Ärger im Paradies: Hamilton und Ferrari früh in der Saison unter Druck

Das Debüt von Lewis Hamilton im Ferrari ging in Australien schief
Das Debüt von Lewis Hamilton im Ferrari ging in Australien schiefČTK / imago sportfotodienst / Alessio De Marco/IPA Sport / ipa-agency.net
Irgendwann erhob Lewis Hamilton seine Stimme, und natürlich bekamen auch das alle mit. "Bitte!", rief der Rekordweltmeister energisch in seinen Helm, "lass es gut sein", funkte er an seinen Renningenieur, "wiederhol' nicht alle Tipps, überlass' es mir." Wochen und Monate hatte die ganze Motorsportwelt auf dieses Debüt im Ferrari gewartet, jeden einzelnen Schritt beobachtet, wirklich alle schauten hin - und sahen beim Saisonstart in Australien dann einen völlig enttäuschten, genervten Hamilton.

Als "bitteres Erwachen" wertete die italienische Presse den zehnten Platz zum Auftakt. "Sehr kompliziert" und "deutlich schlechter als erwartet" fand Hamilton selbst diese ersten 300 Rennkilometer in seinem neuen Dienstwagen. Der Engländer nimmt nun also jede Menge Zweifel und offene Fragen mit auf die Reise nach China, wo schon am Sonntag (8.00 Uhr MEZ/Sky und RTL) in Shanghai das zweite Saisonrennen steigt. Und natürlich wird Hamilton dort erneut im Fokus stehen.

Denn die Traumehe zwischen dem größten Rennfahrer seiner Generation und dem ikonischen Rennstall ist für sich eine große Geschichte - ein Scheitern wäre aber mindestens ebenso interessant. Und so wird in diesen Tagen analysiert, bewertet und spekuliert, eine Meinung hat jeder.

Hamilton überfordert?

"Die Flitterwochen sind vorbei", ließ sich der einstige Formel-1-Teamchef Günther Steiner bei RTL/ntv zitieren, "jetzt muss er Leistung bringen." Der frühere Rennfahrer Christian Danner war geradezu "schockiert" von Hamiltons Leistung zum Auftakt, der 40-Jährige sei "schlichtweg völlig überfordert gewesen", sagte er dem Motorsport-Magazin.

Danner nahm damit Bezug auf ein Problem, mit dem Hamilton wohl mehr zu kämpfen hat als erwartet: Die Umstellung auf den Ferrari benötigt Zeit, die er nicht hat. Seine gesamte Karriere, zunächst bei McLaren als Mercedes-Kundenteam, dann beim Mercedes-Werksteam, bediente er miteinander verwandte Systeme. Sein SF-25 ist nun anders als alles, was Hamilton bislang gesteuert hat.

Schon vor dem Saisonstart hatte er darauf hingewiesen. "Die Lenkung ist komplett anders", sagte er, aber auch Einstellungen, Software, Terminologie: "Ich muss mich an alles anpassen." Das chaotische Rennen in Melbourne mit wiederkehrenden Regenschauern war zudem eines, in dem immer wieder neue Entscheidungen getroffen werden mussten, in dem zudem schnelle und präzise Kommunikation mit der Box notwendig war. Mit seinem neuen Renningenieur Riccardo Adami lief auch das ganz offensichtlich noch nicht optimal.

Auch Leclerc mit Problemen: Ferrari vor enttäuschender Saison?

Hamilton und Ferrari lernen sich also im laufenden Betrieb weiter kennen, unpraktisch ist dabei auch das Format des Grand Prix in China. Es ist ein Sprint-Wochenende, damit fällt wertvolle Trainingszeit weg: Gleich nach der ersten freien Session am Freitag folgt das Qualifying (8.30 Uhr MEZ/Sky) für das Kurzrennen.

Die Schwierigkeiten sind indes keineswegs exklusive Probleme Hamiltons. Auch Teamkollege Charles Leclerc kam nicht über Rang acht hinaus, der Ferrari war zum Auftakt eine echte Enttäuschung. Im vergangenen Jahr noch auf Augenhöhe mit McLaren, galt die Scuderia für 2025 eigentlich als Mitfavorit, konnte mit Sieger Lando Norris in Australien nun aber nicht mithalten.

Teamchef Fred Vasseur sieht allerdings vor allem Strategiefehler als Grund für die Unterlegenheit, in China könne alles anders aussehen. "Die Geschwindigkeit" des Autos sei "gut. Und darauf müssen wir unsere Saison aufbauen."