Das Ende einer Weltkarriere: "Toniii" hört ein letztes "Krooos"

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Für Toni Kroos war die Niederlage gegen Spanien das Karriereende.
Für Toni Kroos war die Niederlage gegen Spanien das Karriereende.AFP
Die letzte Dienstreise für Toni Kroos begann um 10.50 Uhr. Nach einer kurzen Nacht verließ er am Samstagmorgen in einem schwarzen VW-Bus das deutsche EM-Camp und fuhr in Richtung Fußball-Rente. Die Enttäuschung über das bittere Ende seiner Weltkarriere war immer noch riesig, doch Kroos bereute nichts.

"Die Zeit", sagte er über sein überraschendes Comeback in der Nationalmannschaft, sei "sehr gut" gewesen: "Mir hat es großen Spaß gemacht. Ich bin sehr, sehr zufrieden."

Und doch war das letzte der 114 Länderspiele (17 Tore, 22 Assists) für die königliche Passmaschine äußerst schmerzhaft - im doppelten Sinn. Der 34-Jährige wurde beim schwer zu verdauenden Viertelfinal-Aus gegen Spanien (1:2) in der Verlängerung mehrmals von Krämpfen geplagt. Für einen Elfmeter bei einem möglichen Krimi vom Punkt "hätte es noch gereicht", betonte Kroos: "Aber nicht mehr für so viele Zweikämpfe."

Doch es kam anders. Mikel Merino riss die DFB-Auswahl mit seinem späten Treffer (119.) aus allen Träumen und zerstörte die Hoffnung des "Henkelgotts" auf den noch fehlenden Titel - es wäre der 35. gewesen. Er verspüre eine "gewisse Leere", räumte der Weltmeister von 2014 ein und umklammerte dabei eine Tüte von Real Madrid - jenem Verein, dem er so viel zu verdanken und gleichzeitig so viel gegeben hat.

Dass seine bemerkenswerte Karriere in Stuttgart endete, werde er "über die nächsten Wochen ein bisschen sacken lassen", sagte Kroos. Zunächst steht ein Familienurlaub mit Ehefrau Jessica und den Kindern Leon, Amelie und Fin an.

Kroos bekommt spät auch in der Heimat den Respekt

Dabei wird Kroos die aufreibenden EM-Wochen verarbeiten. Von den Fans wurde er in den Stadien in München, Stuttgart, Frankfurt und Dortmund mit "Toni, Toni"-Sprechchören gefeiert - ein neues Gefühl für ihn. Julian Nagelsmann verneigte sich vor dem erfolgreichsten deutschen Fußballer. "Er ist ein super Typ, hat eine außergewöhnliche Karriere gemacht, er ist Vorbild für viele Spieler", sagte der Bundestrainer, dessen Plan mit Kroos voll aufgegangen ist.

Die Lücke, die er hinterlässt, ist riesig. Kroos wurde wahlweise als "Metronom" oder "Taktgeber" bezeichnet. Die spanische Zeitung AS nannte ihn mal den "technischen Zeichner". Nun hat er den Bleistift weggelegt, den letzten seiner unzähligen Pässe gespielt. Doch Kroos sah auch einen positiven Aspekt. "Ich bin froh, wenn ich ein bisschen mithelfen konnte, dass wir in Fußball-Deutschland wieder die Hoffnung haben", sagte der sechsmalige Champions-League-Sieger.

Auch nach dem Urlaub will er sich intensiv um seine Familie kümmern - und um die anderer Leute in der "Toni-Kroos-Akademie" in Madrid. In jedem Ende liegt schließlich auch ein Anfang. Dieser begann mit seiner letzten Dienstreise.

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