später eine Verwarnung.
Es sei ein Handtuch gewesen, "mit dem man sich das Gesicht abwischt", sagte Verstappen später, er habe es "auf die sicherste Art" entsorgt. Wer aber in dieser bildstarken Szene eine gewisse Symbolik erkennen wollte, hatte leichtes Spiel.
Denn während Verstappen am Freitag zum Auftakt des Rennwochenendes am Hungaroring nur 14. wurde und reichlich gefrustet war, zogen die beiden WM-Anwärter im McLaren an der Spitze wieder einmal ungefährdet ihre Kreise.
"Es sieht so aus, als wären wir sehr stark hier", sagte McLaren-Boss Zak Brown bei einer Sky-Liveschalte. In der Tat: Der WM-Zweite Lando Norris legte in 1:15,624 Minuten die klare Bestzeit hin, Gesamtspitzenreiter Oscar Piastri folgte 0,291 Sekunden dahinter auf Rang zwei.
Ferrari auf Tuchfühlung
Annähernd folgen konnte den Boliden des Konstrukteurs-Weltmeisters am ehesten Charles Leclerc, der Ferrari-Pilot aus Monaco belegte mit 0,399 Sekunden Rückstand auf Norris Rang drei. Rekordweltmeister und Ungarn-Rekordsieger Lewis Hamilton im zweiten Ferrari wurde Sechster (+0,705).
Das Mercedes-Team, das nach mehreren schwachen Rennen wieder ein altes Modell der Hinterradaufhängung einsetzt, machte zunächst keinen nennenswerten Sprung nach vorn: George Russell wurde Siebter, Teamkollege Kimi Antonelli Zehnter. Teamchef Toto Wolff sprach bei Sky dennoch von einem Tag, der "insgesamt okay" gewesen sei: "Beide Fahrer sagen, es ist wesentlich besser."
Angeschlagener Alonso sorgt für Ausrufezeichen
Nico Hülkenberg, der im FP1 für Nachwuchsfahrer Paul Aron (Estland) Platz gemacht hatte, belegte im Sauber den zwölften Rang (+1,056). Ebenfalls in der ersten Einheit gefehlt hatte Ex-Weltmeister Fernando Alonso wegen einer medizinischen Behandlung.

Der mit seinen 44 Jahren mit Abstand älteste Pilot im Feld erreichte trotz einer Rückenverletzung mit seinem Aston Martin den bemerkenswerten fünften Platz. Der Spanier würde beim Grand Prix von Ungarn, wo er 2003 seinen ersten von 32 Siegen gefeiert hatte, bereits zum 22. Mal am Start stehen.
McLaren siegessicher
Einen Hoffnungsschimmer für die McLaren-Verfolger gibt es trotz des klaren Trainingsresultats: Für das Rennen am Sonntag (15 Uhr/Sky) werden Regen und niedrigere Temperaturen erwartet. Allem Anschein nach stimmten deswegen einige Teams ihre Boliden bereits am Freitag auf diese Bedingungen ab und nahmen schwächere Bestzeiten in Kauf.
Piastri, der in der WM 16 Punkte vor Norris und 81 vor Verstappen liegt, geht allerdings bereits davon aus, dass die Fahrer-WM zwischen ihm und seinem britischen Teamkollegen entschieden wird.

"Ich nehme es an", sagte der 24-Jährige am Donnerstag bei der Pressekonferenz: "Wir sind beide im besten Auto. Es war an vielen Wochenenden Lando gegen mich, er ist mein natürlicher Kontrahent." McLaren strebt in Ungarn seinen 200. Sieg an.