Formel 1: Umstrittene Saisoneröffnung – Take That statt Motorsport

Der F1-Bolide von Max Verstappen
Der F1-Bolide von Max VerstappenOlivier Matthys / EPA / Profimedia
In London feiert die Formel 1 erstmals eine gemeinsame Saisoneröffnung: Motorsport-Traditionalisten kommen aber wohl nicht auf ihre Kosten. Neonlicht, Take That und – und dazwischen ein paar Rennwagen.

Die gute Nachricht vorab: Max Verstappen wirkt kerngesund. Am Dienstagabend wird der Weltmeister zusammen mit all den anderen Piloten der Formel 1 auf einer bunten Bühne in London stehen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Königsklasse beginnt die Saison mit einer gemeinsamen Show: Für Motorsport-Traditionalisten ist das ein weiteres Beispiel dafür, was falsch läuft in der größten Rennserie der Welt.

"Ich hoffe, ich bin in der Woche krank", hatte Verstappen im vergangenen Jahr reagiert, als er erstmals von dieser Eröffnungsfeier erfuhr. Der Niederländer hatte einigen Spaß daran, öffentlich seine Unlust mitzuteilen.

Als wenig später auch noch der zweite Hauptdarsteller der Saison 2024 einstimmte, war die Lage der modernen Formel 1 treffend beschrieben. "Es ist mein Job, wenn ich da sein soll, werde ich wohl da sein", sagte McLaren-Pilot Lando Norris: "Aber vielleicht schaue ich mal, wo Max Urlaub macht. Vielleicht fahren wir ja zusammen und sind dann beide krank."

Umstritten – aber erfolgreich

Auch Norris wird am Dienstag in London dabei sein. Seine Kritik war ohnehin grundsätzlicher Natur. Seit das amerikanische Unternehmen Liberty Media im Jahr 2017  die Formel 1  übernommen hat, hat sich die Rennserie stark verändert.

Die meisten Anpassungen dienen dem Ziel, ein breiteres Publikum anzusprechen. Die Einführung von kurzen Sprintrennen entsprechend dem Bedürfnis nach Tempo und Kurzweiligkeit.

Sport ist ein Konsumprodukt: Dynamischere Kamerapositionen, spektakuläre Stadtkurse wie in Las Vegas und eine eigens produzierte, ziemlich erfolgreiche Netflix-Doku stellen das unter Beweis. Und mehr Bewegtbilder der Formel 1 auf Social Media gibt es auch.

Der Erfolg ist messbar – und gibt den Machern recht. Die Formel 1 erlebt einen Boom, erreicht jüngere und weiblichere Zielgruppen als in den vergangenen Jahrzehnten und ist auch in den USA endgültig angekommen.

"99 Prozent Show und 1 Prozent Sport"

Die Show in London (Dienstag, 21 Uhr MEZ/Sky und YouTube) ist nur der nächste logische Schritt. 15.000 Fans werden in der O2 Arena dabei sein. Gefeiert wird nicht nur der Saisonauftakt – sondern nebenbei auch das 75. Jubiläum. Sogar die Band Take That soll im Laufe des Abends einen Auftritt aufs Parkett zaubern.

Viele, die die Formel 1 als puren Motorsport und für seine technologische Höchstleistungen lieben, sehen die Rennserie auf einem Irrweg. "Ich mag solche Dinge nicht", sagte etwa Vizeweltmeister Norris, "ich wäre lieber zu Hause und würde mich auf die Saison vorbereiten." Verstappen kritisierte bereits die Premiere der Formel 1 auf dem Strip in Las Vegas als "99 Prozent Show und 1 Prozent Sport".

Die Puristen bekommen am Dienstag übrigens auch gar nicht viel Erhellendes zu sehen. Auf der Bühne werden Showcars mit den Lackierungen für 2025 stehen. Die Autos, die am 16. März in Melbourne in die neue Saison starten, werden noch nicht enthüllt.