Liam Lawson und der Fluch des zweiten Red-Bull-Cockpits: Drama in Endlosschleife

Liam Lawson (l.) soll bei Red Bull von Yuki Tsunoda (r.) ersetzt werden.
Liam Lawson (l.) soll bei Red Bull von Yuki Tsunoda (r.) ersetzt werden.Rudy Carezzevoli/Getty Images via AFP
Ein Red Bull auf der einen Seite der Garage, ein Schleudersitz auf der anderen. Willkommen in der Welt von Max Verstappen – und der seines Teamkollegen, der mit nahezu mathematischer Präzision immer wieder ausgetauscht wird. Neuster Name auf der Liste der "Verstappen-Verbannten": Liam Lawson. Der Neuseeländer musste bereits nach zwei Grands Prix seinen Platz räumen – ein neuer, aber nicht wirklich überraschender Tiefpunkt in der Geschichte des zweiten Red-Bull-Cockpits.

Liam Lawson, der als Nachfolger von Sergio Pérez in das F1-Karussell geworfen wurde, hatte kaum Zeit, sich an den Sitz zu gewöhnen, bevor er wieder daraus katapultiert wurde. Zwei Rennen, ein unberechenbares Auto und eine schwindelerregende Lernkurve später wurde das Experiment abrupt beendet. Beim nächsten Grand Prix in Japan tauscht er seinen Platz mit Yuki Tsunoda – eine Rochade, die sich nahtlos in die unheilvolle Chronik des „zweiten Sitzes“ einfügt.

Pierre Gasly, Alexander Albon, Sergio Pérez und nun Liam Lawson – die Liste der Talente, die an Verstappens Seite verbrannten, wird immer länger. Und Red Bulls Zweier-Cockpit bleibt weiterhin eine Art Hochgeschwindigkeits-Waschmaschine: einmal reingeworfen, ordentlich durchgeschleudert und wieder ausgespuckt. Wer als Nächster hineingerät? Wetten werden noch angenommen.

Verstappens Schatten – Ein unbezwingbarer Gegner

Der Ursprung des Problems liegt nicht (nur) in der Teamführung, sondern in der einzigartigen Fahrweise von Max Verstappen. Der Niederländer ist kein Ingenieur, aber er weiß genau, was er braucht, um schnell zu sein. Und das Auto, das ihm Red Bull hinstellt, wird mit jedem Update kompromissloser auf seine Bedürfnisse zugeschnitten. So kompromisslos, dass selbst gestandene F1-Fahrer an seine Grenzen stoßen.

Alexander Albon hat in einem Podcast das Problem einmal bildlich beschrieben: „Stellt euch vor, ihr spielt ein Videospiel und stellt die Maus-Sensitivität auf die höchste Stufe. Sobald ihr sie bewegt, springt sie über den ganzen Bildschirm. So fühlt es sich an, Verstappens Auto zu fahren.“ Eine Herausforderung, die nicht jeder bewältigen kann – und das vor allem nicht, wenn man direkt aus dem Simulator in den Feuerstuhl des zweiten Red Bulls geworfen wird.

Lawson erlebte diese Realität hautnah. Nach dem Grand Prix von China funkte er frustriert an die Box: „Die Balance war eine Runde lang gut. Dann war die Vorderachse weg und ich konnte die Kraft nicht mehr übertragen. Es tut mir leid. Ehrlich gesagt habe ich alles versucht, um das zu beheben.“ Doch in einem Auto, das Verstappens fahrerische Sensibilität benötigt, war das ein Kampf gegen Windmühlen.

Während Sergio Pérez wenigstens noch eine Phase hatte, in der er mit dem RB zurechtkam, blieb Lawson dieser Vorteil verwehrt. Die Evolution des Wagens, geprägt durch die Bedürfnisse des niederländischen Wunderkindes, ließ ihm schlicht keine Chance. Es war ein verlorenes Rennen, noch bevor es richtig begonnen hatte.

Wie geht es weiter bei Red Bull?

Lawsons Schicksal dürfte das von vielen sein, die nach ihm kommen werden. Solange Max Verstappen auf der einen Seite der Garage steht, wird sein Teamkollege immer um sein Überleben kämpfen müssen. Und Red Bull? Wird weiterhin Fahrer kommen und gehen sehen – denn der Fluch des zweiten Cockpits ist längst kein Zufall mehr, sondern eine Konstante in der Formel 1.

Wer auch immer nach Lawson kommt: Viel Glück. Es wird gebraucht.