"Nee", sagt Malaika Mihambo und lacht, "eine Playstation habe ich nicht dabei." Die Weitsprung-Königin ist keine Zockerin und bereitet sich eher klassisch auf den Showdown um WM-Gold in Tokio vor: lesen, ausruhen, fokussieren. Nichts soll schiefgehen bei Mihambos Rückkehr an den Ort ihres größten Triumphes, sie will es noch einmal allen zeigen – und gleich zu Beginn der Titelkämpfe für einen starken Start des deutschen Teams sorgen. Das Debakel vor zwei Jahren? Soll sich auf keinen Fall wiederholen.
"Haben uns optimal vorbereitet"
"Die Stimmung ist gut", sagt Mihambo über das deutsche Team, das sie gemeinsam mit Speerwurf-Ass Julian Weber als Kapitänin anführt. Alle sind "sehr fokussiert" und gehen "positiv" in die WM, sagt die Tokio-Olympiasiegerin und gibt trotz der großen Konkurrenz so etwas wie ein Motto aus: "Ich bin ich, ich mache mein Ding." Nicht eine einzige Medaille brachten die deutschen Leichtathleten vor zwei Jahren aus Budapest mit – einen "Salto Nullo" wie damals wollen sie nun in Tokio auf keinen Fall noch einmal hinlegen.
Und die Chancen auf Wiedergutmachung stehen nach dem zarten Olympia-Aufschwung von Paris mit vier Medaillen auch gar nicht so schlecht. "Wir haben uns optimal vorbereitet und einen sehr guten Vorlauf gehabt, mit hervorragenden Ergebnissen schon in der Saison. Jetzt heißt es, das auf den Punkt zu bringen", sagte Jörg Bügner, Sportvorstand im DLV, bei sportschau.de.
"Mrs. Zuverlässig" macht den Anfang
Die erste große Chance auf die erste Medaille hat gleich zu Beginn der WM Mihambo, die vor zwei Jahren in Budapest fehlte. Die Konkurrenz ist unter anderem mit Olympiasiegerin Tara Davis-Woodhall groß, aber Mihambo ist ja "Mrs. Zuverlässig". Seit sieben Jahren hat Mihambo bei jeder großen Meisterschaft eine Medaille geholt – vorausgesetzt, sie war am Start.
Dass die Nationalhymne in Japan zum Spätsommer-Hit wird, brauchen die deutschen Fans angesichts der starken Konkurrenz aber nicht hoffen. So ist Weber (91,51 m) der einzige Athlet aus dem 80-köpfigen deutschen Team, der als Nummer eins der Welt nach Japan gereist ist – und neben Mihambo damit als größter Hoffnungsträger gilt.
Weiterer Medaillenkandidat ist etwa Zehnkampf-Star Leo Neugebauer, zudem lauern Kugel-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye oder Hochspringerin Christina Honsel sowie die Sprintstaffel um Gina Lückenkemper auf ihre Chance. Hindernis-Ass Frederik Ruppert nach einer wahren Leistungsexplosion in diesem Jahr oder Hammerwerfer Merlin Hummel könnten überraschen.
Jede Medaille ist ein großer Erfolg
Bei der WM, an Tag X, muss für den ganz großen Erfolg am Ende einfach alles passen. "Jede Medaille bei einer Weltmeisterschaft ist ein großer Erfolg. Natürlich möchte jeder gewinnen, aber ich weiß auch, dass Silber oder Bronze eine herausragende Leistung sind", sagte Weber bei sport1.de: "Entscheidend ist, dass ich meinen Wettkampf abrufe und das Beste zeige, was ich kann."
Mihambo könnte am Sonntag (13.40 Uhr MESZ) beim Weitsprung-Showdown schon den größten Druck vom deutschen Team nehmen. Ausgerechnet an dem Ort, wo sie 2021 in einem echten Thriller Olympiasiegerin wurde. Die "Erinnerung" daran "trage ich im Herzen", sagt die Weltmeisterin von 2019 und 2022. Nur sind sie für "den Wettkampf dieses Jahr nicht so relevant". Und so setzt Mihambo alles daran, die Geschichte neu zu schreiben.