Kuddelmuddel in Hannover: Machtkampf um die Entscheidungsgewalt bei 96

Trainer Andre Breitenreiter (l.) und Sportdirektor Marcus Mann wollen bei Hannover 96 wieder für Ruhe sorgen.
Trainer Andre Breitenreiter (l.) und Sportdirektor Marcus Mann wollen bei Hannover 96 wieder für Ruhe sorgen.SWEN PFORTNER/dpa Picture-Alliance via AFP
Ruhe. Nichts wünscht sich Marcus Mann gerade mehr, doch stattdessen muss der Sportdirektor von Hannover 96 gerade das typische Kuddelmuddel des Klubs verwalten. Denn 96 droht im Kampf um Macht und Millionen einmal mehr im Chaos zu versinken. "Das kostet alles sehr viel Energie", sagte Mann dem kicker: "Es muss Ruhe einkehren."

Doch von Ruhe konnten sie in Hannover in den vergangenen Wochen, Monaten und Jahren eigentlich nur träumen. Die rauschenden Europapokal-Abende von einst sind längst vergessen, in der jüngsten Vergangenheit machte der Traditionsverein fast nur noch mit Ränkespiele, Intrigen und Gerichtsprozessen Schlagzeilen, nun ist im 50+1-Wirrwarr beim Tabellensiebten der 2. Liga wieder einmal die Lizenz für die kommende Saison in Gefahr.

Denn: 96 hat seit knapp acht Monaten tatsächlich keinen Geschäftsführer mehr. Im vergangenen Juli war der langjährige und umstrittene Unternehmer Martin Kind vom Bundesgerichtshof (!) als Klubboss abberufen worden, seitdem konnten sich der Mutterverein auf der einen und die Investoren um Kind auf der anderen Seite nicht auf einen Nachfolger einigen - da im Aufsichtsrat eine Pattsituation herrscht. Aber den Lizenzantrag bei der Deutschen Fußball Liga (DFL), der bis zum 17. März eingereicht werden muss, darf nur ein Geschäftsführer unterschreiben. Mann als Prokurist ist dazu nicht befugt.

Zwei Gerichte lehnten zuletzt einen Antrag auf Berufung eines Not-Geschäftsführers ab. Doch im zähen und komplizierten Ringen um die Macht in Hannover, in dem immer auch die 50+1-Regel auf dem Spiel steht, deutet sich nun tatsächlich eine Lösung an. Die Zukunft des Klubs will dann doch niemand wegschmeißen.

Auch Ex-Klubboss Kind plädiert für Ruhe

Der Mutterverein Hannoverscher Sportverein von 1896 e.V. um Vorstand Sebastian Kramer erklärte sich zuletzt bereit, "auf die Aufnahme eines vertraglich klarstellenden Weisungsrechts in Geschäftsführer-Verträgen" zu verzichten. Gewissermaßen als Gegenleistung sei man bereit, den Kind-Favoriten Mann "zu einem von zwei gemeinsamen Geschäftsführern" zu machen. Neben Mann (Sport) soll der zweite Boss offenbar Henning Bindzus werden, der ehemalige Direktor Business Relations beim Hamburger SV könnte den Bereich Finanzen übernehmen. So weit der Plan.

"Ich kann das nur empfehlen, damit wir endlich Ruhe auf dieser Position haben. Und wir brauchen diese Ruhe", sagte Aufsichtsrat Kind der Bild-Zeitung über die mögliche Doppel-Lösung: "Wir haben Bindzus unser Vertrauen ausgesprochen." Doch unterschrieben ist noch nichts, entscheidend ist wie immer das Kleingedruckte. Wirklich Ruhe wird in Hannover wohl erst einmal nicht einkehren.